175 Jahre Alte Pinakothek München

"175 Jahre Alte Pinakothek" gaben für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen den Anlass, beachtliche Schätze aus dem Fotoarchiv zu heben. In einer kleinen, aber feinen Ausstellung werden großformatige Abzüge historischer Aufnahmen zwischen 1909 und 1944 präsentiert, die das 1836 eröffnete Gebäude in der Maxvorstadt vor den erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg von außen wie im Inneren zeigen. Leo von Klenzes Gemäldegalerie wird prachtvoll in Erinnerung gerufen. Auf einer Ansicht von Süden (1938) sieht man an Stelle der heutigen Fußballwiese den vormals eindeutig urban akzentuierten Haupteingang. Die mächtigen Statuen der ehemaligen Künstlerballustrade haben auf großformatigen Glasnegativen überlebt. Dokumentiert wurde auch der einst im Obergeschoß gelegene Loggiengang mit Fresken von Peter Cornelius. Besonders interessant fällt der Vergleich zwischen der mehrreihigen Hängung der Klenzezeit (siehe der Rubenssaal, links im Bild) und der heute reduzierten, aber immer noch als üppig empfundenen Präsentation der Gemälde aus. Nun lenkt keine mit Gold- und Stuckornamenten überzogene Deckenzone mehr ab von der Betrachtung der eigentlichen Ausstellungsobjekte. Man wolle mit dieser Ausstellung die Vergangenheit nicht verklären, heißt es in den Anmerkungen des Hauses. Die Sensibililsierung der Besucher für die Geschichte des Museums stünde im Vordergrund. Hans Döllgast (1891-1974, Architekt des Wiederaufbaus in den Jahren 1952-57) habe die verbliebene Substanz gerettet, mit eigenen neuen Akzenten versehen und selbst Architekturgeschichte geschrieben. Man wird das Gefühl nicht los, dass durch die gelungene Ausstellung dennoch restaurative Ideen wiederbelebt werden könnten. Das wäre fatal, sowohl für die Wertschätzung von Döllgasts Leistung, als auch für die Qualität der zeitgenössischen Kunstpräsentation.  Karl J. Habermann

Bis 18. September 2011 in der Alten Pinakothek in München.