Carlswerk, Geb. Kupferhütte
Einer nach dem anderen
18. May 2011
Das Mittelschiff der Kupferhütte auf dem Carlswerk-Areal. Kister Scheithauer Gross haben die Eingriffe beim Umbau auf ein Minimum reduziert.
Mehr als 130 Jahre lang war das Carlswerk in Köln-Mülheim ein Industrieareal. Wie viele dieser Betriebe, hier war es ein Werk, in dem Fahrdrähte, Freileitungsseile, Leitungsdrähte und Starkstromkabel gefertigt wurden, ist nach Umstrukturierungen der Betrieb irgendwann eingestellt worden. Ein Projektentwickler kaufte das Areal 2007 für eine internationale Investorengruppe und konzipierte einen Gewerbecampus mit Lofts, Büro-, Service- und Produktionsflächen.
Das konstruktive Entwurfsprinzip ist simpel, aber höchst plausibel: Im Innern ist ein zweigeschossiger Einbau errichtet, der die Basis für die an der bestehenden Struktur orientierten, zweigeschossigen Mieteinheiten bildete.
In fünf Abschnitten wird das Carlswerkareal, auf dem einmal mehr als 23000 Menschen arbeiteten, nun neu entwickelt, ein Abschnitt nach dem anderen, am Ende, 2015, sollen 126 000 Quadratmeter neuer Nutzfläche zur Verfügung stehen. Zunächst wurde der Abschnitt im Südwesten umgebaut, dann die im Innern liegende Werkstatt und die Kupferhütte – beides denkmalgeschützte Backsteinbauten aus dem 19. Jahrhundert. Besonders gut lässt sich an der Kupferhütte (Baujahr 1896) nachvollziehen, was ein sensibler, architektonisch gleichwohl sicherer Zugriff auf die wertvolle Altbausubstanz wert ist.
Die eindrucksvolle Dachkonstruktion (hier wieder in der mittleren Halle) ist nach wie vor zu bewundern.
Die dreischiffige Anlage wartete mit eindrucksvollen Hallen auf, mit filigranen Dachfachwerkträgern aus Stahl, teilweise zenitaler Belichtung an Firsten und den innenliegenden Traufen sowie einem großes Halbrund-Fenster im Mittelschiff. Nachhaltige Raumeindrücke, die auch nach dem Umbau sichtbar bleiben sollten.
Lageplan mit Werkstattgebäude und Kupferhütte
Es lag daher nahe, die Struktur aufzunehmen und mittels einer eingestellten, zweigeschossigen Konstruktion und Galerien die ursprüngliche Großzügigkeit so gut es geht zu erhalten, die Dachkonstruktion sichtbar bleiben zu lassen und Lofts zu schaffen, die diesen Namen auch verdienen. Trotz des klaren strukturellen Konzepts ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Mieteinheiten entstanden, die als Maisonette-Einheiten ab einer Größe von 400 Quadratmetern räumlich der Qualität des Bestands gerecht werden. Soweit es möglich war, haben Kister Scheithauer Gross die Substanz in ihrer ursprünglichen Qualität bewahrt und Eingriffe auf das Minimum beschränkt. Zurückhaltend in den Farben, in den Materialien dem Bestand angemessen. Die Latte für die weiteren, noch anstehenden Umbauten liegt hoch.
Christian Holl
Grundriss Erdgeschoss Kupferhütte
Grundriss Obergeschoss Kupferhütte
Querschnitt Kupferhütte
Carlswerk, Geb. Kupferhütte
2009
Schanzenstraße 6-20
51063 Köln
Auftraggeber
BEBAU LLC
vertreten durch BEOS GmbH
Berlin
Architektur
kister scheithauer gross
architekten und stadtplaner
Köln
Projektleitung
Claus Spitzer
Statik
Naumann und Partner
Ingenieurgesellschaft mbH
Köln
Haustechnik
prüTec Planungsbüro
für Energie- und Haustechnik
Meckenheim
Brandschutz
HHP-West Beratende Ingenieure GmbH
Bielefeld
Bauphysik
Ing.-Büro für Bauphysik K.J. Heinrichs
Bruttogeschossfläche
4.200 m²
Baukosten
2,4 Mio. € (netto)
Fotografie
Marcus Schwier