Vorschau BAU 2019

Full House

Melanie Schlegel
22. november 2018
Baustelle National Kaohsiung Center for the Arts, Wei-Wu-Ying, Taiwan (Bild: Mecanoo)

Zwei neue Messehallen, 200.000 m2 Ausstellungsfläche, 20.000 m2 mehr Platz, 2.200 Aussteller aus 45 Ländern und rund 260.000 erwartete Besucher – das sind die beeindruckenden Zahlen der kommenden BAU, die am Montag, den 14. Januar 2019 um Punkt 9.30 Uhr ihre Tore öffnet. Als weltweit größte Messe für Architektur, Materialien und Systeme bietet die BAU auch dieses Mal ein umfangreiches Rahmenprogramm für Architekten an. Neben den bekannten Foren, Sonderschauen und Preisverleihungen sowie der Langen Nacht der Architektur laden in 2019 die World-Architects in Zusammenarbeit mit der BAU zu den beliebten Guided Tours am Donnerstag und Freitag, den 17. und 18. Januar ein. Die vier Führungen wurden speziell für Architekten konzipiert und orientieren sich inhaltlich an den vier Leitthemen der Messe: Integral: Systeme und Konstruktionen, Vernetzt: Wohnen und Arbeiten, Smart: Licht und Gebäude sowie Digital – planen und bauen. Besonderheit: Die rund 2-stündigen Touren werden von namhaften Persönlichkeiten aus Architektur und Design begleitet: Philip Norman Peterson, André Schmidt, Ulrike Brandi und Werner Frosch zeigen jeweils Highlights der BAU 2019.

Norman Philip Peterson (Holzer Kobler Architekturen), Werner Frosch (Henning Larsen), Ulrike Brandi (Ulrike Brandi Licht), André Schmidt (MATTER Büro für Architektur und Städtebau) v.o.l. im Uhrzeigersinn (Bild: World-Architects)

Integral: Systeme und Konstruktionen
Ein Aspekt des Themas Integral: Systeme und Konstruktionen ist die Komplexität des Bauens. Beim Bauen geht es neben der guten Gestaltung und dem guten Arrangieren von Materialien zunehmend um komplexe Tragwerke, leichte Konstruktionen und hochtechnologisierte Bauteile. Etwa in der Fassade, die als äußere Haut eines Bauwerks auf kleinem Raum oft auch Technologien zur Belüftung oder zur Energiegewinnung aufnehmen muss. Architekten und Ingenieure müssen sich frühzeitig abstimmen, um detailliert und integral planen zu können. Je komplexer das Bauen wird, desto größer ist auf der anderen Seite der Drang zur Vereinfachung. Der Schlüssel dazu liegt in der Vorfertigung und in der modularen Systenbauweise. Im Werk können viele Bauteile besser und schneller zusammengefügt werden, sodass sie auf der Baustelle nur noch wie ein Puzzle zusammengefügt werden müssen. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht auch die Genauigkeit und die Qualität eines Bauwerks. Derartige Systeme gibt es natürlich bereits, doch der Baustellenalltag sieht meist noch anders, eher klassisch aus. Dabei sind die Vorteile einer modularen, vorgefertigten Bauweise nur schwer von der Hand zu weisen.

Hilfreich werden zukünftig die digitalen Planungswerkzeuge sein, mit denen sich die Daten direkt in individuell gefertigte Bauteile übersetzen lassen.
Die hierzu passende Tour #01 Façade: Land of Unlimited Possibilities findet am Donnerstag von 11 bis 13 Uhr mit Philip Norman Peterson von Holzer Kobler Architekturen, Zürich, Berlin statt.

