Sakralraum am Ortsrand

Ulf Meyer
4. april 2021
Foto: Albrecht Schnabel

In Straß mussten Totenandachten und Schulgottesdienste zwischenzeitlich in der Volksschule abgehalten werden, nachdem zwei Kapellen Baumaßnahmen zum Opfer gefallen waren. Für die Bevölkerung kein Zustand: Der Bürgerverein bat den Architekten Tom Lechner vom Büro LP Architektur, einen Raum für Einkehr und Gottesdienst am Waldesrand zu entwerfen. Inzwischen ist der nur 50 Quadratmeter große Bau fertig. Er befindet sich unweit einer Schottergrube am Fuße eines Hanges. Der Bauplatz wurde von Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt.

Foto: Albrecht Schnabel
Foto: Albrecht Schnabel

Mit ihrem klammerförmigen Betonsockel, der ein Entrée formt, passt sich die neue Kapelle der Topografie des Grundstücks an. Über einen Vorplatz werden die Besucher durch einen gedeckten Zugang in einen Vorraum geleitet, über dem sich die Glocke befindet. Von hier aus können sie den asymmetrischen, mit Holz ausgekleideten Andachtsraum von der Seite betreten. 

Die Wände der Kapelle öffnen sich im oberen Bereich mit gitterförmigen Fenstern. Während die Holzlattung außen vertikal ausgerichtet ist, dominieren im Inneren horizontale Lamellen. Das gebrochene und von oben einfallende Licht befördert die sakrale Stimmung. Im Außenbereich wurden Tanne und innen Fichte verbaut, für den Glockenstuhl kamen Eiche und Lärche zum Einsatz.

Foto: Albrecht Schnabel

Ehrlich und bescheiden in Konstruktion und Materialität, selbstbewusst im Ausdruck und unverwechselbar in ihrer Identität, so fasst Tom Lechner die ästhetische Intention seiner Architektur zusammen. Und wirklich ist das kleine Projekt architektonisch gelungen. Die Baukosten beliefen sich auf EUR 220 000. Das Bundesland Oberösterreich beteiligte sich an der Finanzierung, darüber hinaus leisteten die Menschen vor Ort viel ehrenamtliche Arbeit, um der Gemeinde ein neues Zentrum zu geben.

Lageplan
Grundriss
Schnitt

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