GSW-Fassade in Gefahr

Manuel Pestalozzi
30. maio 2022
Die farbige GSW-Fassade, ein Wahrzeichen von Berlin-Kreuzberg, ist auch ein beliebtes Fotosujet für Tourist*innen. (Foto: Emanuele from Roma/Wikimedia Commons)

Das GSW-Hochhaus in der Rudi-Dutschke-Straße wurde von 1995 bis 1999 als Hauptverwaltung der GSW Immobilien AG errichtet. Das aus acht städtischen Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaften zur Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) hervorgegangene Unternehmen wurde wenige Jahre später privatisiert. Es zog sich bis 2015 vollständig aus dem Gebäude zurück, das es nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf des Büros Sauerbruch Hutton aus Berlin für sich hatte realisieren lassen. Das Hochhaus gehört jetzt einem Fonds von J.P. Morgan, durch den es auch verwaltet wird. Es nennt sich seit 2017 Rocket Tower, nach dem Hauptmieter Rocket Internet. Das Architekturbüro wurde für das Gebäude mit dem Deutschen Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden 2001 ausgezeichnet.

Und diese Fassade scheint jetzt in Gefahr. Die Gebäudebetreiberin Sienna Real Estate Property Management Germany GmbH plant, die Sonnenschutzanlage auf der Westseite des Turmes auszutauschen. Das Unternehmen hat angekündigt, diese Konvektionsfassade in ihrer Machart und Funktionsweise sowie in ihrer charakteristischen Farbgebung zu verändern. Die geschosshohen, dreh- und verschiebbaren Sonnenschutzpaneele aus perforierten, in neun Sonderfarben beschichteten Aluminiumblechen sollen zurückgebaut und ersetzt werden durch Stoffbehänge, die am Ort fixiert sind und lediglich vertikal auf- und wieder eingerollt werden können. Es ist geplant, diese Stoffbehänge in Farben auszuführen, die aus der Farbtabelle eines bestimmten Anbieters ausgewählt werden und von der bisherigen Farbgebung der Fassade vollständig abweichen.

Diese Informationen stammen aus einem „offenen Brief an Sienna Real Estate Property Management Germany GmbH  gegen die Entstellung der ehemaligen GSW Hauptverwaltung“, die auf die Petitions-Website change.org hochgeschaltet wurde. Der Brief ruft auf zur Rettung der „GSW-Fassade“ und enthält die Forderung, die Pläne, die zur Entstellung der Fassade würden würden, aufzugeben. Stattdessen soll die Fassade repariert, die Farbgebung erhalten und ggf. die Bestandspaneele durch eine neue Beschichtung aufgefrischt werden. Der Brief erinnert daran, dass das Gebäude national und international hohe Wertschätzung als eine Ikone und ein Pioniergebäude des klimabewussten Bauens erfährt. Zu den prominenten Erstunterzeichner*innen des offenen Briefes zählen neben Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton und Juan Lucas Young  unter anderem Prof. Aaron Betsky, Prof. Olafur Eliasson, Prof., Dr. hc, FRIBA hon. Kristin Feireiss und Prof. Daniel Libeskind.

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