Integral: Systeme und Konstruktionen – Blick von Nordosten auf das National Kaohsiung Center (Arch.: Mecanoo) und den Wei-Wu-Ying Metropolitan Park, im Hintergrund die Skyline von Kaohsiung City (Bild: Iwan Baan)
Vernetzt: Wohnen und Arbeiten – Das „Merck Innovation Center“ (Arch.: HENN) in Darmstadt steht für Offenheit und Transparenz (Bild: HG Esch)

Vernetzt: Wohnen und Arbeiten
Am Nachmittag von 15 bis 17 Uhr nimmt André Schmidt vom Büro MATTER aus Berlin seine Gruppe mit auf Tour #02 Ingredients for networked living and working, die sich dem BAU-Leitthema Vernetzt: Wohnen und Arbeiten widmet. Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in einem bemerkenswerten Umbruch. Für viele steht nicht nur die Entlohnung im Fokus, sondern auch eine flexible Arbeitszeit, damit Privatleben und Arbeit besser miteinander zu vereinbaren sind. Dank der Digitalisierung gelingt es immer besser, eine Balance herzustellen und der traditionelle 9-to-5-Job stirbt langsam aus. All das verändert natürlich auch das Bauen bis hin zur ganz konkreten Gestaltung von Bürolandschaften. Google hat es vorgemacht und heute ist es gar nicht mehr selten, dass sich Mitarbeiter einen Tages- Arbeitsplatz aussuchen, den sie nach der Arbeit wieder räumen. Das spart mitunter bis zu 20 Prozent der Bürofläche. Noch größer sind die Auswirkungen auf die Wohnungsplanung. Home Office, Mehrgenerationenwohnen, Verdichtung, Erweiterung oder Umfunktionierung erfordern mehr denn je flexible Gebäudestrukturen.

Smart: Licht und Gebäude
Das Licht debütiert 2019 als eigener Themenschwerpunkt auf der BAU. Zusammen mit dem Thema Smart Building und Gebäudeautomation erhält es mit der Halle C2 einen ganz eigenen Raum. Stark verändert hat sich in den letzten zehn Jahren vor allem der Umgang mit dem Kunstlicht. Dank der LED-Technologie verbraucht das Licht jetzt nicht nur weniger Energie, sondern es benötigt auch weniger Platz und bedarf wegen der längeren Haltbarkeit auch weniger Wartung. Das wirkt sich nicht nur auf die Elektroplanung, sondern auch auf die Architektur aus. Renommierte Licht-Designer sind längst Teil des Planungs- oder Entwurfsteams und werden sehr früh in einem Projekt hinzugezogen. Vor allem im Smart Building wird vor allem das Kunstlicht zu einem Teil des Smart Grids, in dem alle Geräte im Gebäude miteinander vernetzt sind. So ist es möglich, über das Smartphone die Jalousien und gleichzeitig das Kunstlicht zu steuern und diese sogar zu Atmosphären-Programmen und Lichtkonzepten zusammenzufügen. Auch Notprogramme etwa für den Brandfall lassen sich definieren. Und auch der Umgang mit Energieressourcen wird bewusster sein und nicht mehr nur nachhaltig, sondern intelligent, clever und smart. Aber! Bei aller Liebe zum Kunstlicht: Licht-Designer berücksichtigen ebenso den Tageslichteinfall, der im Entwurfsprozess eine immer größere Rolle spielt. In Tour #03 Daylight – Yes! Yes! Yes! unterstreicht Licht-Designerin Ulrike Brandi aus Hamburg diese Relevanz und führt am Freitag zwischen 11 und 13 Uhr ihre Gruppe an ausgewählte Messestände zum Thema Smart: Licht und Gebäude.

Smart: Licht und Gebäude – Futurium (Arch.: Richter Musikowski), Berlin (Bild: Arup Rossmann)

