Light + Building 2018 Nachbericht

Welche Qualität darf es sein?

Thomas Geuder
6. 四月 2018
Unter dem Motto „Vernetzt – Sicher – Komfortabel“ fand die Messe Light + Building in diesem Jahr vom 18. bis 23. März 2018 statt. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Light + Building – Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik (Frankfurt am Main, DE) | 18. bis 23. März 2018

Vor zwei Jahren bereits, zur Messe Light + Building 2016, haben wir von einem „wahren Fest für Licht- und Technik-Freaks“ geschrieben, das das Ingenieur- und Elektro-Herz höher schlagen lässt. Die Ausgabe 2018 der Light + Building war – was kaum möglich schien – tatsächlich eine Steigerung. Mehr Aussteller, mehr Besucher und mehr ausländische Beteiligung, oder, wie Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, resümiert: „Auf der Light + Building gab es in den vergangenen sechs Tagen ein Feuerwerk an Innovationen zu sehen. Alle Beteiligten – Aussteller, Partner und Besucher – zeigten sich begeistert. Die positive Stimmung war in allen Hallen zu spüren. Die Branche ist weiterhin im Aufwind.“ Entsprechend gute Noten gab es: Die Gesamtbeurteilung für die Light + Building 2018 lag (laut Messe Frankfurt) bei einem Zufriedenheitsniveau von über 80 Prozent, die Zufriedenheitswerte der Besucher sogar bei 97 Prozent. 90 Prozent der Aussteller bewerten nach der Messe die Konjunkturaussichten positiv, bei den deutschen Ausstellern sogar 94 Prozent.

Und doch: Zahlen können Schall und Rauch sein. Es lohnt also ein genauerer Blick: Wichtigstes und omnipräsentes Thema war die Digitalisierung. Nahezu alle Hersteller haben sich zwischenzeitlich auf die neuen Technologien eingestellt und präsentieren ihre Idee einer smarten Welt. Größter Treiber in der Licht-Branche ist und bleibt die LED, die mittlerweile mehr als erwachsen geworden ist. Mit der LED lässt sich jedes beliebige Licht herstellen, zumindest was die Helligkeit, Form und Farbe (Stichwort: Human Centric Lighting) angeht. LEDs sind auch kräftig genug, um potente Scheinwerfer zu bestücken, wie etwa gewohnt formschön bei ERCO. Und, LEDs sind flexibel und vielfältig, was zum Beispiel die zahlreichen kreativen und immer wieder inspirierenden Entwürfe von Ingo Maurer zeigen. Fragt sich also: Was kann es im Bereich Licht und Beleuchtung überhaupt noch Neues geben?

Das Kunstlicht hat heute viele Gesichter, die es für den Licht-Designer auszuloten lohnt. Im Bild: Tour-Guide Rafael Gallego (AUREOLIGHTING, Madrid) bei Fluvia. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Richtig, die Qualität. Genauer gefragt: Welches Licht kommt aus der Leuchte eigentlich heraus? Beim Thema Lichtqualität gab es in diesem Jahr tatsächlich noch große Unterschiede zu entdecken. Mehr noch: Mancher (hier nicht genannter) Hersteller konnte mit diesem Begriff offensichtlich nicht viel anfangen und antwortete mit Lumen-Werten oder ähnlichem. Andere liefern bereits eine gute Qualität, wundern sich dennoch ob der Frage. Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach: Referenzgröße bei der Lichtqualität ist das Sonnenlicht, unter der ein Apfel immer aussieht, als wolle man reinbeißen. Bei LEDs ist das nicht immer der Fall. Vorreiter in Sachen Lichtqualität war vor zwei Jahren der LED-Hersteller SORAA (gegründet von Suji Nakamura, der für die Erfindung der blauen LED im Jahr 2014 den Nobelpreis erhielt), dessen LEDs mit bestechender Farbwiedergabe überzeugen konnten. Dieses Jahr gesellten sich weitere hinzu, die zeigten, was sich bereits anbahnte: Die LED ist soweit, dass sie auch in der Lichtqualität konfektioniert werden kann. Bei Xicato (USA) etwa wurde der direkte und zunächst verdeckte Vergleich zwischen Halogen gegen LED gemacht, bei dem man nahezu keinen Unterschied mehr sehen konnte. Die Marke SunLike (Seoul Semiconductor, Südkorea) produziert eine LED, deren Lichtspektrum dem der Sonnen fast gleich ist, wobei vor allem der hohe Blauanteil normalisiert wurde. Deutlich wurde dabei auch, dass die CRI-Messemethode, die 8 bzw. 14 Referenzfarben heranzieht, im Zeitalter der LEDs vermutlich bereits veraltet ist. Alternative Messemethoden wie der TCLI (Television Lighting Consistency Index) mit 24 Farborten oder der TM-30-15 der nordamerikanischen IES (Illuminating Engineering Society) mit bis zu 99 Farborten sind vielversprechend. Die Branche jedenfalls wird sich auf diese Fragestellungen künftig einstellen müssen.

