Konrad Fischer Galerie Berlin

Heide & von Beckerath
9. 九月 2020
Blick von der Neuen Grünstraße auf das zurückversetzte Gebäude mit äußerem Ausstellungsraum. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Konrad Fischer Galerie wurde 1967 in Düsseldorf eröffnet. Die Geschichte der Galerie ist eng mit ihren Orten verbunden, denn viele der Künstler*innen entwickelten im Verlauf der Zeit und beginnend mit der Tordurchfahrt in der Düsseldorfer Neubrückstraße 12 spezifische Arbeiten für die Räume der Galerie. Das Gebäude in Berlin-Mitte wurde von dem Architekten Hans Heinrich Müller 1928 als Stützpunkt zur Unterbringung von Verteilungseinrichtungen errichtet und später als Umspannwerk genutzt. Seit 1998 ist es nicht mehr in Benutzung und steht unter Denkmalschutz. Von der Neuen Grünstraße aus ist das zurückversetzte Gebäude mit seiner rot-bunten Klinkerfassade und den schmalen vertikalen Fensterbändern, hinter denen sich eine skulpturale Treppe befindet, gut sichtbar, da die ursprüngliche teilweise Vorderhausbebauung nicht mehr vorhanden ist. Die Bauaufgabe bestand in der Umwidmung des ehemaligen Infrastrukturgebäudes in ein öffentlich zugängliches Haus für die Berliner Dependance der Konrad Fischer Galerie mit Ausstellungsräumen innerhalb und auch außerhalb des Gebäudes.

Doppelgeschossiger Ausstellungsraum bestehend aus einem Voll- und einem Galeriegeschoss, Ebene 03 und 04. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die Neue Grünstraße liegt im Bereich des ehemaligen Mauerstreifens. Die Projektentwicklungen der vergangenen Jahre auf den langjährigen Brachflächen haben trotz ihrer zentralen Lage in der Nähe des Spittelmarktes einen eher suburbanen Charakter. Der Entwurf reagiert daher weniger auf seine Umgebung, als dass er diese mit seiner Adressierung an den öffentlichen Raum überschreibt. Das architektonische Konzept beruht einerseits auf dem Erhalt der Fassade und des dahinter liegenden Treppenraums mit der bauzeitlichen Industrieverglasung, andererseits auf der Entkernung und weitgehenden Neutralisierung der rückwärtig gelegenen Räume. Der vertikale Raum des offenen Treppenhauses ermöglicht die Beziehung zwischen den Ausstellungsräumen und der umgebenden Stadt. Neben der denkmalgerechten Sanierung, den notwendigen baukonstruktiven Ertüchtigungen und der haustechnischen Erschließung und Ausstattung galt eine besondere Aufmerksamkeit den Galerieräumen mit ihren Oberflächen, der Beleuchtung, den Einbauten und dem von einer Einfriedung umgebenen Garten, der sich über ein großes Tor mit der Straße und dem Quartier verbindet.

Ausstellungsraum mit Blick zum Treppenraum, Ebene 01 und 02. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Bauzeitliche Fassadentüren, die von innen brüstungshoch vermauert wurden, werden künftig wieder geöffnet. Zusätzliche innere Fenster liegen bündig im wärmedämmenden Innenputz. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die geplante Transformation sah eine Nachnutzung des ehemaligen Umspannwerks und seiner Freianlagen mit einer kulturellen Nutzung als Kunstgalerie vor. Dafür wurde das Gebäude entkernt und auf seine Grundstruktur zurückgebaut, sodass zwei der insgesamt drei übereinander liegenden Doppelgeschosse in Stahlskelettbauweise, bestehend aus je einem Voll- und einem Galeriegeschoss, als Ausstellungsräume genutzt werden können. Ein weiteres Doppelgeschoss besteht aus einem Keller und dem leicht angehobenen Erdgeschoss. Hier befinden sich der Empfang, das Archiv und ein weiterer Ausstellungsraum sowie die Nebenräume. Die entsprechenden entwurflichen Entscheidungen wurden gemeinsam mit der Bauherrin getroffen, wobei es stets darum ging, neben der Herrichtung der Ausstellungsräume möglichst geringe Veränderungen an dem Gebäude vorzunehmen. 

