Wohnturm für Ingolstadt

ATP architekten ingenieure
4. dezembro 2019
Fassadenausschnitt des Turms (Foto: ATP/Olaf Becker)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Besonderheit der Aufgabe war die Planung eines Wohnhochhauses auf Basis eines bereits bestehenden, vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Die sehr engen Vorgaben, wie etwa fixe Höhe und Außenmaße des Turms sowie eine horizontale Gliederung der Fassade, mussten dabei strikt eingehalten werden.

Ziel war es, ein Maximum an qualitativ hochwertigem Wohnraum zu schaffen. Trotz des vorgegebenen schlanken Querschnitts des Turms von 16 x 16 m verlegten wir den Erschließungskern nach innen. So erhielten alle Wohnungen maximale Fensterflächen. Der Blick ins Freie bzw. in die Ferne bereits vom Zugangsbereich der Wohnungen aus möglich – und damit der Vorteil eines Hochhauses optimal genutzt.

Ingolstadts erstes Wohnhochhaus prägt als Landmarke die Skyline der Stadt. (Foto: ATP/Becker)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Ästhetik des IN-Towers basiert auf seiner schlanken, städtebaulich wirksamen Silhouette. Die weißen Balkone und Brüstungen schlingen sich als horizontale Bänder um Turm und Sockel. Das Konzept der „variierenden Balkone” ist eine Metapher für die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse und hat zudem den Zweck, Licht und Schatten gleichmäßig in alle Wohnungen zu verteilen.

Die Balkone bestehen aus glatten, weißen Betonfertigteilen. Sie stehen damit in Kontrast zu der rauen, dunkelgrauen Besenstrich-Putzfassade. Das Spiel von Licht und Schatten, hervorgerufen durch die unterschiedlich tiefen Auskragungen der Fassade, macht den Turm zur starken Skulptur.

Foto: ATP/Becker
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Städtebaulich fungiert der Turm zusammen mit dem Bahnhofsgebäude und einem Busbetriebshof als Klammer vom Bahnhofsgelände zur Ringstraße und zum Glacis, einem Grüngürtel um die historische Altstadt. Der 50 Meter hohe, über die Dächer der Stadt emporragende Turm dient Bahnreisenden als klar erkennbares Zeichen ihrer Ankunft in Ingolstadt, während der Sockelbau mit seinen erdgeschossigen Handelsflächen die fußläufige Eingangssituation zum Bahnhofsareal akzentuiert und belebt.

„Variierende Balkone” als Metapher für die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse. (Foto: ATP/Becker)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Bei der Umsetzung lag großes Augenmerk auf einer modernen, zeitlosen Gestaltung im städtebaulichen Kontext. Oberste Priorität hatte der Erfolg des neuen eingeschlagenen Wohnraumkonzeptes der Stadt. Knapper Wohnraum fordert vertikale Lösungen und flexible Grundrisse. Deshalb lud uns der Bauherr ein, ihn intensiv bei der Optimierung der Wohnflächen zu beraten. Mit unserem prämierten Wettbewerbskonzept gelang es uns, ein Maximum an qualitativ wertvollem Wohnraum vorzusehen.

Die großzügigen, unterschiedlich tiefen Balkone vergrößern den Wohnraum der Appartements im Außenbereich. (Foto: ATP/Becker)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Ein Hochhaus ist immer eine besondere planerische Herausforderung. Nicht nur statisch, sondern auch funktional, haustechnisch und wirtschaftlich. Bereits in der frühen Konzeptphase werden die Grundsteine für dessen Erfolg gelegt. Daher ist es bei einem solchen Projekt wichtig, von Anfang an auch integral zu planen. BIM liefert von Beginn an tragfähige Entscheidungsgrundlagen für den Bauherrn, verbessert die Qualität von Planung und Bau und sorgt für Sicherheit bei Kosten und Terminen. 

Besonderen Wert haben wir darauf gelegt, dass das Gebäude auch in der Realisierung noch seine starke skulpturale Wirkung behält. Deshalb haben wir ein robustes Design gewählt, das in der Planungsphase erhalten und konsequent gestärkt wurde.

Lageplan (Zeichnung: ATP)
Schema (Zeichnung: ATP)
Skizze: ATP
BIM-Modell: ATP
IN-Tower
2018
Am Nordbahnhof 2, 2a, 2b, 2c
85049 Ingolstadt

Nutzung
Wohnanlage

Auftragsart
Integrale Planung
 
Bauherrschaft
6B47 Germany GmbH
 
Architektur
ATP architekten ingenieure, München
Head of Design: Florian Beck
Gesamtprojektleitung: Andre Lyashenko
 
Bruttogeschossfläche
12.140 m²
oberirdisch: 9.300 m²
 
Wohnfläche inkl. Balkone
6.164 m²
 
Gewerbefläche im EG
1.100 m²

Gebäudevolumen
40.870 m³
 
Höhe Turm
50 m
 
Grundfläche Turm
16x16m
 
Wohnungen
80 (davon 1/3 barrierefrei nach LBO)

Gesamtkosten
k.A.

Fotos
ATP/Olaf Becker

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