Umbau des Klosters St. Anton in München
Wiederbelebung
7. dicembre 2011
Zwischen Südfriedhof (rechts des Bildes) und Kloster liegt die stark befahrene Kapuzinerstraße.
Im Kapuzinerkloster St. Anton, das gegenüber dem denkmalgeschützten Alten Südfriedhof Münchens in der Isarvorstadt liegt, lebten einst 120 Mönche. Heute sind es 5. Über Jahre hinweg kümmerten sich die Architekten Hirner & Riehl darum, das fast leere, vom Verfall durchaus bedrohte Kloster in eine moderne Bildungsstätte zu verwandeln. Das Kloster gehört zum Ensemble des Südfriedhofs – erweitert wurde es von Friedrich von Gärtner und nach dem Krieg von Hans Döllgast wiederaufgebaut.
Die "schmerzhafte Kapelle", deren Langhausergänzung zum Medienstudio umgenutzt wurde.
Das A und O fürs Überleben der Bausubstanz ist eine sinnfällige neue Nutzung. Hier im Klosterensemble sollte ein der Kirche nahe stehendes Institut für den publizistischen Nachwuchs (IFP, auch Heribert Prantl von der SZ war hier) mit 24 Gästezimmern, Bibliothek, Meditationsraum, einem Fernseh- und Hörfunkstudio, Seminarräumen und üblicher Verwaltung untergebracht werden. Dazu kamen das 1936 gegründete Pfarrzentrum mit Gemeindesaal, Jugendräumen und Kindergarten und eine Beherbergung der Mönche, die hier die Stellung halten. Saniert werden musste außerdem die sogenannte "schmerzhafte Kapelle", ein barocker Rundbau, der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem romanisierenden Langhaus erweitert wurde. Das Langhaus wurde im Zuge der Sanierung als Fernseh- und Tonstudio abgetrennt – geschickt bewahrten die Architekten die Raumqualität der Kapelle mit zeitgenössischen Ergänzungen, natürlich reversibel. Denn wenn die Verdunkelungsvorhänge weggezogen werden, kommt das Kirchenschiff wieder zur Geltung.
Links im Bild die Pfarrkirche, rechts der Zugang zur Journalistenschule.
Die Journalistenschule erhielt rund um den Kreuzgang ihre Räume. Mit der Schlichtheit, die den Kapuzinern als Bettelordensmönche eignet, ist die vorhandene Architektur kongenial repariert und ergänzt worden. Luxuriös wirkt nur, wie das Tageslicht – wo es nur ging – in die alten Mauern eingefangen worden ist. So sind zum Beispiel die Gästezimmer wie ein "Haus im Haus" unters Dach gesetzt, sodass die Dachfenster Zimmer und Flure gleichzeitig belichten.
Links des Flurs die Gästezimmer; die Dachfenster lassen das Tageslicht auch in den Flur
Das gesamte Interieur überzeugt in umsichtig entworfenen Einbaumöbeln, die atmosphärisch und funktional der Substanz angepasst sind. Wie ein Neubau wurde rückwärtig des Hofes nur ein remisenähnlicher Trakt für den Kindergarten und die Jugendräume der Pfarrei ergänzt. Bemerkenswert ist, dass bei aller Funktionsvielfalt das Ensemble keineswegs "auseinander fällt". Im Gegenteil: Weiche Übergänge und die grundsätzlich schlichte Architektursprache bindet Medienschüler, Kinder, Jugendliche und Mönche in stimmigen Räumlichkeiten aneinander. Und ein Mal mehr darf man die unspektakuläre Auseinandersetzung mit vorhandener Bausubstanz als Königsaufgabe zeitgenössischen Bauens anerkennen.
Ursula Baus
Schlicht in Form und Farbe, perfekt in der Ausführung: Einbaumöbel im Kloster und in der Pfarrei.
Grundriss
Längsschnitt
Querschnitt
Schnitt Foyer Pfarrsaal
Kloster St. Anton
2011
Kapuzinerstraße 38
80469 München
Auftraggeber
Erzbischöfliches Ordinariat München
Architektur
hirner & riehl architekten und stadtplaner
München
Projektleitung
Martin Hirner
Bauleitung
Boris Kauba
Robert Härtl
Tragwerksplanung
IB Gebhard
Taufkirchen
Haustechnik
IB Schön
München
Akustik
Müller BBM GmbH
Planegg
Landschaftsarchitektur
Mahl Gebhard - Landschaftsarchitekten
München
Bruttogeschossfläche
6.350 m²
Baukosten
6,7 Mio. €
Fotografie
Thomas Zwillinger