Überdachung Vorplatz Westendgate
Neues Entrée
8. Juli 2010
Blick von oben auf Vordach und die Platzanlage.
Durch die Messe- und Hochhausstadt Frankfurt weht seit einiger Zeit ein etwas konservativ-reaktionärer Geist – die Altstadt soll rekonstruiert werden, auf dem Unigelände geht es immer gediegener zu, neue Hochhäuser lassen an alte Typologien denken. Aber Frankfurts Hochhauslandschaft kommt zugleich in die Jahre, in denen jede Architektur erneuert werden muss: Die Deutsche Bank passt ihre Türme dem Stand der Bautechnik an, Gleiches gilt auch für das WestendGate, das Mitte der 1970er Jahre mit 159 Metern Höhe und 47 Stockwerken noch als höchstes Bürogebäude Deutschlands gebaut wurde und heute besser als Marriott-Hotel vis-à-vis des Messeingangs bekannt ist. Es wird energetisch komplett erneuert und erhält auch eine neue Fassade. Zum Umbau gehört aber auch ein neues Vordach, das im öffentlichen Raum neue Aufenthaltsqualität schafft.
Blick von der Ludwig-Erhard-Anlage zum Hoteleingang; Baustelleneinrichtungen sind der Fassadenrenovierung geschuldet.
Am Verkehrsaufkommen an der Ludwig-Erhard-Anlage, wo vier große Straßen und Straßenbahnlinien aufeinander treffen, kann mit dem Vordach natürlich nichts geändert werden. Aber es wird dem Fußgänger doch ein kleines Stück des öffentlichen Raumes zurückerobert. Schwellenlos geht das Basaltpflaster – immerhin 1500 qm – in den städtischen Raum über, und das neue, 1000 qm große Vordach wächst zonierend in ihn hinein. Entworfen ist es wie ein künstlicher Hain: Baumstützen aus Stahlrohren fügen sich mit unterschiedlichen Höhen und unterschiedlichen Auskragungen zu einem doppelt gekrümmten Gitterrost zusammen, der wie eine Baumkronenlandschaft wirkt. Statisch wurde die Konstruktion optimiert, das heißt im Materialaufwand minimiert – was mit einem Computerprogramm gelang, in dem auch gleich das Entwässerungsproblem der großen Flächen gelöst werden konnte. Marriott hätte sich gern zu einem neuen Hoteleingang entschließen und die Parkplätze vor der Tür abschaffen dürfen.
Blick in die entgegen gesetzte Richtung; der Verkehr ist und bleibt eine Belastung.
Die Vordachfläche wird mit leicht durchsichtigen ETFE-Folienkissen gebildet, die in unterschiedlichen Formen mit Luft gefüllt sind. Die Vordachkonstruktion wahrt Distanz zur Hochhausfassade und bildet eine Zone, die vom hohen Baukörper über den Hoteleingang in den Erdgeschossbereich des städtischen Raums vermittelt. Sie bietet Witterungsschutz und ist doch hell geblieben. Das Vordach darf man als eine Intervention im (halb-)öffentlichen Frankfurter Raum werten, den die Stadt an vielen anderen Stellen braucht. Mit solchen Interventionen kann es gelingen, die Stadt für den nicht motorisierten Teil der Gesellschaft zurückzuerobern.
Ursula Baus
Im Detail: Die Stahlrohre wurden verzinkt und silberfarbig lackiert.
Ansicht Südwest
Lageplan
Überdachung Vorplatz Westendgate
2010
Hamburger Allee 2-4
Frankfurt am Main
Auftraggeber
Aberdeen Immobilien
Kapitalanlagengesellschaft mbH
Frankfurt am Main
Architektur.Generalplanung
Just/Burgeff Architekten
Frankfurt am Main
mit Asterios Agkathidis - a3lab
Frankfurt am Main
Bauleitung
Just/Burgeff Architekten
Frankfurt am Main
Tragwerksplanung
Just/Burgeff Architekten
mit Wilhelm und Partner
Stuttgart
Außenanlagen
Just/Burgeff Architekten
mit Freiraum X
Frankfurt am Main
Bruttofläche
ca. 1000 m²
Baukosten
1 Mio. €
Fotografie
Eibe Soennecken (1, 2, 4)
Ursula Baus (3)