Öko-Outlet für Remscheid?

Manuel Pestalozzi
16. 五月 2023
Das Innere der Outlet-Anlage ist als Flanierstrecke im Freien geplant. (Visualisierung: Graf + Graf Architektur GmbH)

Die Grundstücke am Rande der Lenneper Altstadt – Jahnplatz, Röntgenstadion und Kirmesplatz – werden von Remscheids Stadtplanern gern als »Filetstücke« bezeichnet. Sie gehören allesamt der Stadt Remscheid. Seit 2013 versucht diese, auf den zur Verfügung stehenden rund 70.000 m2 ein DOC anzusiedeln. Davon erhofft sie sich eine Belebung des Handels, die Steigerung der Attraktivität von Lennep für Auswärtige und eine bauliche Verdichtung. Im selben Jahr wurde auch die Bürgerinitiative Lennep e.V. gegründet. Ihr Zweck ist »die Förderung des Umweltschutzes, insbesondere der Schutz der Bürger vor Verkehrslärm, Feinstaubbelastung und die Vermeidung erhöhten Verkehrsaufkommens.« Der Verein wendet sich explizit gegen die Errichtung des DOC »und gegen andere Projekte, welche eine Gefährdung der Umwelt, der Gesundheit und der Lebensqualität der Bürger zur Folge haben.« Obwohl ein interessierter Investor gefunden wurde, gelang es den Stadtbehörden nicht, den entsprechenden Bebauungsplan in Rechtskraft treten zu lassen. In letzter Instanz entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig 2022 im Sinne eines klagenden Anwohners. 

Während die Bürgerinitiative findet, die Grundstücke seien besonders geeignet, eine gesunde Durchmischung von Wohnen mit nachhaltigem und kreativem Gewerbe in Verbindung mit Freizeit, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen zu ermöglichen, geben die DOC-Supporter*innen nicht klein bei. Die Unternehmerfamilie Dommermuth, Eigentümerin eines Outlets in Montabaur in Rheinland-Pfalz, ist an die Stadt Remscheid herangetreten und hat der Verwaltungsspitze detaillierte Pläne für die Entwicklung eines »Shoppingcenters mit Outletcharakter« auf den besagten Grundstücken vorgestellt. Der Entwurf stammt von den Architekten Graf + Graf aus Montabaur, welche auch das dortige DOC planten. In Aussicht gestellt wird ein nachhaltiges Konzept, das sich harmonisch in die umliegende Landschaft einfügt – oder sich geradezu in sie hineinduckt. Die ausgedehnten, teilweise bis zum Boden hinabreichenden Dachflächen der niedrigen Gebäude sollen zu 90 % begrünt sein. Technik wird versteckt; dies gilt ebenso für die Haustechnik wie für die meisten der geplanten insgesamt 1.600 Parkplätze.

Das Projekt befindet sich wenige Schritte von Lenneps historischer Altstadt entfernt. (Visualisierung: Graf + Graf Architektur GmbH)

Obwohl die Idee gegen sämtliche Zeitgeist-Strömungen zu schwimmen scheint, zeigt auch der bisherige Investor, der nach dem Scheitern des Bebauungsplans das Handtuch geworfen hatte, wieder Interesse. Mit den interessierten Parteien will die Stadt in Verhandlungen treten. Am Ende des Prozesses steht eine Grundsatzentscheidung des Rats der Stadt Remscheids zur künftigen Entwicklung des Geländes. Dies im Wissen, dass für ein neues Projekt nochmals ein vorhabenbezogener Bebauungsplan nötig ist, für den die Investoren die Kosten und das Risiko eines abermaligen Scheiterns zu tragen haben. Die Idee eines »Öko-Outlets« mag widersprüchlich erscheinen, dem Entwurf von Graf + Graf sind aber durchaus Qualitäten zuzusprechen. So scheint er sich auf Straßenniveau um eine Durchgängigkeit zur Umgebung hin zu bemühen und sieht öffentliche begrünte Freiräume vor. Eine Eigenschaft von DOC ist die Reihung der Outlets, was automatisch zu längeren Flanierstrecken führt. Wenn sich diese Idee in einen Stadtraum integrieren lässt, könnte das tatsächlich ein Gewinn für den Ort sein.

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