Auch das Flimmern bzw. die Flimmerfreiheit ist ein wichtiger Teil der Licht-Qualität, was vor allem die Vorschaltgeräte betrifft. Eindrucksvoll hat das zum Beispiel der Hersteller EldoLED (NL) an einer Art Roulette-Tisch demonstriert, mit dem gezeigt werden konnte, wie unauffällig manche LEDs doch flimmern und wie schädlich das für die Augen sein kann. Einen ähnlichen Test kann man übrigens selbst machen und einfach einen Ventilator oder eine Kamera vor die Lichtquelle halten. Wer durch diese „Filter“ ein Flimmern erkennt, hat es nicht mit einer flimmerfreien Lichtquelle zu tun.

Michael F. Rohde rückt gerne mit Geräten an und fühlt den Herstellern auf den Zahn, hier bei SORAA aus UK. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Ganz abgesehen von der Technik: Was war in Sachen Design geboten? Die kurze Antwort wäre: Viel. Sehr viel sogar, was zu erwarten war, denn die LED bietet den Designern unendliche Möglichkeiten. Auffällig war jedoch, dass es vor allem die kleineren Schmieden waren, die diesmal den Ton angaben. Georg Bechter (AT) etwa mit seinen kleinen und feinen, eingebauten, fast unsichtbaren Lichtern, oder Brokis (CZ) mit wunderschönen, raumgreifenden Glasleuchten, oder auch Vibia (ES), die mit poetischen Leuchten (z.B. von dem Designer Stefan Diez) das Licht auf sein Wesen zurückwarfen. Pfiffiges haben wir bei Sattler (DE) gesehen, deren wabenförmiges LED-System Favo digital gesteuert nahezu jedes Licht-Szenario ermöglicht. XAL (mit einem der schönsten Messestände in zurückhaltenden Farben und Materialien und als Mini-Stadt angelegt) haben neben formschönen Akustikleuchten auch ein Modulsystem vorgestellt, bei dem sich Lichtszenarien quasi online konfigurieren lassen. Licht und Akustik als Kombination gab es auch bei Nimbus, die es zur diesjährigen Messe geschafft haben, ihre beiden Bereiche Nimbus Licht und Rosso in einem Produkt zusammenzuführen.

Was war eigentlich mit der OLED? Die gab es natürlich auch zu sehen, wenn auch nur selten. Bei Luflex etwa, die OLEDs von LG zeigten. Immerhin, die Paneele sind mittlerweile bis zu 30 x 30 cm groß und lassen sich gebogen zu schönen, floral anmutenden Leuchten verarbeiten. Auf der anderen Seite muss man jedoch auch sagen, dass die Effekte der OLED mittlerweile sehr gut auch mit der normalen LED erzeugt werden können – nur einfacher, günstiger und langlebiger. So wird die OLED für Spezialanwendungen wohl auch zukünftig ein Nischenprodukt bleiben.

Für so manchen Spaß zu haben ist immer wieder Ingo Maurer, der in diesem Jahr vor allem seine aufblasbare Leuchte „Blow Me Up“ präsentierte. Im Bild: Tour-Guide Birgit Walter (BMLD, Barcelona). (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Eines der von der Messegesellschaft ausgerufenen Top-Themen war die „Sicherheit“, der sich auch in Halle 9.1 eine Sonderfläche widmete. Aber auch bei vielen Herstellern klang das Thema immer wieder durch. So haben wir bei Selux (DE) etwa ein Straßenleuchten-Modul gesehen, mit dem nicht nur beleuchtet werden, sondern auch ein WLAN-Netzwerk bereitgestellt und Kameras integriert werden können, kompakt und unauffällig. Live am Messestand wurden außerdem alle Bluetooth-Geräte geortet, wodurch ein Bewegungsprofil der Besucher erstellt werden konnte. Das zeigt aber auch: Bei aller Digitalisierung stellt sich immer mehr die Frage, wer wie mit welchen Daten umgeht. Auf der anderen Seite bringt das Thema Sicherheit auch ganz handfeste Vorteile. Etwa wenn es um die digitale Vernetzung von Brandschutz-Geräten mit Türen, Fenstern, der Lüftungsanlage und der Feuerwehr geht, wie man das etwa bei Hekatron (DE) und vielen anderen gesehen hat.

Last, but not least hat sich die Digitalisierung auch in der Smartifizierung des Gebäudes abgebildet, bei der sich die verschiedenen bekannten Systeme zur diesjährigen Light + Building weiterentwickelt haben. Schön zu sehen war zum Beispiel, dass offene Systeme wie digitalstrom mittlerweile bei vielen namhaften Herstellern vorkonfiguriert und sogar in KNX ingetrierbar sind, was den Aufbau eines Smart Grid oft gehörig vereinfacht. „Smart“ sind auch Kooperationen verschiedener Hersteller, wie etwa Insta, Gira, Jung und Brumberg, die die Lichtsteckdose Plug&Light entwickelt haben, die sich zukünftig als Standard für LED-Beleuchtungssysteme durchsetzen soll.

