Neugestaltung Münsterumfeld Heilsbronn
Erinnerungsplätze
19. septembre 2012
Rechts die ehemalige Zisterzienserkirche, links Bauten der evangelischen Kirchengemeinde, dazwischen die neuen Freiräume.
Die ehemalige Zisterzienserkirche Heilsbronn, zwischen Ansbach und Nürnberg gelegen, diente den Hohenzollern fast drei Jahrhunderte als Grabeskirche. Das Kloster erlebte wirtschaftliche Blütezeiten, die Kirche ein baugeschichtlich wechselhaftes Schicksal: barockisiert und reromanisiert, beeindruckt der Innenraum heute noch beziehungsweise wieder mit bemerkenswerter Schlichtheit. Dem Kloster, das inzwischen in der Obhut der evangelischen Kirchengemeinde ist, verdankt Heilsbronn heute charmante öffentliche Räume, die einst den Mönchen vorbehalten waren, deren Bauten großenteils leider als Steinbrüche missbraucht wurden.
Ein Ort zum Ausruhen: neue Sitzstufen vor der Klosterkirche; Bäume werden in Form geschnitten, um an die Dimension der Klosterbauten zu erinnern.
Bei der Neugestaltung des jetzt öffentlichen Raums, die von der Stadt veranlasst wurde, spielte die Geschichte des Ortes, genauer gesagt: die Epoche, als hier zisterziensische Mönche lebten, für die Architekten eine maßgebliche Rolle. Zwar ließ sich die detaillierte Anlage des Klosters nur rudimentär rekonstruieren, doch gelang es ihnen, mit dezenten Gestaltungsmitteln an die Dimensionen und Inhalte des Klosterlebens zu erinnern. Der Kreuzgangbereich ist heute bepflanzt und in den begehbaren Zonen mit handgeformten Ziegeln belegt, die den historisch verbürgten nachempfunden sind. Umgeben ist er von Sitzpollern, die sich auf mögliche Fensterpositionen beziehen. Östlich davon laden breite Sitzstufen dazu ein, sich Zeit für ein Päuschen zu nehmen. Tatsächlich begegneten mir an einem Spätsommertag, an dem Regen aufzog, aber noch nicht fiel, hier die ersten Heilsbronner, die nicht in einem Auto fuhren.
Blick aus erhöhter Perspektive am Tag ...
Der Zugangsbereich zur Kirche wurde auf das Maß des einstigen Dormitoriums verbreitert, ein neues Wasserkunstwerk markiert den einstigen Brunnenhof. Auch wenn man um die historischen Ortsverhältnisse nicht weiß, fühlt man sich auf der Abfolge der Plätze ausgesprochen wohl. Dieser öffentliche Raum „funktioniert“, Einheimische und Touristen wertschätzen und nutzen ihn. Dazu trägt ein sehr überzeugendes Lichtkonzept bei, mit dem die Komposition der Raumfolgen dezent in Szene gesetzt und man als Passant nicht gleich wie ein Gefängnisausbrecher angeleuchtet wird. Mit rund 9000 Einwohnern ist Heilsbronn ein Ort, in dem das öffentliche Leben überschaubar bleibt. Gerade deswegen freut man sich über diese öffentliche „gute Stube“, in der man sich zwanglos zu anderen gesellen kann, ohne gleich mit gastronomischem Equipment konfrontiert zu werden.
Ursula Baus
... und zu Beginn der Dunkelheit: Die Beleuchtung akzentuiert die räumlich wirksamen Elemente des Platzes. Die Kunstwerke sind Ergebnisse eines Wettbewerbs.
Lageplan
Beleuchtungsgruppen
Neugestaltung Münsterumfeld Heilsbronn
2012
Münsterplatz
91560 Heilsbronn
Bauherr
Stadt Heilsbronn
Heilsbronn
Architekt
KJS+ Architekten und Stadtplaner
Erlangen
Projektleiter
Prof. Hubert Kress
Bauleitung, Tiefbau, Vermessung
Ingenieurbüro Christofori und Partner
Roßtal
Landschaftsarchitektur
Lorenz Landschaftsarchitekten
Nürnberg
Statik, Unterbau, Brunnen
Dr. Volker Luft
Büchenbach
Archäologische Ausgrabungen
Oliver Specht M. A.
Schwebheim
Kunst am Bau
Dietrich Förster, Bildhauer
Kinsau
Pflaster und Tiefbauarbeiten
FNB Pflaster- & Gartenbau GmbH
Lehrberg
Bodenbelag Kreuzgang
Firma Gima
Marklkofen
Schlosserarbeiten
B+Z Kunststofftechn. + Metallbau
Lichtenau
Höger Metallbau GmbH
Merkendorf
Beleuchtungstechnik
Zumtobel Licht GmbH
Nürnberg
Nutzfläche
2.770 m²
Fotografie
Gerhard Hagen