Neues Gymnasium
Kreisverkehr
13. Februar 2013
Das Gebäude, das mehreren hundert Schülern Raum zum Lernen bietet, passt sich mit seiner Höhe von drei Stockwerken der umgebenden Bebauung an.
Dem neuen Gymnasium in Bochum sieht man schon von Weitem an, dass die Architekten bei diesem Entwurf in Sachen Schulbau neue Wege gegangen sind. Der Grundriss ist in Form einer Acht dynamisch geschwungen, die Fassade ändert ihr Aussehen mit jedem Schritt, den man am Gebäude entlanggeht. Denn hinter den Industrieglasscheiben der vorgehängten Fassadenkästen finden sich in unterschiedlicher Anordnung rote, blaue und gelbe Punkte. Wer sich diese genauer anschaut, erkennt darin die Anfangsworte des Artikels 1 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ In einem Ring stehen sie in Deutsch als der Landessprache geschrieben, in den beiden anderen einmal in Englisch als Weltsprache und einmal Latein als Sprache der Wissenschaft. Es lohnt sich also, die grafisch sehr gelungene Fassade, die der Düsseldorfer Künstler Ulrich Erben gestaltet hat, näher zu betrachten.
Durch die Form des Grundrisses entsteht in der Schule ein Rundgang, Stichflure werden vermieden.
Im Innern des Neuen Gymnasiums, das aus der Albert-Einstein-Schule und dem Gymnasium am Ostring entstanden ist, setzt sich die ungewöhnliche Gestaltung fort. Ein großer Innenhof empfängt Schüler, Lehrer und Besucher und bietet allen viel Platz, um sich aufzuhalten, Feste zu feiern und zu warten, bis der Lehrer das Klassenzimmer öffnet. Denn nur die Lehrkräfte können, als Schutz vor Amokläufen, die Klassenzimmertüren von außen öffnen. Genügend Raum zum Warten und für die Pausen wird deshalb bei Schulneubauten immer wichtiger.
Die besondere Atmosphäre des Innenhofs gründet auch im luftgefüllten ETFE-Folienkissendach, das leicht und lichtdurchlässig über den Köpfen der Menschen zu schweben scheint. Zum Schutz vor zu viel Sonne wurde die äußere Folie von innen unsichtbar bedruckt.
Klein, aber fein – dieser Satz trifft auch auf die Klassenzimmer des Neuen Gymnasiums zu.
Während im vorderen Ring hauptsächlich die öffentlichen Räume, wie Sekretariat, Mensa, Schülercafé und Selbstlernzentrum angeordnet sind, nimmt der hintere Ring die (Fach-) Klassenräume auf. Diese sind mit Tischen und Stühlen in den neutralen Farben Schwarz und Weiß möbliert und durch die großen Fensterflächen hell und freundlich. Einzig die Grundfläche der vorschriftsmäßig geplanten Zimmer erscheint zu gering. Mit bis zu 30 Schülern dürfte es darin teilweise ganz schön eng werden. Ein großer Pluspunkt sind dabei die meist dreieckigen Tische, die sich sehr flexibel zu kleinen oder großen Gruppen zusammenstellen oder auch als Einzeltische nutzen lassen. Die Qualitäten des Neubaus von Hascher Jehle gleichen das kleine Manko mehr als aus. Und so bleibt zu hoffen, dass die Gestaltungsprinzipien dieses offenen, freundlichen und qualitativ hochwertigen Gebäudes auch an anderen Orten Schule machen.
Simone Hübener
Im Selbstlernzentrum können die Schüler gemeinsam und auch noch nach dem Unterricht lernen.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Querschnitt durch das Atrium
Neues Gymnasium
2012
Querenburger Str. 37
44789 Bochum
Bauherr
EGR Entwicklungsgesellschaft
Ruhr-Bochum mbH
Bochum
Projektleiter
Hans-Erich Becker-Faoro
Architekten
HASCHER JEHLE Architektur
Berlin
Projektleiter
René Kuring
Bauleitung
Rheinpark_r Ralph Röwekamp Architekten
Bochum
Tragwerksplanung
Weischede, Herrmann und Partner
Stuttgart
Heizung, Lüftung, Elektroplanung
IB Krawinkel
Krefeld
Bauphysik, Akustik
Ingenieurgesellschaft BSP
Düsseldorf
Rohbau
OBAG Hochbau GmbH
Bautzen
Bauunternehmung
Malic
Bochum
Fassade
Geerds Metallbau GmbH
Groß Welzin
Foliendach
Vector Foiltec GmbH
Bremen
Sichtestrich
Natursteinsanierung Sandt GmbH
Eggesin
Trockenbau
Bohle Innenausbau GmbH
Coesfeld
Systemtrennwände
Lichte Systemwand GmbH
Beckum
Fliesen
Torsten Krege/ Dirk Dreßen GbR
Viersen
Estrich
B.Keusgen-Estriche
Dinslaken
Bruttogeschossfläche
13.500 m²
Baukosten
ca. 20.000.000 (Gebäude)
Fotografie
Andreas Molatta
Bochum