Neu bei den World-Architects Guided Tours waren in diesem Jahr die Talks, die am Messesonntag dem jeweiligen Messerundgang vorgeschaltet waren. Am Pult: Thomas Mika (Reflexion, Zürich) bei seinem Vortrag „Changes, Trends, Strategries“. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Gut beraten war, wer sich vertrauensvoll in die Hände unseres World-Architects-Messe-Teams begeben hat. Tägliche Guided Tours durch die Hallen und abendliche Guided Tours über die Luminale haben gezeigt, zu welcher Hochwertigkeit die Light+Building fähig ist. Neu in diesem Jahr waren dabei übrigens die Talks am Messesonntag. Die beiden international renommierten Lichtplaner Ulrike Brandi aus Hamburg und Thomas Mika aus Zürich berichteten zunächst aus ihrer Arbeit, ehe sie mit den Teilnehmern zum Rundgang durch die Messehallen starteten. Und wenn wir anfänglich von der großen Zufriedenheit der Messegesellschaft sprachen, so kann man sagen, dass die Guided Tours zur Light + Building und zur Luminale ebenfalls die Erwartungen voll und ganz erfüllt haben.

6 Messetage, 15 spannende Guided Tours mit gut 600 glücklichen Teilnehmern aus 37 Ländern, 90 Standbesuche bei 55 Herstellern aus 13 Ländern, dazu rund 50 gelaufene Kilometer pro Messe-Team-Mitglied – das ist die schöne Bilanz unserer Light + Building 2018. Dem fügt die Messe Frankfurt hinzu: 2.714 Aussteller (2016: 2.626) aus 55 Ländern, 70 Prozent davon aus dem Ausland (2016: 67 Prozent), über 220.000 Fachbesucher (2016: 216.610) aus 177 Ländern, 52 Prozent davon aus dem Ausland (2016: 49 Prozent). Zur Luminale kamen rund 240.000 Besucher. Das verheißt Gutes – wir freuen uns auf die Light + Building 2020!

Ulrike Brandi (Ulrike Brandi Licht, Hamburg) durfte in diesem Jahr die World-Architects-Messetage mit ihrem Vortrag „Two Concert Halls and a Castle“ einläuten. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Einer der Trends der Light + Bulding im Bereich Leuchten war die Miniaturisierung. Im Bild: Tour-Guide Wilfried Kramb (a·g Licht, Bonn) bei iGuzzini. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Die LED macht viele Modul-Lösungen möglich, wie zum Beispiel bei XAL zu sehen war. Im Bild: Tour-Guide Daniel Tschudy (Bartenbach, Zürich). (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Der Lichtkreis war schon vor zwei Jahren, in diesem Jahr sogar ziemlich oft zu sehen. Im Bild: Tour-Guide Carla Wilkins (Lichtvision Design, Berlin) bei Penta. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Stets im Doppelpack unterwegs, das sich lohnt: Iris und Michael Podgorschek (podpod design, Wien). (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Die krönende letzte Guided Tour ist stets die Highlights-Tour, zu der mit Redaktionsmitglied Thomas Geuder diesmal die Fachjournalistin Martina Metzner durch die Messehallen führte. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Oft waren es die kleineren Hersteller, die frischen Wind in die Messehallen schickten. Wie hier bei Georg Bechter Licht mit Tour-Guide Thomas Mika (am Mikrophon, Georg Bechter rechts hinter ihm). (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Lichtschwerter, genauer gesagt die Leuchte „XY180“ von OMA gab es bei Delta Light zu sehen. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Mit „Plug&Light“ hat die Kooperation zwischen Insta, Gira, Jung und Brumberg einen neuen Anschluss-Standard für LED-Leuchten vorgestellt. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Besonders individuell empfangen wurden wir während unserer Highlight-Tour bei Philips, die ein Licht-System für den Boden präsentiert haben. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Auch in diesem Jahr wieder eines der Highlights der Luminale: Das Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster, hier mit LED-Seilen im Refektorium. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Vom Studio Karmachina wurde die Geschichte der Alten Oper auf deren Fassade als 10-minütige Video-Mapping-Show projiziert. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
In Zeiten der Digitalisierung eine schöne Seltenheit: Die Projektion von Victoria Coeln in der Katharinenkirche war komplett analog erzeugt, nur durch Kratzer in hinterleuchteten Scheiben. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)
Auf dem Römer hat der international renommierte Lichtkünstler Phillipp Geist gezeigt, welche großartigen Bilder mit Digitaltechnik und Projektion mitterweile zu erzeugen sind. (Bild: Markus Bachmann / World-Architects)

Guided Tours at the light+building and Luminale 2018 (World-Architects, Dauer: 4:15 min.)

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