Erweiterungsgebäude der Gemeinschaftsgrundschule Cäsarstraße mit offener Ganztagsschule
Ergänzung zum Ganzen
7. December 2010
Der Neubau ordnet und strukturiert, ist aus dem Bestreben entwickelt, stadträumlich sinnfällige Orte zu schaffen.
Bayenthal ist ein Arbeiterviertel, von der südlichen Innenstadt Kölns durch Industriegebiete und Bahn getrennt. Manuel Herz hat hier 2003 eine Baulücke mit einem Aufsehen erregenden Gebäude gefüllt, Kaspar Krämer 2008 ein Pumpwerk gebaut, das über Farben den Wasserstand des Rheins anzeigt. Nun hat Gernot Schulz den Stadtteil erneut architektonisch bereichert.
Das Fassadenmaterial wird im Inneren aufgegriffen, erzeugt ein Außen im Innen.
Allerdings geht es hier nicht darum, Aufsehen zu erregen. Die Erweiterung der Grundschule zu einer offenen Ganztagsschule liegt in einer Nebenstraße, in zweiter Reihe, hinter einer Sporthalle, an einer Festwiese. Gernot Schulz verfolgte hier eine Strategie, diesen Ort städtisch zu interpretieren, aus Plätzen, Wegen, Gebäude ein Ensemble zu schaffen, das eine Einheit aus Innen und Außen, aus Menschen und Häusern formt. Man könnte sein Vorgehen als eine Strategie verstehen, die sich komplementär zu denen von Herz und Krämer verhält. Während Herz und Krämer Zeichen setzen, die Bestand und Umfeld interpretieren, in diesem Umfeld das Gewohnte neu ins Sichtfeld zu rücken, nach außen verweisen, schafft Gernot Schulz räumliche Qualitäten, die typisch für die Stadt sind, konzentriert diese Qualitäten in seinem Entwurf, ordnet das heterogene Umfeld zu einem sinnfälligen Ganzen.
Die Klassenzimmer sind weiß verputzt, die nach Norden gelegenen werden an der inneren Wand zusätzlich von oben mit Tageslicht versorgt.
Eine alte Platane wird zum neuen Mittelpunkt des Ensembles aus alt und neu. Parallel zur Straße, quer zur Sporthalle schließt der Neubau die Struktur mit einer harten Kante zur Festwiese im Norden, öffnet sich durch Vor- und Rücksprünge sowie überdachte Bereiche nach Süden. Unter dem auskragenden Kopfbau liegt der Eingang, der äußere Platz wird ins Innere in ein kleine Eingangshalle gespiegelt. Ein Waschtisch unter dem Oberlicht lässt sich als Brunnen eines Platzes interpretieren. Auch das Fassadenmaterial, der gelbe Klinker, findet sich im Innern als Wand und Bodenmaterial wieder, schafft ein Außen im Inneren. Farbige Kuben markieren wie Schleusen die Zugänge zu den Klassenräumen. Ein Einschnitt an der Nordseite im Obergeschoss dient dazu, vom Flur aus, für alle die Sicht auf die Kirche des Orts freizugeben. Dieses Detail steht für die Qualität des gesamten Neubaus: Die Stadt ist in diesem Gebäude enthalten.
Christian Holl
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Querschnitt durch den Bereich mit dem durch ein Oberlicht akzentuierten Waschtisch, der sich wie ein Brunnen auf einem Platz lesen lässt.
Erweiterungsgebäude der Gemeinschaftsgrundschule
Cäsarstraße mit offener Ganztagsschule
2009
Cäsarstraße 21
50968 Köln
Auftraggeber
Stadt Köln
vertreten durch die
Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
Architektur
gernot schulz architektur
Prof. Gernot Schulz Architekt BDA
Köln (LPH 1-5)
H&P Bauingenieure GmbH & Co. KG
Köln (LPH 6-9)
Projektleitung (LPH 1-5)
Raphaella Burhenne de Cayres
Ruth Gierhake
Annegreth Kufferath
Projektleitung (LPH 6-8)
Karin Pfau
Kirsten Nepstad
Tragwerksplanung
IDK Kleinjohann Gmbh & Co.KG
Köln
Technische Gebäudeausrüstung
Becker Ingenieure
Köln
Bauphysik
ADU cologne GmbH Institut für Immissionsschutz
Köln
Landschaftsplanung
Planungsgruppe Grüner Winkel
Nürnbrecht
Bruttogeschossfläche
2.110 m²
Baukosten
4,0 Mio. €
Fotografie
Rainer Mader