Maßstab und Raumfolge

Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner
24. november 2021
Lageplan (Zeichnung: BSS | Architekten)
In Bezirk Marzahn–Hellersdorf soll als Neubau eine Integrierte Sekundarschule entstehen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Die Umgebungsbebauung ist geprägt von einer Großsiedlung aus den 1980er Jahren in Blockrandbebauung. Daraus sind zwei Baufelder für öffentliche Nutzungen ausgespart, welche schon mit Einzelhandel und Einfeldsporthallen teilweise bebaut sind. Die sich auf unserem Baufeld befindlichen Hallen sind ungewöhnlicherweise nicht vom Straßenraum aus erschlossen, sondern werden aus der Baufeldmitte begangen. Es zeigt sich ein deutlicher Maßstabssprung zwischen den bis zu 10-geschossigen Wohnscheiben und den eingeschossigen Gemeinschaftsnutzungen.

Außenperspektive (Visualisierung: BSS | Architekten)
Innenraum (Visualisierung: BSS | Architekten)
Wie organisieren Sie die Integrierte Sekundarschule?

Wir haben uns bewusst gegen eine Großform entschieden und das Bauvolumen in mehrere aneinandergerückte Einzelbausteine organisiert. Dadurch konnte die Typologie der eher horizontalen öffentlichen Nutzungen im Grundsatz auch für den Schulbau verwendet werden. Die vertikale Funktionsschichtung beginnt dann im Erdgeschoss mit den hochfrequentierten Mensa- und Pausenbereichen, mit Verwaltung und Lehrerzimmer. Nach oben folgen die Cluster und ein Fachklassenbaustein.

Wichtig war uns das Flächenmanagement auf dem Grundstück: nach Westen die Sekundarschule mit drei windmühlenartigen Gebäudeflügeln, nach Osten die Dreifeldsporthalle. Dazwischen spannt sich eine große Pausen- und Sportfreifläche auf in welcher auch die leicht abfallende Topografie aufgenommen wurde. Durch dieses städtebauliche Konzept konnten klare Freiraumbeziehungen und Funktionszuordnungen gefunden werden.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: BSS | Architekten)
Schnitt (Zeichnung: BSS | Architekten)
Welche architektonischen Themen waren Ihnen besonders wichtig?

Maßstab und Raumfolge prägen den Entwurfsgedanken: Die gegliederte Baumassenkonzeption nimmt die Sprache der Nachbarschaft auf und führt diese weiter in den schulischen Bedarf. Man gelangt über einen bereits im Ansatz vorhanden und sich nun nach Süden mit dem Neubau abschließenden Vorplatz in die zentrale Pausenhalle und kann sich von hier in die einzelnen Häuser übersichtlich verteilen. Der Eingangshof geht durch die zentrale Halle in den Pausenhof und Schulgarten über. Diese wiederum führen zu den Sportflächen und in den Schulgarten. Die Gebäude werden nicht allseitig gleichwertig von Außenräumen umspült, sondern es entstehen Verdichtungen und Aufweitungen und soweit möglich eine grüne Mitte für die Schule und das Quartier.

Ansicht Nord (Zeichnung: BSS | Architekten)
Ansicht Süd (Zeichnung: BSS | Architekten)
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Die hochfrequentierten Oberflächen im Erdgeschoss sind robuster ausgeführt als die „weicheren“ Obergeschosse. Wir schlagen daher für die Fassadenbekleidung im Sockel Sichtbeton vor, nach oben soll eine farbige Holzfassade zum Einsatz kommen. Dadurch wird auch in der Fassade nochmals die Horizontalität und Schichtung im Konzept gezeigt und eine nach oben zunehmende Leichtigkeit angedeutet.

Detail (Zeichnung: BSS | Architekten)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Der aktuelle bauherrenseitige Rahmenterminplan sieht eine Nutzungsaufnahme Mitte 2026 vor.

Modell (Foto: BSS | Architekten)
Neubau Integrierte Sekundarschule Garzauer Straße in Berlin
Nicht offener Wettbewerb
 
Auslobung: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Betreuung: Büro für urbane Projekte, Leipzig; ee concept GmbH, Darmstadt
 
Jury
Prof. Martin Fröhlich, Architekt, Berlin, Vors, | Jörg Finkbeiner, Architekt, Berlin | Andreas Krawczyk, Architekt, Frankfurt/M.| Barbara Pampe, Architektin, Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft, Bonn | Prof. Jürgen Weidinger, Landschaftsarchitekt, Berlin | Norman Heise, Vorsitzender Landeselternausschuss Schule, Bezirksschulbeirat Marzahn-Hellersdorf | Norbert Illiges, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Leiter Steuergruppe Taskforce Schulbau | Gordon Lemm, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, Bezirksstadtrat Schule, Sport, Jugend und Familie | Jens Wadle, HOWOGE, Leiter Schulbau

1. Preis
Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Nürnberg – Friedrich Bär
Mitarbeit: Frank Riedel, Stephen Balmberger, Tobias Bösl, Anton Hahn, Andreas Popp
POLA Landschaftsarchitekten, Berlin (Freianlagenplanung)
Ingenieurbüro Bendel, Bradke & Lang Bauwesen und Tragwerksplanung GmbH, Berlin (Tragwerksplanung)
HDH Ingenieurgesellschaft für techniche Gebäudeausrüstung mbH, Wahren (Müritz) (Technische Ausrüstung)
ifBW Ingenieurbüro für Brandschutz Wuppertal GmbH (Brandschutzplanung)
 
2. Preis
as-if Architekten, Berlin – Paul Grundei
Mitarbeit: Madeleine Bien, Ingo Naegle, Tara Kroos
raumzeit Ges. von Architekten mbH, Berlin – Jan Läufer
K1 Landschaftsarchitekten, Berlin – Catherine Kuhn
HHT Bauingenieure, Berlin - Gerd Thieroff
DELTA Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin – Ralf Ratke

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