Individualität in Serie

SCOPE
30. setembro 2020
Die industrielle Lochblechfassade findet sich auch in der Innenraumgestaltung, bei Decken und Geländer wieder. (Foto: Zooey Braun)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Unsere Idee war eine Symbiose von Werk- und Maßanfertigung in konkurrenzlos schneller Planungs- und Bauzeit. Das Stahlskelett des viergeschossigen Baukörpers wurde in der Werkshalle angefertigt und vor Ort errichtet, wodurch die Rohbauphase lediglich acht Wochen in Anspruch genommen hat. Aus dem Gedanken der seriellen Individualität entstand mit gleichem Konzept ein weiterer Modulbau mit angepasster Grundrisskonfiguration in einer anderen städtebaulichen Situation in St. Leon-Rot.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Beim Begriff Modulbau ergeben sich oft Assoziationen von temporärer Nutzung und industrieller Massenanfertigung. Schnell, billig und endlos reproduzierbar. Dass sich serielles Bauen und individuelle Gestaltung nicht grundsätzlich ausschließen, kann man nun am Hasso-Plattner-Ring eindrucksvoll erkennen. 

Auch die überdachten Innenhöfe verfügen über multifunk­tionale Nutzungsmöglichkeiten. Als „Marketplace“ und „Urban Jungle“ deklariert, lädt das Raumangebot zum Entspannen ein. (Foto: Zooey Braun)
Auch die überdachten Innenhöfe verfügen über multifunk­tionale Nutzungsmöglichkeiten. Als „Marketplace“ und „Urban Jungle“ deklariert, lädt das Raumangebot zum Entspannen ein. (Foto: Zooey Braun)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die heterogene Bestandsituation auf dem Firmengelände in Walldorf nutzen wir, um in Sichtnähe zur A5 auf einer Fläche von 11'500 Quadratmeter einen Solitär zu errichten. Minimalistisch und doch markant setzt er seine Wesensart in Szene, anstatt sie zu verschleiern. Damit reagiert der Entwurf auf die Anforderungen unserer Zeit, einem starken Unternehmenswachstum mit ebenso qualitätsvoller wie unkonventioneller Architekturlösung zu begegnen: Die Architektur greift die modulare Idee in der Kubatur auf und entsteht vor dem Hintergrund eines agilen und kollaborativen Arbeitsplatzkonzeptes. 

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Zielvorgaben des Bauherrn hinsichtlich der Reproduzierbarkeit an einem zweiten Standort, zeitlich nahezu parallel zum ersten Gebäude, und die Vorgabe der kurzen Projektlaufzeit haben unsere Entscheidung der Konstruktionsweise des Gebäudes als Modulbau maßgeblich beeinflusst. Als nächsten Punkt der Einflussnahme sind die Nutzerworkshops zu nennen, in denen gemeinsam mit dem Bauherrn und den Arbeitnehmern das Arbeitsplatzkonzept entwickelt wurde.

Die helldunklen Kontraste der Fassade verstärken den Charakter des Hauses. (Foto: Zooey Braun)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Gebäude hat sich vom Entwurf zur Fertigstellung insofern geändert, dass durch die enge Zusammenarbeit mit dem Modulbauunternehmen die spezifischen Konstruktionsanforderungen in unseren Entwurf eingeflossen sind, was leichte Auswirkungen auf Spannweiten, Stützenstellungen und Auskragungen mit sich führte. Man muss allerdings betonen, dass diese Abhängigkeiten keine wesentlichen Auswirkungen auf die Qualität des Entwurfes bedeuteten.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die unterschiedliche – und anhand eines Sonnenstandmodells errechnete – Lochmusteranordnung der Fassade, deren Verlauf von oben nach unten in Bezug auf die Lochgrößen und Lochungsabstände variiert, verleiht den horizontal verschiebbaren Fassadenelementen nicht nur eine individuelle Gestaltung und hochwertige Optik, sondern dient gleichzeitig der Verschattung und ermöglicht so ein gemäßigtes Klima im Gebäude. 

