Pfusch am „Waldhaus Neuguet“

Manuel Pestalozzi
13. maio 2020
Zwischen Halter und der Steiner AG zeichnet sich eine zähe Auseinandersetzung ab – zu befürchten ist ein ramponiertes Image nicht nur für die beiden Streitparteien. (Foto: Manuel Pestalozzi)

Alle Wohnungen sind verkauft, doch noch immer hat das „Waldhaus Neuguet“ seine eigene Website. Die Immobilie bietet gemäß dieser hundert Eigentumswohnungen im vierten bis vierzehnten Obergeschoss. In den vier Sockelgeschossen befindet sich ein Businesshotel, das sich auch für längere Aufenthalte eignet. Ein Sushi-Restaurant, ein Friseur und weitere Ladengeschäfte sind im Erdgeschoss untergekommen. Sie orientieren sich auf den Seidenplatz und die Haltestelle Neugut der Glattalbahn. Für die Architektur zeichneten Ramser Schmid Architekten verantwortlich, auch das erfährt man auf der Projekt-Website der Steiner AG. Diese wurde als Totalunternehmerin engagiert.

Halter versus Steiner

Leider ist das „Waldhaus“, das offiziell seit Herbst 2019 fertiggestellt ist, seit Monaten wegen Verzögerungen und Pfusch wieder und wieder in den Schlagzeilen. Im November 2019 meldete die Zeitschrift Blick, dass Eigentümer*innen der Wohnungen in einem Hotel untergebracht werden mussten. Grund waren Verzögerungen bei der Fertigstellung, welche einen Bezug offenbar unmöglich machten. Nun meldete sich die Halter AG mit einer Pressemitteilung zu Wort. Sie hat mit der Firma Steiner als Totalunternehmerin einen Pauschalwerkvertrag zur Planung und Erstellung des Bauwerks abgeschlossen. Schnell habe sich abgezeichnet, so liest man in dem Kom­mu­ni­qué, dass sich die Totalunternehmerin weitgehend auf zwei Punkte konzentriere – einerseits über mehrere Angebotsrunden die günstigsten Subunternehmer zu finden und beauftragen, andererseits gegenüber der Halter AG Nachtragsforderungen zum vereinbarten Pauschalpreis zu stellen. Darüber habe die Firma die Ausführungsplanung vernachlässigt und insgesamt nur schleppend oder teilweise gar nicht umgesetzt. Ihre Planungsverantwortung habe sie zu wesentlichen Teilen auf den jeweils günstigsten Subunternehmer abgeschoben.

Die Rede ist von Subunternehmern, die Konkurs gingen, weniger Ventilatoren pro Erschließungskern als vereinbart bei der Rauchdruckanlage (RDA) und diversen terminlichen Verzögerungen, Mängeln und Schäden. Die Halter AG habe, so schreibt sie, bereits in der Vergangenheit mehrfach bekräftigt, dass ihre erste Priorität darin bestehe, die Nachteile für die Eigentümer*innen zügig aus der Welt zu schaffen. Das Unternehmen werde mit allen juristischen, organisatorischen und technischen Mitteln „in den nächsten Monaten und Jahren“ an diesem Ziel arbeiten.

Die Steiner AG hat gleichentags ihre Darstellung der Sachverhalte rund um das „Waldhaus Neuguet“ auf ihrer Website publiziert. Bemängelt werden hier Planungsstand und Planungsgüte bei der Übernahme. Das Unternehmen habe sich veranlasst gesehen, die provisorische Eintragung eines Bauhandwerkerpfandrechts auf den Projekt-Grundstücken zu beantragen. Aktuell beseitige Steiner gemeinsam mit Subunternehmen letzte Mängel im Rahmen der Garantiearbeiten im Außenbereich, hauptsächlich Loggias und Gebäudehülle. Da diese Arbeiten witterungsabhängig seien, habe erst kürzlich damit begonnen werden können, weitere Verzögerungen seien der Corona-Pandemie geschuldet. Offen sei derzeit, wer die Mehrkosten für die entstandenen Verzögerungen und Mängel zu tragen hat.

Imageschaden für die ganze Branche?

Dieser „Kampf der Titanen“ kommt zu einem überaus ungünstigen Zeitpunkt. Gerade jetzt müsste sich die Bauwirtschaft positionieren als Garantin für Nachhaltigkeit und Solidität; als eine traditionsreiche Branche, die zuverlässig einen klar definierten Qualitätsstandard pflegt. Leider muss von einem langen, zähen Konflikt ausgegangen werden – und davon, dass nicht nur die Reputation der betroffenen Unternehmen erheblich leiden wird.

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