Neues Restaurant am Nebelhorn

Geschwungen am Gipfel

Carsten Sauerbrei
24. February 2017
Das Äußere des Restaurants dominieren die mit Eschenholz und Kupfer verkleideten, geschwungenen Brüstungen. (Bild: Norman Radon)

Den österreichischen Architekten Hermann Kaufmann mit dem Neubau eines Restaurants im sensiblen Umfeld der Hochalpenlandschaft zu beauftragen, war sicher eine gute Wahl. Hat doch der Vorarlberger Holzbauspezialist mit Projekten wie dem Biomasseheizwerk Lech gezeigt, wie eine gelungene Synthese aus alpenländischer Bautradition, zeitgenössischer Formensprache und Einbettung in die Landschaft aussehen kann.

Das neue Restaurant hält Abstand zum Nebelhorngipfel und fügt sich mit dem terrassierten Baukörper wie selbstverständlich in die Topographie ein. (Bild: Jürgen Pollak)

Bessere Sicht

Aufgabe der Architekten am Gipfel des Nebelhorns in 2224 m Höhe war es nicht nur, die Seilbahnstation zu erneuern, sondern auch ein mit dem Gipfel konkurrierendes, in die Jahre gekommenes Restaurant durch einen Neubau zu ersetzen und damit wieder freie Sicht auf den Gipfel zu ermöglichen. Daher platzierten sie das neue Restaurant weiter westlich auf dem Torso einer ehemaligen Sesselbahnstation als das bisherige. Sie rückten damit das neue Restaurantgebäude so vom technisch-funktionalen Neubau der Seilbahnstation ab, dass eine großzügige Terrassenfläche zwischen Bahnstation und Restaurant mit attraktiver Aussicht entstand. Um die Sicht auf den Gipfel weiter zu verbessern, entschieden sich die Architekten das Bauvolumen auf Höhe der Bahnstation auf ein Minimum zu reduzieren und auf dieser Ebene nur einen möglichst flachen, kleinen Baukörper als Zugang zum Restaurant zu errichten. Eine Ebene darunter, im Untergeschoss positionierten sie dementsprechend den Hauptraum des Restaurants.

Bodentiefe Verglasungen ermöglichen beste Sicht auf die umliegende Hochgebirgslandschaft. (Bild: Norman Radon)

Leichtes Material

Mit den organisch gekurvten, an Höhenlinien erinnernden Grundflächen beider Geschosse gelingt es den Architekten, das Holzhybridgebäude wie selbstverständlich in die Alpentopographie einzufügen, wie das Video des Architekturfotografen Jürgen Pollak eindrucksvoll zeigt. Die umlaufenden, das Äußere dominierenden, Kupfer verkleideten Brüstungsbänder fassen das neue Gipfelrestaurant und die Terrassenbauwerke architektonisch zu einer Einheit zusammen. Das Restaurantinnere wird von Hermann Kaufmanns bevorzugtem Baumaterial Holz geprägt, das hier aber in Kombination mit Stahlstützen und bodentiefen Verglasungen keineswegs volkstümelnd wirkt. Dieses Material auch für die Konstruktion zu verwenden lag nahe, nicht nur weil es eine lange Tradition in der Region besitzt, sondern auch weil es vergleichsweise leicht ist und sich gut für die Vorfertigung eignet. So ließen sich bei diesem Bauvorhaben die Holzbauteile gut zum Bauplatz transportieren und schnell vor Ort montieren. Das war, wie der Beitrag des Bayrischen Rundfunks dokumentiert, bei dem im Hochgebirge gelegenen, schwer erreichbaren Bauplatz besonders wichtig. 

Regionaltypisch und dennoch zeitgenössisch wirken die Innenräume des Restaurants. (Bild: Norman Radon)

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