Pumpenhaus Bochum
Kleines (fast) Schwarzes
19. Dezember 2012
Die neue, elegante Stahltrapezblechhaut in Dunkelgrau wirkt im rostigen Industrieambiente nicht fremd, sondern nobel.
Es schien, als habe das letzte Stündchen des Pumpenhauses neben der Bochumer Jahrhunderthalle bereits geschlagen. Noch vor acht, neun Jahren versorgten die Wasserpumpen das benachbarte Stahlwerk des Bochumer Vereins. Danach zeichnete sich aber nicht ab, wie das Pumpenhaus umgenutzt oder bloß erhalten werden könnte. Bis man in der benachbarten Jahrhunderthalle die Chance erkannte, hier im Pumpenhaus eine Künstlerkantine und Cateringküche einzurichten. Zudem ließ sich ein kleines Besucherzentrum unterbringen, in dem über die Geschichte und Aktivitäten der einstigen Industrieregion informiert wird.
Alles unter einem Dach: Blick in die Künstlerkantine und über den Sanitärblock hinweg in Richtung Besucherzentrum.
Gastronomie und Besucherzentrum sollten getrennt von einander geöffnet werden können, woraus sich die Grundrissorganisation ergab: Zwischen beiden Bereichen liegen gemeinsam nutzbare Sanitärräume in einer Art Box, über der eine Glaswand bis unters Dach reicht. Außen ahnt man indes noch nichts von dem historischen Ambiente, das den Besucher innen erwartet. Eine Innendämmung hätte die klare, feingliedrige Stahlfachwerkkonstruktion ein für alle Male verschwinden lassen, und so entschieden die Architekten konsequent, das äußere Erscheinungsbild zu verändern und innen alles beim Alten zu belassen. Das beschert vor allem der Kantine eine eindrucksvolle Atmosphäre.
Perforierte Fensterzonen der Außenhaut
Die neue Außenhaut aus dunkelgrauem Stahltrapezblech zieht sich auch über das Dach, außerdem ist sie sorgfältig detailliert und ausgeführt. Ihre makellose Wirkung wird auch dadurch überhöht, dass sie im Fensterbereich lediglich perforiert wurde. Wird bei der Altbaurenovierung üblicherweise die Fassade geschützt und das Interieur nobilitiert, ist es hier im Bochumer Pumpenhaus fast umgekehrt. Davon profitieren an diesem Ort Innen- und Außenraum aber gleichermaßen, im Gefüge der Jahrhunderthalle vermisste man etwas Derartiges.
Ursula Baus
Die Dimension der einstigen Industriekultur spürt man noch – aber es ist ruhiger und grüner geworden in Bochum ...
Grundriss
Schnitt
Pumpenhaus
Besucherzentrum, Gastronomie
2012
An der Jahrhunderthalle 1
44793 Bochum
Bauherr
NRW.URBAN GmbH & Co. KG
Dortmund
Architekt
Heinrich Böll Architekt
Essen
Tragwerksplanung
Lederhose, Wittler & Partner GbR
Dortmund
Haustechnik
PSF
Witten
Rohbau
Ralf Herbert Gmbh & Co. KG
Nordwalde
Fassaden und Dach
Brüggemann Dächer
Liebenau
Fenster
Metallbau Breuer GmbH & Co. KG
Borchen
Estrich
Koblenz
Trockenbau
Thermostatik Trockenbau
Herne
Bruttogeschossfläche
1.200 m²
Fotografie
Thomas Mayer