DBM+ Erweiterung Deutsches Bergbau-Museum
Schwarz ist das Gold der Nacht
25. junio 2010
Wie ein riesiger Findling aus Kohle wirkt der Erweiterungsbau des Deutschen Bergbaumuseums. An den Bestand ist es über Gangways angeschlossen, die an Förderbänder erinnern.
Nicht allen Prestigebauten der Ruhr 2010 widerfuhr das Schicksal des Dortmunder U, das kürzlich notgedrungen noch als Baustelle öffnete. Bereits Ende 2009 wurde die Erweiterung des Bochumer Bergbaumuseums, eines überaus beliebten Ausflugsziels, eingeweiht. Das monumentale Museum, 1935 von Fritz Schupp errichtet, zu ergänzen, war gewiss keine leichte Aufgabe.
Nachts ist das Gebäude besonders eindrucksvoll, mit Schnitten, die den Blick auf orangerote Innenräume freigeben und so den Eindruck erwecken, das Gebäude, der Stein habe ein glühendes Inneres.
Benthem Crouwel, siegreich im Wettbewerb 2006, entschieden sich dafür, dem Museum ein autonomes Objekt zur Seite zu stellen, das nicht in das System aus Symmetrie und Pathos eingreifen muss, welches den Bestandsbau prägt. Ein schwarzer Würfel stellt diese Autonomie formal her, inhaltlich wird der Bezug aber hergestellt: über die bildliche Referenz an die Kohle. Durch Schnitte in die Außenhaut – eine abgehängte Putzfassade mit glitzernden Splittern – wird Einblick in das Innere gewährt, dessen Oberflächen dort, wo sie von außen sichtbar sind, rotorange gefärbt ist und damit die glühende Kohle und deren Bedeutung als das “Gold der Nacht” symbolisieren. Es sind die Erschließungsgänge, die sich so nach außen ablesen lassen, innen wird erkennbar, dass sich diese Schnitte im Deckenlicht des zweiten Obergeschosses fortsetzen.
Polyurethanbeschichteter Beton sorgt für die orangeroten Flächen, die man von außen sieht. Die anderen Flächen in den Ausstellungsräumen sind in Sichtbeton belassen.
Angeschlossen an den Altbau über an Förderbänder erinnernde Gänge, wird die Dramatik dieser Inszenierung vor allem in den Abendstunden und bei Dunkelheit erlebbar. Damit wird auch ein anderes Bild mitgeliefert: Das der in den Berg, in die Erde geschnittenen Gänge und Schächte. Im Innern, in den Ausstellungsräumen, überwiegend für thematische Wechselausstellungen vorgesehen, sind die Wände, Decken und Böden als Sichtbeton gelassen, so dass dieser Eindruck des in Stein geschnittenen Volumen sich hier bestätigt findet. Dabei erlaubt es diese Konzept auch, die Betonkonstruktion zur Gebäudeklimatisierung zu aktivieren. Große stützenfreie Räume, eine dem Thema des Museums entsprechender rauer Charakter, der abbildet, was diese Region entstehen ließ – das Gebäude ist Museum und selbst das erste Exponat.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss erstes Obergeschoss
Grundriss zweites Obergeschoss
Schnitt
DBM+
Erweiterung Deutsches
Bergbau-Museum
2009
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
Auftraggeber
DMT Gesellschaft für
Lehre und Bildung mbH
Bochum
Vertretung des Auftraggebers
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Architektur
Benthem Crouwel
Aachen/ Amsterdam
Projektleitung
Anna Gerlach
Kostenermittlung/ Ausschreibung/ Vergabe
Höhler+Partner
Aachen
Bauleitung
Höhler+Partner
Aachen
Landschaftsarchitektur
Greenbox Landschaftsarchitekten
Bochum/ Düsseldorf
Tragwerksplanung
Arup GmbH
Düsseldorf
Technische Gebäudeausrüstung
Winter Ingenieure
Düsseldorf
Lichtplanung
Lichtplanung Hartung
Köln
Bauphysik
ISRW Dr.-Ing. Klapdor GmbH
Düsseldorf
Brandschutz
Ingenieurbüro Wittbold
Witten
Bruttogeschossfläche
1.795 m²
Baukosten
ca. 5 Mio. €
Fotografie
Gerhard Hagen