Über die Architektur der «Trump Tower»

Trumpitecture

Carsten Sauerbrei
14. November 2016
Trump Hotel, Las Vegas. (Bild: ZooFari / Gemeinfrei)

Im zu Ende gegangenen US-Wahlkampf wurde nahezu alles, was über die Präsidentschaftskandidaten zu erfahren war, analysiert – ihre Gesundheit, Persönlichkeit, Biographie. Ein Aspekt blieb jedoch weitgehend undiskutiert, die Architektur der Gebäude, die Donald Trump als Projektentwickler weltweit errichten ließ. Erst einen Tag vor der Wahl erschien auf Dezeen ein Beitrag des US- amerikanischen Architekten Doug Staker, der sich dieses Themas annahm.

Atrium des Trump Tower an der Fifth Avenue, New York. (Bild: Fletcher6 / CC BY-SA 3.0)

Für Doug Staker ist die Architektur der «Trump Towers», die, wie er es nennt, Trumpitecture, «eine traurige, aber ehrliche Reflexion der Werte, die Trump stolz verkörpert». Einfache Werte und Symbole wie Größe seien dies, so Staker, die sich an der Höhe des Gebäudes oder der Fläche des Trump-Namenszuges an der Fassade bemisst. Außerdem wende sich Trumpitecture «von schwierigen Realitäten zugunsten reduktiver Einfachheit ab.» Oberflächendekoration, plumpe Masse und Opulenz seien deren hervorstechenden Merkmale. Dieser Analyse kann man nur zustimmen, schaut man sich zum Beispiel die golden verspiegelte Fassade des Trump Hotels in Las Vegas an oder auch den plump mit Naturstein und viel Goldglanz dekorierten Eingangsbereich des Trump Towers in New York. Diese kommerziell und auch bei der Öffentlichkeit oft erfolgreiche Architektursprache findet sich jedoch nicht nur in den USA und auch nicht nur bei Gebäuden Trumps. Einzigartig sind bei diesen aber gewiss die unübersehbar großen Namensschilder, die von der Potenz des Bauherrn künden sollen.

Südansicht des Einkaufszentrums "Schloss-Arkaden" in Braunschweig. (Bild: Verograph / CC BY 3.0)

Nun könnte man dies alles leichthin als schlechten Geschmack und Ausdruck von individueller Egomanie abtun, wenn schlechter Geschmack und Egomanie nicht Wahlen gewinnen würden. Und wenn nicht auch in Deutschland der architektonische Rückzug in eine vermeintlich gute alte Zeit stattfände, mit Malls, Landtagen und Museen, die sich als Schlösser maskieren. Ist es in den USA die Sehnsucht nach verloren gegangener Größe, die mit den Attributen der Trumpitecture bedient wird, so steht in Deutschland eher der eskapistische Wunsch im Vordergrund, in einer globalisierten Welt Sicherheit in der architektonischen Vergangenheit und ihren lokalen Bezügen zu finden.

Statt des Lamentierens über diese Phänomene gilt es nun für Architekten und Planer noch stärker als bisher, das Bedürfnis nach Geschichts- und Ortsbezug ernst zu nehmen und dafür im Dialog mit Bürgern und Politik zeitgenössische Lösungen anzubieten. Dass man den «genius loci» mit gelungener Architektur nicht den Nostalgikern überlassen muss, zeigt nicht zuletzt die kürzlich teileröffnete Elbphilharmonie, die am ersten Wochenende bereits einen Besucheransturm erlebte.

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