Bestandstreppenraum mit Blick in einen Ausstellungsraum. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Bestandstreppenraum mit Blick auf die Neue Grünstraße. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Projekt hatte eine relativ lange Laufzeit von insgesamt vier Jahren. Bereits seit zwei Jahren wird das ehemalige Umspannwerk regelmäßig für Ausstellungen der Konrad Fischer Galerie genutzt, sodass sich die baulichen Veränderungen an seinem Zustand in Bezug zu seiner Nutzung nach und nach verfolgen ließen. Die erste Ausstellung mit Arbeiten von Laurence Weiner, Carl Andre und Manfred Pernice fand während des Gallery Weekends im April 2018 in und an dem noch nicht umgebauten Gebäude statt. Zur Zeit sind großformatige Arbeiten von Thomas Schütte im Außenraum und in den Galerieräumen zu sehen. Während die strukturellen Überlegungen hinsichtlich der künftigen Nutzung als Ausstellungs- und Galeriegebäude unverändert geblieben sind wurden einige Entscheidungen aus ökonomischen Gründen überdacht und Prioritäten neu gesetzt.

Einfriedungselement des Außenraums. (Foto: Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Um sowohl dem Denkmalschutz als auch den energetischen Anforderungen gerecht zu werden wurde das Gebäude mit einem wärmedämmenden Innenputz auf Kalkbasis versehen. Hierbei konnten Wärmebrücken durch die Integration von Fußbodenheizungen mit hochbelastbarem Industrieestrich auf den Hauptebenen reduziert werden. Eine besondere Herausforderung im Umgang mit dem Bestand stellte der Brandschutz dar. So konnten durch den Einsatz einer Nebellöschanlage bauzeitliche Elemente und Materialien weitgehend erhalten werden.

Grundriss Erdgeschoss mit Außenanlagen (Zeichnung: Heide & von Beckerath)
Grundriss Galeriegeschoss (Zeichnung: Heide & von Beckerath)
Schnitt (Zeichnung: Heide & von Beckerath)
Gebäudestruktur (Axonometrie: Heide & von Beckerath)
Konrad Fischer Galerie
2020
Neue Grünstraße 12
10179 Berlin

Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Konrad Fischer GmbH, Düsseldorf
 
Architektur
Heide & von Beckerath, Berlin
Team: Carolin Gyra (Projektarchitektin), Eva Herunter, Stephan Holtz, Diana Köhler, Oliver Mysch
 
Fachplaner
Brandschutzkonzept: Brandkontrolle Andreas Flock GmbH, Berlin
Tragwerksplanung: StudioC Nicole Zahner, Berlin 
Haustechnikplanung: IG-W, Berlin
Planung Nebellöschanlage: ifab – Ingenieure für angewandte Brandschutzforschung, Berlin 
Lichtplanung: Anne Boissel, Berlin
 
Ausführende Firmen
Dämmputzarbeiten: Gap Bau GmbH Bauausführungen, Berlin
Erweiterter Rohbau: Extra-Bau GmbH, Berlin 
Fenster: Roßweiner Bauelemente GmbH, Roßwein
Schlosser: Ferrocon GmbH, Berlin
Innentüren: Detlef Wowerat Tischlerei
Empfangstresen: MKT Möbelmanufaktur GmbH, Berlin
Küche: Tischlerei Hannemann, Berlin
Estrich: Estrichbau Orbanz & Lorenz GmbH
Maler: Bromund Malerbetrieb GmbH, Berlin
HLS: Heiß & Kalt Heizung Sanitär GmbH, Berlin
 
Hersteller
Mineralischer Innendämmputz: Klimasan
Drückergarnituren: FSB
Lichtleisten: Hadler 
Lichtstrahler: MaWa
Schaltergarnituren: JUNG 
 
Energiestandard 
EnEV 2014/16, § 9
 
Bruttogeschossfläche
888 m²
 
Gebäudevolumen
3626
 
Gesamtkosten
k.A.
 
Fotos
Andrew Alberts, Courtesy Konrad Fischer Galerie

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