Digital: planen und bauen
Tour #04 Buildings and processes dreht sich rund um die Digitalisierung beim Planen und Bauen. Hierzu wird Architekt Werner Frosch vom Büro Henning Larsen am Freitag zwischen 15 und 17 Uhr eine Gruppe begleiten. Im Bauwesen kommt die Digitalisierung immer mehr in Fahrt. Mit den jüngsten IT-Entwicklungen und vor allem mit BIM (Building Information Modeling) verändert sich das Planen enorm: Teams können heute auf der ganzen Welt gemeinsam und zeitgleich an denselben Daten arbeiten. Das vereinfacht den Austausch und die Arbeit erheblich und trägt zu einer höheren Qualität der Planung bei. Die Werkplanung wird heutzutage digital erledigt und wird gewerkeübergreifend eingesetzt. Auch wenn die Anschaffung spezieller BIM-Werkzeuge und die Planung in BIM zunächst einen gewissen Aufwand bedeuten, amortisiert sich die Investition im Verlauf eines Projekts schnell. Bei Großprojekten ist diese Art der Planung bereits gang und gäbe, und auch bei kleineren Projekten oder Altbau-Sanierungen profitieren alle am Bau Beteiligten von der BIM-Methode. Das Handwerk stellt parallel auf BIM um. Langfristig wird das nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch die Effektivität auf der Baustelle steigern.

Digital: planen und bauen – Baustelle Cambridge Moschee, Cambridge (UK) - Arch.: Marks Barfield Architects (Bild: Blumer-Lehmann AG)

Der Ausblick
Wer noch tiefer in die Welt der Digitalisierung einsteigen will, besucht darüber hinaus das Digital Village – ein neuer Ausstellungsbereich der BAU IT in Halle C5. Dort werden digitale Initiativen rund ums Bauen im Fokus stehen. Neben einem kleinen Forum gibt es dort Präsentationsmöglichkeiten für Start-ups, die ihre Geschäftsideen präsentieren können. Ebenso zeigen Softwareanbieter ihre digitalen Zukunftskonzepte. Neben dem Digital Village widmen sich auch einige Sonderschauen der Digitalisierung am Bau. So auch die des ift Rosenheims Bauelemente TripleSSmart, Safe, Secure oder die Lebensräume der Zukunft: digital, nachhaltig, smart der Fraunhofer-Allianz Bau. Das Angebot ist riesig. Zeit nehmen können sich die Messebesucher bis zum Torschluss am Samstag, den 19. Januar 2019, um Punkt 16 Uhr. Spätestens ab da ist jeder selbst für seine Zukunft verantwortlich.

Besucherandrang (Bild: BAU München)

Bitte berühren!
Im DETAIL research Lab in Halle B0 werden unter dem Motto Future Materials and Innovations innovative Produkte und Materialien ausgestellt, Die Guided Tours by World-Architects führen stets an dieser Präsentation der Prototypen vorbei. Wie schon in den Vorjahren zeigt das DETAIL research Lab auch in 2019 wieder Lösungen und Produkte in der Entwicklungsphase. Darunter Exponate aus der anwendungsorientierten Forschung, Materialexperimente, Pilotprojekte und Produktentwicklungen. Besonders attraktiv für Architekten, die Exponate gerne auf ihre haptischen Eigenschaften untersuchen: anzufassen oder auszuprobieren ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht!

DETAIL research Lab (Bild: Boris Storz)

BAU 2019 Guided Tours by World-Architects im Überblick

#01 „Façade: Land of Unlimited Possibilities“ 

Philip Norman Peterson, Holzer Kobler Architekturen, Zürich, Berlin
Donnerstag, 17.1.2018, 11 bis 13 Uhr

#02 „Ingredients for networked living and working“ 

André Schmidt, MATTER Büro für Architektur und Städtebau, Berlin
Donnerstag, 17.1.2018, 15 bis 17 Uhr

#03 „Daylight Yes! Yes! Yes!“
Ulrike Brandi, Ulrike Brandi Licht, Hamburg
Freitag, 18.1.2018, 11 bis 13 Uhr

#04 „Buildings and processes“

Werner Frosch, Henning Larsen, Copenhagen (HQ)
Freitag, 18.1.2018, 15 bis 17 Uhr


​Alle Guided Tours werden redaktionell begleitet von Melanie Schlegel, freie Architektur-Fachjournalistin, Redakteurin u.a. für World-Architects

Treffpunkt: Halle B0 am Info-Counter in der Nähe des Westeingangs
Mehrfachanmeldungen sind selbstverständlich möglich!
Sprache: Englisch

Information & Anmeldung

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