Keltenmuseum am Glauberg
Guckkasten in die Vergangenheit
1. febrero 2011
Die rostbraune Färbung verweist darauf, dass die Zeit die Dinge, die Landschaft verändert. Im Innern des Keltenmuseums trifft man auf eine Welt, die vergangen ist.
Die Wetterau liegt nördlich von Frankfurt, zwischen Taunus und Vogelsberg. An ihrer östlichen Flanke ist der Glauberg eine weithin sichtbare Erhebung – kein Wunder war er in der Vergangenheit weniger wie heute für Erholung suchende Menschen attraktiv, sondern ein strategische idealer Ort. Alamannen, Franken, Staufer hinterließen Spuren. Seine Blütezeit aber war die Eisenzeit während der Besiedlung vornehmlich durch Kelten – für die Altertumsforscher ein kleines El Dorado.
Aus dem verglasten Sockel steigt man, dem Geländeverlauf folgend, in den Ausstellungsbereich.
Zwei Grabhügel wurden in den 1990er Jahren entdeckt, zahlreiche weitere wertvolle Funde – so die Statue eines keltischen Fürsten – gemacht. Nun ist das Museum fertiggestellt, in dem diese Funde gezeigt, in dem sie eingeordnet werden können und in dem der Besucher erfährt, welcher Zeit, welcher Welt sie entstammen. Der Neubau, 2008 begonnen, ist Teil eines Ensembles aus archäologischem Park und einem Forschungszentrum, das sich der weiteren Untersuchung des Ortes widmet.
Die Landschaft wird zum Exponat. Ausgerichtet auf einen keltischen Grabhügel, lässt das Panoramafenster den Blick in die Landschaft schweifen, in der die Kelten zu Hause waren.
Das klar umrissene Gebäude – der Entwurf wurde in einem Wettbewerb 2006 mit dem ersten Preis ausgezeichnet – ist auf einem weit zurückgesetzten, gläsernen Sockel dort, wo der Kuppenwald beginnt, in den Hang geschoben. Fast wirkt es, als sei es selbst ein archäologisches Fundstück, das freigelegt wurde. Das Museum passt sich farbig dank der rostbraun schimmernden Corten-Stahlverkleidung in die landwirtschaftliche geprägte, sanft gewellte Landschaft ein, ohne in ihr zu verschwinden, mit der Patina verweist die Hülle darauf, dass sich im Innern Dinge finden, die in die Vergangenheit führen.
Lageplan
Aus dem Sockel mit Cafeteria taucht der Besucher über eine breite Treppe in die Ausstellung ein. Der von der Außenwelt nahezu vollständig abgeschirmte Ausstellungsbereich wird derzeit noch eingerichtet, die Architekten nehmen dabei das Bild der Schichten auf, mit dem die Arbeit der Archäologen, die der Grabungen verbunden wird – sie verweisen auf Boden- wie auf Zeitschichten. Nicht jedes Exponat lässt sich aber in solcher Ausstellungsarchitektur präsentieren – das Panoramafenster rahmt daher die Landschaft, richtet den Blick auf einen der beiden Grabhügel, verortet das Museum im Archäologischen Park. Die Vergangenheit, die Keltenwelt am Glauberg ist in der Gegenwart präsent. Weiter noch reichen die Blicke von der Dachterrasse. Im Frühjahr wird das Museum eröffnet werden.
Christian Holl
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Längsschnitt
Modell der Ausstellungsarchitektur. Sie orientiert sich am Bild der Schichten
Keltenmuseum am Glauberg
2010
Am Glauberg 1
63695 Glauburg-Glauberg
Auftraggeber
Land Hessen
Wiesbaden
Architektur
kadawittfeldarchitektur
Aachen
Projektleitung
Oliver Venghaus
Freiraumplanung
clubL94
Köln
Tragwerksplanung
Bollinger Grohmann Ingenieure
Frankfurt am Main
Bauphysik
Ingenieurgesellschaft für Bauphysik
Trümper - Overath - Heimann - Römer
Bergisch-Gladbach
Brandschutz
Ökotec Sachverständige
Schwalmtal
TGA
Ingenieurgemeinschaft TEN
Aachen
Orientierungsmanagement
Kaiser Matthies
Berlin
Bauleitung
Borgmann Architekten und Ingenieure
Aachen
Bruttogeschossfläche
2.190 m²
Fotografie
Werner Huthmacher