Aufatmen dank Moos

Martina Metzner
24. juni 2020
Seit Ende 2019 in Serienproduktion: Die neueste Variante des BioTech-Luftfilters CityTree. (Foto: Green City Solutions)

Vor dem Bikini-Haus in Berlin stehen seit Ende März so genannte „CityTrees“ – Stelen, die mit Moosen und Internet-of-Things-Technologie bestückt sind und den Feinstaub aus der Luft filtern. Hinter dem Projekt CityTrees steht die Firma Green City Solutions aus Bestensee. Die Piloten in Berlin sind nun die neueste Generation, gefördert von dem EU-Förderprogramm Horizon 2020. Im Laufe des Jahres sollen weitere CityTrees an hochfrequentierten Straßen und Plätzen in Berlin platziert werden.

Moose haben eine natürliche Staubfilterfunktion – die Staubpartikel dienen ihnen als Nährstoffe. (Foto: Green City Solutions)

Laut Unternehmensinformationen reinigt der BioTech-Luftfilter die Umgebungsluft von 80 Prozent des Feinstaubs. Der Feinstaub wird von einem speziellen Moosmix gefiltert, an dem unter anderen das Leibniz Institut für Troposphärenforschung in Leipzig sowie das Institut für Luft- und Kältetechnik in Dresden mitgewirkt haben. Zudem entsteht durch Verdunstung Feuchtigkeit und damit ein Kühlungseffekt in der direkten Umgebung. Dass die CityTrees ans Internet und damit an die „AirCare“-Software angeschlossen sind, ermöglicht die Wartung der Pflanzen und die Steuerung der Filterleistung, ohne die die Moose nicht überleben würden. Um die Moose vollautomatisch zu bewässern, benötigt das System eine Wasserzufuhr und ein Abwassersystem mit Sickergrube oder lokaler Abflussrinne. Darüber hinaus bietet CityTrees weitere technologische Features wie Outdoor Screens und Mess-Sensoren, um Umweltdaten zu sammeln. Integrierte Sitzbänke laden zum Verweilen ein und so dient CityTrees zusätzlich als Stadtmobiliar.  Perspektivisch seien auch integrierte Ladeinfrastrukturen für mobile Digitalgeräte sowie Elektromobile vorgesehen, teilt das Unternehmen mit.

Adaptive, steuerbare Ventilatoren filtern eine Luftmenge von maximal 6000 m3 pro Stunde. (Foto: Green City Solutions)

Die Idee für CityTrees ging aus einem Dresdner Studentenprojekt hervor, bei dem IT'ler, Gartenbauingenieure und Architekten zusammenfanden. Als erste Stadt hatte Oslo die CityTrees 2015 installiert, seitdem sind über 50 dieser Moosluftfilter in über 10 Länder als Piloten installiert worden. Auch in vielen deutschen Großstädten stehen CityTrees – allerdings in der Vorgängervariante mit Mooswand, Wassertank und Solarzellen. Ende 2019 ging Green City Solutions mit den neuen CityTrees in Serienproduktion. Bei so vielen guten Attributen, gibt es allerdings eine Einschränkung: Die Moose filtern keinen Dieselruß.

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