City of Refugees – Vier utopische Städte auf vier Kontinenten

Mehr als 70 Millionen der 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde sind heute Geflüchtete und Asylsuchende. Da nur wenige Länder bereit sind, sie aufzunehmen, sitzen viele von ihnen in Zeltstädten oder notdürftigen Unterkünften fest. Aus diesen Provisorien werden oft dauerhafte Lösungen, was erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. City of Refugees, ein dreijähriges Forschungsprojekt der University of Houston unter Leitung von Peter J. Zweig und Gail P. Borden, bereichert die Diskussion neuer Lösungen um einen unkonventionellen Ansatz: Als Prototypen für die Unterbringung von Migranten wurden vier fiktive Städte auf vier Kontinenten entworfen, die den unmittelbaren Bedürfnissen der Bewohner Rechnung tragen und gleichzeitig ihre langfristige Eigenständigkeit fördern. Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in die verschiedenen Facetten dieser Utopien, erzählt aber auch vom Leid und den beschwerlichen Reisen der Geflüchteten.

Die weltweite geopolitische Landschaft ist aktuell geprägt von einer Zunahme nationaler und internationaler Konflikte, die in vielen Regionen und Ländern massive Migrationsströme verursachen. Auch die Folgen des Klimawandels und Zerstörungen der Umwelt zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Viele Geflüchtete hängen zwischen den Grenzen fest, weil immer weniger Länder bereit sind, die wachsende Zahl an Migranten aufnehmen. So sind sie häufig in Flüchtlingslagern gefangen: Diese wachsenden Zeltstädte sollten zwar ursprünglich nur der vorübergehenden Unterbringung dienen, werden aber tatsächlich immer öfter zu Dauerlösungen.



Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das Flüchtlingslager Kutupalong in Bangladesch, das seit 1991 besteht. Dort, im mittlerweile größten derartigen Lager weltweit, leben 600.000 Menschen auf gerade einmal 13 Quadratkilometern, was Infrastruktur und Dienstleistungen an ihre äußersten Grenzen bringt. Ein jüngeres Beispiel einer dauerhaften Siedlung ist das Lager Zaatari in Jordanien, wo seit 2012 Menschen Zuflucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien finden. Mit geschätzten 80.000 Einwohnern, einer Hauptstraße mit Marktständen und Geschäften, Kindergärten und Schulen, Solarstrom und einem eigenen Trinkwassersystem ist Zaatari heute die viertgrößte „Stadt“ Jordaniens. Die häufig vergessenen, „temporären“ Siedlungen entwickeln sich jedoch meist zu willkürlichen, schlecht ausgestatteten, dauerhaften Orten, die auf humanitäre Unterstützung angewiesen sind.