Geschäftshaus in Berlin von Petersen Architekten
Leuchtender Lückenschluss
25. mai 2011
Lückenschluss mit plastischer Glasfassade.
Der Ort ist prominent: Die Friedrichstraße in Berlin ist rund um den S-Bahnhof eine reine Konsum- und Geschäftsstraße geworden, südlich der Leipzigerstraße wird sie vielfältiger und erreicht Richtung Kochstraße ein Quartier mit einer kulturell und reichen Geschichte. In Sichtweite des legendären Grenzkontrollpunktes Checkpoint Charly galt es in der Friedrichstraße 40 eine der letzten Lücken zu schließen. Hier hatten die Brüder Skadamowski gewohnt – sie gelten als Erfinder der 3D-Brille und der Kinematografie in Deutschland. Ihre Wohnstätte wich einem Geschäftshaus, das mit dem Gold-Siegel der DGNB vorzertifiziert wurde.
Die Fassade ist ganz außen mit beweglichen Glaslamellen bestückt.
Nun sagt die DGNB-Zertifizierung nichts über die gestalterische Qualität eines Hauses aus – was immer wieder bemängelt, aber nicht geändert wird. Auch die Gestaltung gehört zur Nachhaltigkeit, und hierin könnte das Gebäude in der Friedrichstraße 40 zusätzliche Punkte sammeln. Links und rechts von unterschiedlichen Nachbarn begleitet, kragt die Fassade unsymmetrisch mit gläsernen Erkern in den Straßenraum hinein, was ihr eine plastische Wirkung und in Kombination mit dem Glaslamellen auch ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild verleiht.
Präzise konzipierte und ausgeführte Glaslamellenkonstruktion.
Die Transparenz der Fassade zeitigt in den dunkleren Jahreszeiten einen ungewöhnlichen Effekt: Das Gebäude leuchtet, ohne aufdringlich zu blenden. Die Rückseite zum neu gestalteten Gartenhof ist mit textilem Sonnenschutz versehen, die sieben Geschosse sind im Grundriss weitgehend offen und variabel nutzbar. Mit dem Bau halten sich die Architekten an die städtischen Spielregeln und nehmen mit dem vom Erker überdachten Erdgeschoss außerdem ein Motiv von der oberen Friedrichstraße auf. Wird Glas in Berlin allgemein gern verteufelt, spielt es entlang der ganzen Friedrichstraße doch eine ganz normale Großstadtrolle – in der Nummer 40 eine sehr disziplinierte, technisch perfektionierte.
Ursula Baus
Öffentliche Bereiche des Hauses sind von der Künstlerin Antje Schiffers bemalt.
Schnitt
Grundriss 3. und 4. Obergeschoss
Geschäftshaus in Berlin
2011
Friedrichstraße 40
10969 Berlin
Auftraggeber
ANH Hausbesitz GmbH & Co.KG
Architektur
PETERSEN ARCHITEKTEN
Gesellschaft für Architektur
+ urbane Strategien MBH
Berlin
Projektleitung
Roland Frank
Künstlerische Bauleitung
PETERSEN ARCHITEKTEN
Roland Frank
Lichtplanung
Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH
Berlin
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Bauwesen Horn
Leipzig
Haustechnik
Specht, Kalleja + Partner Gebäudetechnik GmbH
Berlin
Bruttogeschossfläche
1.640 m²
Baukosten
3,3 Mio €
Fotos
Jan Bitter (1,3,4)
Ursula Baus (2)