Wettbewerb soll Interesse wecken für drängende Fragen

Katinka Corts
19. 四月 2023
Foto: pexels / Matthias Zomer

Ende 2021 diskutierten Expert*innen in Wien an der Gesprächsrunde „Organismus Krankenhaus nach Covid-19“, die das Architekturbüro Architects Collective ins Leben gerufen hatte. Das damalige Thema der Architekturbiennale Venedig „How will we live together?“ passte dazu ideal, befand Moderator Michael Kerbler, sei denn auch der Teilaspekt „Wie wollen wir gemeinsam und aus ganzheitlicher Sicht füreinander und für erkrankte Menschen sorgen?“ darin enthalten. Die zunehmende Überalterung westlicher Gesell­schaften erhöht den individuellem Pflegebedarf, und so stellt sich mehr und mehr die Frage, wie unsere Gesell­schaft die Planung menschen­würdiger, ethischer, gesundheits­­fördernder und leistbarer Lebensräume pflegebedürftiger Menschen in Zukunft sicherstellen will. Architects Collective ist auch nach dieser Veranstaltung am Thema geblieben, plant nicht nur die Fortsetzung der damaligen Veranstaltung sondern hat nun auch gemeinsam mit der TU Wien einen Wettbewerb für Studierende lanciert, dessen Beiträge sich genau mit diesem Inhalt befassen sollen. 


Feldforschung als Erkenntnisquelle
Die übergeordnete Formulierung „Healing Architecture“ meint dabei Planungsprämissen, die durch die Gestaltung von Licht- und Luftbezug, den freien Blick in die Natur, akustisch wirksame Materialien, Farben, die bei der Orientierung helfen, sowie einem Bewusstsein für den Geruch eines Ortes eine gesundheitsförderliche Umgebung für das physische und psychische Wohlbefinden von Patient*innen und Personal herstellen sollen. Da sich viele positive Erfahrungen jedoch meist nicht ausreichend belegen und vor allem finanziell beziffern lassen, ist es auch heute oft schwierig, Auftraggeber zu einem neuen Denken zu bewegen. Die Gesprächsrunde appellierte damals, mehr Zeit für die Vorfeldforschung einzufordern und andere Interessengruppen zu beteiligen. Die ethische Haltung des Krankenhauses sei dabei entscheidend: Wenn die Institution selbst den Anspruch habe, das Haus nicht als Maschine, sondern als Genesungsort anzusehen, könnten Planungen anders vonstatten gehen, als sie es heute tun. 

© Architects Collective

Einreichungen bis März 2024
Am nun ausgelobten Wettbewerb können junge Talente aus dem deutschsprachigen Raum ab dem 1. Juni 2023 teilnehmen und ihre Vision des künftigen Miteinanders teilen. Nicht nur die Disziplin der Architektur ist dabei gefragt, auch Städtebau, Raumplanung und Landschaftsarchitektur sind adressiert. Ziel ist, wie es auch schon bei der Gesprächsrunde 2021 war, verschiedene Disziplinen aus der Planung für Gesundheits­einrichtungen zusammenzubringen, darunter Theorie, Forschung und Praxis.

Architektur und Planung könnten ein Gefäß oder System schaffen, das mögliche neue, gute, vielleicht bessere Strukturen für eine Gesellschaft in permanenter Veränderung denkt, gestaltet, ermöglicht. Der Preis sucht daher – ausdrücklich – nach innovativen, mutigen, transdisziplinären und unkonventionellen Entwurfsansätzen. Gerade von der Vernetzung mit Medizin, Pflege und Soziologie versprechen sich die Auslobenden eine neue Dimension der Interdisziplinarität „für eine faire, nachhaltige Welt und ein gutes Leben für alle Menschen; Architektur und Planung die den Interessenausgleich genauso im Auge behalten wie die drängendsten Fragen unserer Zeit: Klima, Ressourcen, Nachhaltigkeit“. Für den Student Award können sowohl gemäß Auslobung entwickelte Entwürfe eingereicht werden, als auch bereits bestehende und der Aufgabenstellung entsprechende Beiträge.


Zum Thema:

Healing Architecture – das Krankenhaus auf dem Weg zum nachhaltigen Gesundheitsbau: Kann Architektur heilen? Wie lassen sich die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals verbessern? Und ist das überhaupt bezahlbar? Darüber diskutierten Expert*innen in Wien an der Gesprächsrunde „Organismus Krankenhaus nach Covid-19“
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Farbforscher Axel Buether im Interview zur Wirkung von Farben, auch im Krankenhausbau: „Das Ziel ist schließlich, Standards für die funktionale Farbgestaltung von Gesundheitsbauten zu definieren. Diese müssen auf dem Stand der heutigen Forschung und Wissenschaft das beinhalten, was wir über die Wechselwirkungen von Oberflächenfarben und Lichtfarben wissen und die psychologischen Wirkungen von Atmosphäre auf das Erleben und Verhalten von Menschen berücksichtigen“
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