Dresden castle Kleiner Schlosshof small inner courtyard roofing
Dezentes Dach
21. d’abril 2009
Vor dem Schloss wird noch gegraben. Von außen kaum zu sehen: die Kuppel über dem zentralen Hof.
Es ist unbegreiflich, dass die Membrankuppel, die seit kurzem den Kleinen Hof des Dresdener Schlosses überdacht, vereinzelt als zu viel des Neuen gedeutet wird. Das Foto oben zeigt, wie bescheiden sich die Konstruktion hinter dem Schlossgiebel und dem Dachfirst verbirgt – Konstruktion und Material machten's möglich. Schon jetzt besuchen mehrere tausend Kunstfreunde die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen. Foyer, Kassen- und Informationseinrichtungen, außerdem Café und Museumsshop im oder am Kleinen Hof unterzubringen, der von außen dreiseitig zugänglich ist, lag nahe. Die notwendige Überdachung des Hofes musste Rücksicht auf unterschiedliche Gesimshöhen und Giebelwirkungen nehmen, in der Außenwahrnehmung außerdem zurückhaltend ausfallen.
Die heiklen Anschlüsse der Kuppelkonstruktion an die vorhandene Bausubstanz sind geschickt verborgen.
Die Stabwerkskuppel überspannt stützenlos den rund 620 qm großen Hof. Die Stabgitterschale mit biegesteifen Knoten ist mit 265 Membrankissen eingedeckt, wobei deren ETFE-Folien sehr transparent, witterungsbeständig und außerdem leicht sind. Die ganze Konstruktion wiegt rund 84 Tonnen. Die Kissen werden mit 800 Pascal ständig unter Druck gehalten, die Luftversorgung erfolgt direkt durch die hohlen Stahlprofile aus Quadratrohr mit einem Querschnitt von 18 mal 18 cm. Ein zusätzliches Leitungssystem zur Luftversorgung erübrigte sich damit.
Tageshelle im Schlosshof: So war es gewünscht.
Die Kontur der Kuppel im Grundriss ergab sich aus der komplexen, unregelmäßigen Dachlandschaft um den Hof herum – die Perspektive unten zeigt, wie in einem Übergangsbereich die Umregelmäßigkeiten mit Hilfe eines präzisen Computermodells und darauf aufbauender, passgenauer Realisierung aufgenommen werden konnten. So entstand letztlich eine Überdachung, die durch eine vergleichsweise ruhige Auflagezone überzeugt. Stück um Stück wird das Ensemble bis 2013 saniert, umgebaut, zeitgenössischen Besucheransprüchen angepasst. Es wird wichtig sein, Spuren dieser Anpassung sichtbar und begreifbar zu lassen. Mit dem Hofdach ist dies ausgezeichnet gelöst.
Ursula Baus
Lageplan
Dachaufsicht
Schnitt
Perspektive Stahlkonstruktion
Schloss Dresden
Überdachung Kleiner Schlosshof
2009
Taschenberg 2
01067 Dresden
Auftraggeber
Freistaat Sachsen
Architektur
Peter Kulka Architektur
Dresden
Projektleiter
Philipp Stamborski
Projektsteuerung
Kaiser Baucontrol Ingenieurgesellschaft mbH
Dresden
Bauleitung
AES Ingenieurgesellschaft mbH
Dresden
Tragwerksplanung
ahw Ingenieure
Münster
Leonhardt, Andrä und Partner
Dresden
Kröning Ulbrich Schröter
Dresden
Prof.Dr.-Ing.habil B.Dressel
Dresden
Haustechnik
Dresdner Ökotherm GmbH
Elektroplanung
Ingenieurbüro Rathenow BPS GmbH
Sicherheitsplanung
Ingenieurbüro Decoster
Flächen
Grundfläche Kleiner Schlosshof
ca. 615 m2
Grundfläche Kuppel
ca. 1.250 m2
Hüllfläche Foliendach
ca. 1.400 m2
Rautengröße der Diagonale
ca. 4,1 m x 2,8 m
Baukosten
7,5 Millionen Euro
Fotografie
Ursula Baus (1)
Jörg Schöner (2, 3)