Neubau Herzog Anton Ulrich-Museum
Ein angemessenes Pendant
29. avril 2010
Sorgfältig detailliert, ein angemessenes Pendant zum Altbau: die Erweiterung des Herzog Anton Ulrich-Museums.
Das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig ist das älteste öffentliche Museum Europas. Es besitzt eine Sammlung hervorragender Kunstwerke – unter anderem von Rubens, Giorgione, Jan Vermeer. Zu sehen sind sie derzeit in der Burg Dankwarderode in der Innenstadt, denn das Museum hat geschlossen, es muss grundlegend saniert werden, wird nun auf seinen Ursprungszustand zurückgebaut und mit moderner Ausstellungstechnik ausgestattet. Voraussetzung zur Sanierung war ein Erweiterungsbau, der Bibliotheksräume, Verwaltung, Werkstätten und Depots, Räume für Museumspädagogik sowie ein Café aufnehmen kann. Lehmann Architekten haben ihn geplant, nun ist er fertiggestellt. Er wird auch nach der Wiedereröffnung des Hauptbaus bestehen bleiben.
Ansicht vom Park. Hier wirkt das Gebäude wie Gartenarchitektur, wie ein leichter Pavillon, ist so sowohl Teil des Museums als auch des Parks.
Der Erweiterungsbau liegt an der nördlichen, dem Stadtpark zugewandten Seite des Museums, zeigt sich hier auf den ersten Blick als scheinbar durchgehender, langer, zweigeschossiger Baukörper, der die Maße des Altbaus aufnimmt. Tatsächlich besteht der Neubau allerdings aus zwei zweigeschossigen Bauten auf einem massiven Sockel, die durch eine umlaufende Schicht aus weißen, sehr schlanken Stahlprofilen eingefasst werden. Der Komplex bietet so einen angenehm und nobel sich zurückhaltenden, fast pavillonartigen Eindruck, der sich als eigenständiger Bau behauptet, ohne in Konkurrenz zum massigen Altbau treten zu müssen.
Blick von Osten. Die Fassade der Baukörper und der die beiden Baukörper einfassende Stützenumgang treten zueinander in ein abwechslungsreiches Spiel.
Über zwei verglaste Stege zu den Risaliten des Altbaus ist jeder der beiden Baukörper mit dem Bestand verbunden, der Raum zwischen Erweiterung und Altbau ist abgesenkt, so dass über einen Lichthof die Restauratoren-Werkstätten im durchlaufende Sockelgeschoss mit Tageslicht versorgt werden können. Auf diesem Sockelgeschoss bildet der Bereich zwischen den beiden Baukörpern einen eigenen Raum, eine Loggia, die für Außenveranstaltungen genutzt werden kann. Der Stützenvorhang wirkt hier wie ein Filter zum Park, lässt ihn präsent sein. Zwischen Museum und Park wird so ein in Raumschichten gegliederter Übergang geschaffen.
In der Ansicht von Westen, von der Innenstadt kommend, tritt die Erweiterung kaum in Erscheinung.
Die Hülle aus anthrazitfarbenem Aluminium und Glas der beiden Bauten ist wie der Stützenring auf einem Raster von 1,35 Metern entwickelt, Fassade und Stützen treten so je nach Blickwinkel in ein interessantes und die Ansicht belebendes Wechselspiel. Vom Altbau aus, im Übergang von Alt- zu Neubau wird dieses Spiel noch bereichert werden, wenn 2013 der Altbau wieder eröffnet werden wird.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Neubau
Herzog Anton Ulrich-Museum
2010
Museumstraße 1
38100 Braunschweig
Auftraggeber
Land Niedersachsen
vertreten durch das
Staatliche Baumanagement Braunschweig
Architektur
Lehmann Architekten
Offenburg/ Berlin
Projektleitung
Hannes Lorentz
Günter Härdle
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Sprysch & Partner
Braunschweig
Haustechnik
Ingenieurbüro Gierke
Braunschweig
Elektroplanung
NEK Beratende Ingenieure
Braunschweig
Lichtplanung
Conceptlicht
Mils/ Innsbruck
Bauphysik
BBS Ingenieurbüro
Außenanlagen
Pit Müller
Freiburg
Bruttogeschossfläche
3.870 m²
Fotografie
Herzog Anton Ulrich-Museum