Gemeinschaft und Privatsphäre

Ulf Meyer
26. 五月 2021
Foto: © David Matthiessen

Umgeben von Wohnbebauung und neuen Bürogebäuden ist auf dem leicht abfallenden Grüngelände der Neubau so positioniert, dass eine große, alte Eiche erhalten bleiben konnte. Ein Fußweg zum Neubau am Eingang des Konversions-Viertels führt durch das Gebäude und mündet mit einer breiten Treppe in einen Hof, der der Belichtung und Belüftung dient. Der Baukörper ist – wie oft bei Behnisch – geknickt und in der Höhe gestaffelt. Von der Franz-Mayer-Straße aus gibt es eine Zufahrt zu den Stellplätzen. Bepflanzungen schirmen den Parkplatz optisch ein wenig ab.
In den Gemeinschaftsbereichen im unteren Gartengeschoss haben die Architekten Sitzgelegenheiten und einen Grillplatz vorgesehen. Das Studentenwohnheim mit 204 Betten bietet 138 Einzel-Appartements, 17 Wohngemeinschaften für je zwei Studenten und acht Wohngemeinschaften für je vier Personen. Die Wohnungen werden über zwei Treppen und einen Aufzug erschlossen und sind Ost-West-orientiert.

Eine große Eiche konnte gerettet werden (Foto: © David Matthiessen)
Der Hof bringt Licht und Luft in das Wohnheim (Foto: © David Matthiessen)

Die geschlossenen Fassaden-Elemente der oberen Etagen reflektieren Sonnenlicht auf die gegenüberliegende Flurseite, während die Fassaden in den unteren Geschossen transparenter ist. Farbige Böden und Wände sowie Schrift und Grafik erleichtern die Orientierung und markieren die Wohnungs-Eingänge. Die Wohnungen sind 19 m2 groß und „gemütlich, warm und haptisch“ gestaltet, wie die Architekten es nennen. Polygonale Holzmöbel und Vorhänge bestimmen die Wohnatmosphäre. Jedes Zimmer ist mit Einbauküche, Schrankbett, Schreibtisch und Stuhl ausgestattet und hat einen Balkon, der auch als baulicher Sonnenschutz dient. Die Bäder bestehen aus Blechfertigteilen, wobei alle Öffnungen und Durchbrüche maschinell vorgefertigt wurden.
Die farbigen Balkone bestimmen die Fassaden und sorgen für Licht- und Farbreflexionen im Innenraum des Hauses. Die Handläufe und Edelstahlnetz-Brüstungen gliedern zusammen mit den hellen Deckenstirnbändern die Fassaden horizontal. Die Schrägstellung der Zimmer macht die Räume ablesbar und verhindert zugleich die Sicht auf den Balkon des Nachbarn.

Graphiken sollen bei der Orientierung helfen (Foto: © David Matthiessen)
Die breite Treppe kann als Podium genutzt werden (Foto: © David Matthiessen)

Das Haustechnik-System wurde mit dem Büro Transsolar und den HLS-Planern entwickelt. Das Studentenwohnheim in Regensburg wurde nach KfW-55 Energie-Standard geplant und hat hochgedämmte und Wärmebrücken-freie Wände, Dächer und Bodenplatte, Dreifach-Isoliergläser und optimierte Fensterrahmen sowie massive Betondecken. Beheizt werden die Wohnungen über vertikal montierte Netzrohre, die seitlich am Fensterrahmen platziert wurden, sodass Frischluft im Winter vorgewärmt wird. Sie sind durch eine Holzverkleidung geschützt. Über die Querlüftung kann in Sommernächten eine Speicherung der Nachtkühle in den Betondecken erfolgen, was Temperaturanstiege am folgenden Tag dämpft. Rücklaufleitungen der Heizkörper werden im Estrich geführt, ein Viertel der Wärmeabgabe erfolgt so über die Fußböden. Behagliche Strahlungswärme wird so mit guter Regelbarkeit kombiniert. 
Die Lüftung der Bäder erzeugt einen leichten Unterdruck, der die kontrollierte Frischluftversorgung über die in den Fensterrahmen integrierten Schlitze sicherstellt. Ein Wetterschutzgitter in den Fensterrahmen verhindert die Umkehrung der Strömungsrichtung bei Wind, die Vorwärmung der Frischluft macht das System zugfrei. Wärme wird über eine Holzpellet-Heizung mit Spitzenlastgaskessel bereitgestellt. Somit wirkt das Studentenwohnheim nicht nur architektonisch frisch und farbig, es ist auch haustechnisch auf dem neuesten umweltfreundlichen Stand.

Lageplan: Behnisch Architekten
Längsschnitt: Behnisch Architekten
Grundriss Erdgeschoss: Behnisch Architekten
Grundriss Regelgeschoss: Behnisch Architekten

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