Das Whiteboard „flomo“ garantiert höchste Raumflexibili­tät und akustischen Schutz. (Foto: Zooey Braun)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die Gestaltung ist stark von der Lochblechfassade geprägt, welche sich vom Außen- in den Innenbereich hineinzieht. Im Innenraum findet sie sich sowohl als Deckengestaltung im sogenannten „Technikleitstrang“ (Fa. Durlum) mit integrierter Beleuchtung, als auch in der individuell-hergestellten Lochgeländerkonstruktion der Foyertreppe wieder. In Kontrast zur Kühle des Metalls, steht der großflächig-verlegte, warme Holzboden. Hier wurde ein geöltes Industrieparkett in Birkenoberfläche (Fa. Plexwood) als gestalterisch übergreifendes Verbindungselement für die öffentlichen Bereiche gewählt. 

Lageplan (Zeichnung: SCOPE)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: SCOPE)
Schnitte (Zeichnung: SCOPE)
WDF 53
2019
Hasso-Plattner-Ring 7a
69190 Walldorf

Nutzung
Bürobau

Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
SAP SE, Walldorf

Architektur
SCOPE Architekten GmbH, Stuttgart 
Team. Mike Herud (Büroleitung), Andreas Witte (Projektleiter), Sophia Zouros, Malgorzata Polakowska, Jerzy Wianecki, Mathis Weymann

Fachplaner
Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
Tragwerksplanung: ADK Modulraum GmbH, Neresheim
Heizung- und Sanitärplanung: ADK Modulraum GmbH, Neresheim
Brandschutz: Ingenieurbüro für Brandschutz Lorenz und Müller, Holzminden
Bauphysik: GN Bauphysik, Stuttgart
Landschaftsarchitektur: hofmann_röttgen BDLA Limburgerhof
Leed: Ingenieurbüro Anke Koch, Hamburg
SiGeKo: Wolfgang Niemesch, Mudau
Baugrund: GeoConsult GmbH, Walldorf
Vermessung: IB Rausch, Walldorf
Küchenplanung (technisch): Profil Gastronomie Planung + Innovation GmbH, Kriftel

Bauleitung
ADK Moduraum GmbH, Neresheim
+ SCOPE Architekten GmbH (Gestalterische Oberleitung)
 
Hersteller
Flomo Whiteboardsysten: wp_office + SCOPE
Wandbeläge Akustikfilz, BuzziSkin: BuzziSpace
Feinsteinzeugfliesen, Ornamenta: Refin
Holzparkett aus Multiplex: Plexwood
Teppichboden: Object Carpet
Bürobeleuchtung: Prolicht
Treppen-Betonfertigteile: R. Bayer Betonsteinwerk GmbH
Glastrennwände: Drum
Sektionaltor: Hörmann
Glasdächer: Lamilux
Diverse Löse Möblierung, Leuchten und Textilien: Arco, Fa. Hay, Fa. Wagner Living, Fa. Creation Baumann
Abgehängte Metalldecken: Durlum
Fassaden: Ebener
Blendschutz: Kvadrat
 
Energiebedarf
Primärenergiebedarf: 42 kWh/m²a nach EnEV 2013
Endenergiebedarf: 67,8 kWh/m²a nach EnEV 2013
Jahresheizwärmebedarf: 48,8 kWh/m²a nach PHPP/EnEV 2013 
 
Bruttogeschossfläche 
11.500 m²

Gebäudevolumen
94 x 38 x 19 m (L x B x H) = 67.868 m³
 
Kubikmeterpreis
453,80 €/m³
 
Gebäudekosten
KG 300+400 30.800.000 € netto

Auszeichnung
Beispielhaftes Bauen Rhein-Neckar-Kreis
 
Fotos
Zooey Braun

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