Eine nutzbare Gartenmauer

asp
15. 三月 2023
Heimische Hölzer in der Fassade und im Innenraum bilden einen warmen Kontrast zur Industriearchitektur und machen die soziale Funktion der Räume auch nach außen ables­bar. (Foto: Zooey Braun)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Der Betriebshof Deckerstraße befindet sich am Rande eines bestehenden Wohngebiets in Stuttgart Bad Cannstatt mit dem „Rücken“ zu einer stark genutzten Bahnlinie. Fragen des Lärmschutzes, der städtebaulichen Körnung sowie der Einbindung in das Umfeld waren bei der Planung daher von besonderer Bedeutung. Eine weitere Herausforderung bestand darin, dass der Betrieb während der Baumaßnahme nicht beeinträchtigt werden durfte und insbesondere die Hoffläche in dieser Zeit weiterhin maximal nutzbar sein sollte. Die ehemaligen, bisher nur eingeschränkt nutzbaren Böschungsbereiche am südwestlichen Grundstücksrand wurden deshalb in überdachte, multifunktionale Freiflächen umgewandelt. Alle Gebäude, Garagen und Lagerflächen konnten so einfach angedient werden, ohne den inneren Hofbereich zu beeinträchtigen.

Der Betriebshof Deckerstraße befindet sich am Rande eines bestehenden Wohngebiets in Stuttgart Bad Cann­statt mit dem „Rücken“ zu einer stark genutzten Bahnlinie. (Foto: Zooey Braun)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Um die vielfältigen Nutzungen zu verbinden, die unterschiedlichen Bauteile mit der Topographie zu verankern und den Lärm für das angrenzende Wohngebiet zu minimieren, entwickelten wir die Idee einer „nutzbaren Gartenmauer“. In dieses gestaltgebende, den Hof umschließende Objekt sind alle Nutzungen integriert.

Ein Haus als „nutzbare Gartenmauer“ (Foto: Zooey Braun)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Formal wie konstruktiv bildet das Band der nutzbaren Gartenmauer gemeinsam mit den Geschossdecken eine verbindende Struktur, die sich zu einer eigenständigen Gestalt entwickelt und den bestehenden Stadtblock zur Bahn und nach Süden visuell und schalltechnisch abschließt. Die Garagen und Werkstätten integrieren sich dabei wie selbstverständlich und bilden so einen massiven Sockel für den darüber liegenden Holzbau aus. Die neuen Gebäude orientieren sich in Höhe und Dimension an den Bestandsgebäuden entlang der Deckerstraße. Am südlichen Ende des Grundstücks wurde ein dreigeschossiger Hochpunkt entwickelt, der die Bebauung städtebaulich

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Ein Betriebshof muss ein funktionaler und robuster Ort sein. Dies soll sich auch in seiner äußeren Erscheinung widerspiegeln. Die konstruktiven Elemente von Gartenmauer und Sockelgeschoss wurden in Recyclingbeton hergestellt, wobei bewusst auf Sichtbetonqualitäten verzichtet wurde. Auch die vertikalen Fassadenlamellen aus sägerauem Nadelholz setzten das Prinzip der rohen und unbehandelten Materialität fort. Wo brandschutztechnisch notwendig, wurde das Holz durch feuerverzinkte Stahllamellen ersetzt. Dies wollten wir nach außen ablesbar machen.

Konstruktiv haben wir darauf geachtet, dass alle Bauteile möglichst so verbaut werden, dass sie später wieder sauber voneinander zu trennen sind.

Das Spiel mit dem Kontrast aus eher rauen Materialien wie Sichtbeton und Stahlgittern einerseits und Elementen aus Holz andererseits prägt nicht nur die Fassade, sondern auch die Innenräume. (Foto: Zooey Braun)
Die Räume zeichnen sich durch eine große Offenheit und Transparenz aus. (Foto: Zooey Braun)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Unbehandelte heimische Hölzer in der Fassade und im Innenraum bilden einen warmen Kontrast zur Industriearchitektur und machen die soziale Funktion der Räume ablesbar. Das Spiel mit dem Kontrast aus eher rauen Materialien wie Sichtbeton, Industrieestrich und verzinktem Stahl einerseits und Elementen aus Holz andererseits führen wir auch im Innern fort. Wände mit Verkleidungen aus Seekiefer kontrastieren mit Sichtbetondecken oder treffen auf großflächige Verglasungen mit Seekiefer-Rahmen. Die Räume zeichnet eine große Offenheit und Transparenz aus, wodurch für die Mitarbeitenden eine angenehme Arbeitsatmosphäre entsteht.

Lageplan (Zeichnung: asp)
Grundriss Tiefhof (Zeichnung: asp)
Grundriss 1. Obergeschoss (Zeichnung: asp)
Grundriss 2. Obergeschoss (Zeichnung: asp)
Betriebshof Deckerstraße
2022
Deckerstraße 102
70372 Stuttgart

Nutzung
Büro- und Industriebau
 
Auftragsart
Neubau und Umbau des Betriebshofs
 
Bauherrschaft
Landeshauptstadt Stuttgart
 
Architektur
asp Architekten, Stuttgart
Verfasser: Cem Arat, Markus Weismann
Team: Thomas Herold (Projektleitung), Onur Canvarol, Alma Ibralic, Katharina Welzel
 
Fachplaner
Tragwerk: wh-p GmbH Beratende Ingenieure, Stuttgart
TGA Planung: Ingenieurgesellschaft Hetzel, Schwäbisch Gmünd
Projektsteuerung: Hochbauamt Stuttgart
Bauphysik: Bayer Bauphysik Ing. Gesellschaft, Fellbach
Elektro-Planung: Ingenieurbüro Wörtz, Pforzheim
Baugrund: Henke Geo, Stuttgart
Brandschutz: Trias, Stuttgart
Küchenplanung: Ingenieurbüro Henne, Schwieberdingen

Ausführende Firmen Neubau
Rohbau: Grötz Bauunternehmung GmbH, Nürtingen
Stahlbau: Kübert, Hochdorf
Konstruktiver Holzbau (OG 2): Müller Holzbau GmbH
Dachabdichtung: Dachbau Fahro GmbH, Sindelfingen
Holzfenster: Obermüller Otto, Winnenden
Pfosten-Riegel-Fassaden: Alustar GmbH, Grabfeld OT Rentwertshausen
Sonnenschutz: Hofmann-Reiner GmbH Co. KG, Stuttgart
Holzfassade: Holzbau Muny GmbH, Kornwestheim
Schlosserarbeiten: BEFA Fahrzeug- u. Stahlbau GmbH, Erzgebirge
Trockenbau: YA Ausbau GmbH & Co. KG, Bad Hersfeld
Tischler: Zezelj GmbH Schreinerei / Innenausbau, Remseck
Fliesen + Estrich: Fliesen Umgelter, Stuttgart
Malerarbeiten: M. Albert GmbH, Stuttgart
 
Hersteller
Aufzüge: Kone GmbH, Hannover
Sektionaltore: Helbing Tortechnik GmbH, Bad Tennstedt

Bruttogeschossfläche
Neubau: 4.981 m²
Bestand: 1.571 m²
 
Gesamtkosten
14.300.000 €
 
Fotos
Zooey Braun

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