Wegkapelle

jasarevic architekten
21. abril 2021
Foto: Brigida González
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Besonders waren schon Aufgabe und Auftraggeber. Wie oft darf man schon eine Kapelle bauen? Wie oft einen Bauherrn haben, der seinem Architekten weitestgehend freie Hand lässt? Wie oft die freie Wahl für den Standort? Die einzige starre Vorgabe war der Baustoff Holz. 

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die Kapelle liegt im Schnittpunkt von zwei längst vergessenen Wegen. Durch den angrenzenden Wald führt eine breite Allee, flankiert von hohen Eichen – verwildert und verwachsen zum offenen Feld. Hier ist der ehemalige Feldweg, der die Schwaigen miteinander verbunden hat nur noch ein Abdruck in der Grasoberfläche. Beide Wege wurden an einem Altwasserbogen der Donau verbunden und damit belebt. Über das Altwasser wachsen die Bäume schräg nach oben – gleich der Kapelle. 

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Unsere Projekte sind stets das Resultat einer großen Gemeinschaftsleistung. Der Bauherr spielt dabei naturgemäß die wichtigste Rolle. Auch hier stand uns die Denzel Stiftung stets tatkräftig zur Seite. Dabei war es dem Bauherrn wichtig uns die nötige Freiheit zu gewähren und nur das Spielfeld grob abzustecken – frei nach Antoine de St. Exupery : … „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Der Weg zum gebauten Werk war inspirierend und fordernd. Nach vielen Skizzen und Modellen hat sich unsere Idee der gefalteten Hände und des Daches so verfestigt, dass erstaunlicherweise das Arbeitsmodell und die ersten Skizzen fast schon unverändert realisiert werden konnten. 

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Dank herausragender Firmen konnten wir das Thema Handwerk in vielen Facetten bearbeiten. Die industriell vorgefertigten 14 cm starken Brettsperrholztafeln wurden auf den Innenseiten vom Bildhauer Sepp Zankl in monatelanger Arbeit händisch bearbeitet. Das Kleid aus handgespaltenen Schindeln wurde mit großer handwerklicher Präzision vor Ort der Kapelle übergezogen. Die Holzkonstruktion sitzt auf einem exakt gearbeiteten Betonsockel mit einer umlaufenden Fuge von nur 1 cm. Das Kreuz, der Kerzenständer und die Weihwasserschale sind ebenfalls handwerklich gefertigt. Die Kapelle als Ausdruck des Volksglaubens – jeder Beteiligte bringt sich und seine handwerklichen Fähigkeiten ein.

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Lageplan (Zeichnung: jasarevic architekten)
Lageplan (Zeichnung: jasarevic architekten)
Schwaigen Wegkapelle Buttenwiesen
2020
Ludwigsschwaige 1
86647 Buttenwiesen

Auftragsart
direkt

Bauherrschaft
Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung Binswangen
 
Architektur
jasarevic architekten bda dwb mering
A. Jasarevic, B. Müller, A. Güven, F. Aichler, M. Jasarevic
 
Fachplaner
Tragwerk: Dr. Lieb, München

Kunst am Bau
Josef Zankl, Mering
Schnitzwerk als Lichtfalle
 
Ausführende Firmen
Gumpp & Maier, Binswangen
HBW, Thannhausen
Bernd Stöckle, Zusmarshausen
Singold Stahlbau, Bobingen
Georg Schmid, Höchstädt
 
Bruttogeschossfläche
42 m²

Gebäudevolumen
310 m³

Gesamtkosten
160.000 €
 
Auszeichnung
Artheon - Anerkennung der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche 

Fotos
Brigida González, Stuttgart

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