Siemens-Mitte in Erlangen

Manuel Pestalozzi
6. março 2023
Als Gegenüber vom „Himbeerpalast“ (rechts oben) soll der „Glaspalast“ künftig von Bestands- und Neubauten umgeben sein. Es werden diverse Begrünungsmaßnahmen geplant. (Visualisierung: ssp architekten GbR)

Der Siemens-Konzern hat in Erlangen eine lange Geschichte: 1925 übernahm das Technologieunternehmen die Aktienmehrheit von Reiniger, Gebbert & Schall, Herstellerin von Röntgengeräten. 1946 folgte dann die Umsiedelung der Berliner Unternehmensleitung von Siemens nach Erlangen. An der Werner-von-Siemens-Straße, Ecke Sieboldstraße wurde von Architekt Hans Hertlein von 1948 bis 1953 der so genannte „Himbeerpalast“, der repräsentative Stammsitz, errichtet. Seinen Namen erhielt er durch den kräftigen roten Fassadenanstrich. Der Konzern dislozierte kürzlich vollständig auf sein Forschungsgelände im Süden der Stadt. Dieses soll nach einem Konzept von KSP Jürgen Engel Architekten zu einem zukunftsweisenden Campus umgebaut werden, als neuer offener Teil der Stadt Erlangen.

Das Areal in Erlangen-Mitte kann somit neu genutzt werden. In den „Himbeerpalast“ soll die philosophische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und der angegliederte Fachbereich Theologie einziehen. Das Konzernareal östlich von ihm, jenseits der Werner-von-Siemens-Straße, mit dem Hochhaus „Glaspalast“ als seinem Gegenüber, ist jetzt im Eigentum der Engelhardt Real Estate Group und der Empira Group. Sie lobten im vergangenen Jahr einen Einladungswettbewerb aus. Zu planen war durch Konversions- und Neubaumaßnahmen ein Ensemble, das Raum für Wohnen und Arbeiten schafft und dabei eine zeitgemäße Antwort auf das selbstverständliche Ziel nachhaltigen Bauens gibt – ein urbanes und gemischt genutztes Quartier.

Das abgewinkelte Bürogebäude „Elefantentreppe“ bleibt ebenfalls erhalten. (Foto: ssp architekten GbR)

Den ersten Preis konnten das Team ssp architekten Schulz Seissl Partner aus Erlangen mit Lemke Landschaftsarchitektur aus Schwabach erringen. Ihr Projekt erhält sowohl den „Glaspalast“ mit seinem Casino, wie auch die „Elefantentreppe“, ein abgewinkeltes und beidseitig in der Höhe abgestuftes Bürogebäude südlich davon. Die beiden Großbauten werden wie bisher den „Roten Platz“ an der Werner-von-Siemens-Straße einfassen, der das Zentrum des Quartiers werden soll – allerdings in seiner Wahrnehmung und Nutzung deutlich verändert. Ein „Klimawald“ und eine weitgehende Begrünung des Areals mit Bäumen sollen ein neues Umfeld für das Hochhaus generieren. Zum geplanten Neubau auf dem Gelände des Bingelhauses schlägt das Projekt ein achtgeschossiges Gebäude vor, das den Fußabdruck des Bestandes übernimmt.

Überzeugt hatte auch das Nachhaltigkeitskonzept des Entwurfs; so wird beispielsweise ein kombiniertes System aus Fernwärme, Geo- und Solarthermie sowie Photovoltaik als Energieversorgung vorgeschlagen. Ausserdem soll Regenwasser gesammelt und zur Bewässerung der Dachgärten genutzt werden. Die Rede ist auch von Sharing-Angebote sowohl für Autos als auch Lastenfahrräder.

Der Dachgarten auf dem Neubau an der Werner-von-Siemens-Straße soll mit Regenwasser versorgt werden. (Visualisierung: ssp architekten GbR)

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