Polizeiposten Mössingen
Markant und elegant
26. septembre 2012
Die Kombination der Fassadenmaterialien Putz, Holz und Weißbeton ist den Architekten sehr gut gelungen. Dank kerngedämmter Hohlblocksteine konnten sie auf ein WDVS verzichten.
Auch wenn kein Schriftzug an der Fassade auf die Nutzung dieses Gebäudes hinweisen würden, spürte der Besucher spätestens beim Öffnen der Haustür, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Bürobau handelt. Die Tür ist wegen der Nutzung als Polizeiposten sehr schwer, muss sie doch all jene, die unerlaubt ins Gebäude eindringen möchten, davon abhalten. Diesen Anforderungen an den Einbruchschutz und den gestalterischen Grundsätzen der Architekten verdankt der Mössinger Polizeiposten auch seine massiven Eichefenster, die dem Haus zusammen mit dem dunkelgrauen, dick aufgetragenen Glimmerputz und den Fensterfaschen aus Weißbeton-Fertigteilen einen hochwertigen Eindruck verleihen. Es setzt sich dadurch von seiner sehr heterogenen Umgebung mit Wohn- und Geschäftshäusern ab und macht den besonderen Stellenwert, den es als öffentliches Gebäude hat, sichtbar.
Das offene Treppenhaus ermöglicht zahlreiche Blickbeziehungen zwischen den drei Geschossen und dem Eingangsbereich mit seiner Sicherheitsschleuse.
Die Lage auf dem Grundstück wurde durch drei Faktoren bestimmt. Zum einen sollte der große Nussbaum auf dem Gelände erhalten bleiben, zum anderen planten die Architekten auf Wunsch des Bauherrn den Polizeiposten so, dass er bei Bedarf mit dann doppelter Grundfläche zu einem Polizeirevier ausgebaut werden kann. Die dritte Rahmenbedingung ergab sich aus der Verkehrsplanung, denn die Kreuzung Lange Straße/ Karl-Jaggy-Straße soll früher oder später in einen Kreisverkehr umgebaut werden. Der dafür nötige Platz musste frei gehalten werden und wird heute als Vorplatz für den Polizeiposten genutzt. Da bleibt nur zu hoffen, dass für den geplanten Umbau noch lange kein Geld da sein wird und das Gebäude seinen Vorplatz behalten darf.
Für Innen und Außen wählten die Architekten die gleichen Farben aus – nur in einer jeweils anderen Kombination.
Für den Innenraum wählten die Architekten – der Fußboden ausgenommen – ausschließlich die Farbe weiß, der sie mit teilweise gröber wirkenden Materialien, beispielsweise einem grobkörnigen Putz, ihre Strenge genommen haben. Die Holzrahmen der Fenster sorgen für einen zusätzlichen Kontrast und vermitteln eine warme Atmosphäre.
Der gestalterische Höhepunkt im Innern ist allerdings das großzügige Treppenhaus mit seinen nach oben bzw. nach unten breiter werdenden Treppenläufen und der großen Menge an Tageslicht, das durch die Lichtkuppeln im Dach bis ins Untergeschoss hinunter strömt. Dadurch wirkt alles einladend und freundlich. Diesen Eindruck vermittelt das neue Polizeigebäude auch nach außen, wodurch es den Planern gelungen sein dürfte, das eine oder andere Vorurteil zu widerlegen.
Simone Hübener
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Schnitt
Polizeiposten Mössingen
2011
Karl-Jaggy-Straße 36
72116 Mössingen
Bauherr
Vermögen und Bau BaWü
Amt Tübingen
Tübingen
Architekt
Bez+Kock Architekten
Stuttgart
Projektleiter
Peter Donn
Statik
Ing.-Büro Tragwerkeplus
Reutlingen
ELT
Ing.-Büro Günthner
Leinfelden
HLSK
Ing.-Büro Käser
Stuttgart
Brandschutz
HHP Nord/Ost
Braunschweig
Bauphysik
GN Bauphysik
Stuttgart
SiGeKo
Mehl Architekten
Mössingen
Hersteller-Kompetenzen
Gisoton
Kerngedämmte Schalungssteine „ThermoSchall“
Weber-Maxit
Außenputzsystem Dickschicht-Kratzputz „weber.top 204“
Bayer Betonwerkstein
Fensterumrahmungen
Forbo
Linoleumboden „Marmoleum Fresco Volcanic Ash“
Jeld-Wen
Innentüren
Lamilux
Lichtkuppeln Treppenraum
Leopold Feuerstein
Holz-Sicherheitsfenster
Bruttogeschossfläche
1.010 m²
Baukosten
ca. 2.000.000 Euro
Fotografie
Stephan Baumann