Zeitgemäß wiederaufgebaut

RKW Architektur +
1. april 2020
Der Entwurf von RKW Architektur+ vereint mehrere horizontal angeordnete Nutzungen vom Zurheide-Supermarkt mit Gastronomie, Parken bis hin zu einem Drei-Sterne-Cityhotel. (Foto: Marcus Pietrek)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Wir wollten eine Antwort auf die nicht mehr zeitgemäßen Warenhäuser unserer Zeit finden – und damit zeitgleich eine Art Prototyp für andere Standorte mit derselben Problematik entwickeln. Neben der thematischen Zielsetzung spielte auch der Städtebau eine große Rolle: Wie und mit welcher Architektur kann ich an einem solch innerstädtischen Grundstück agieren? Zudem galt es, das Quartier – sowohl abends als auch tagsüber – zu beleben und mit den neuen Nutzungen eine Ergänzung zu schaffen. Auch waren die technischen Herausforderungen für das Team im Baumanagement äußerst komplex. Vor allem auch aufgrund der Größe und innerstädtischen Lage des Gebäudes. Es ging um einen ganzen Straßenblock, circa 120 mal 80 Meter! Auf dieser Fläche wurde das ehemalige Horten­Kaufhaus und der spätere Kaufhof zum Teil rückgebaut und dann wieder aufgebaut. 

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Inspiration fanden wir in dem Gebäude selbst und in unserer eigenen Geschichte. Und stellten uns damit auch einer ziemlich großen Herausforderung. Das frühere Horten-Kaufhaus wurde ja damals von RKW-Bürogründer Helmut Rhode gebaut, Friedel Kellermann zeichnete noch die Pläne dafür. Wie also ein eigenes Gebäude, welches in die Jahre gekommen ist, adäquat transformieren? Und zwar so, dass das alte weiterlebt und trotzdem eine neue Ära entsteht. Wie alte Strukturen und Ideale mit neuen Anforderungen kombinieren? 

Auf das Parkhaus aufgesetzt und sichtbar durch eine Fuge abgetrennt, befindet sich der zweigeschossige gläserne Baukörper für das Hotel. (Foto: Marcus Pietrek)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das frühere Kaufhaus nutzte auf dem 120 x 80 m großen Grundstück fast die gesamte Fläche aus und schloss so alle Kanten im Stadtraum. Die jetzige, äußere Gestalt des Crown der unteren Etagen folgt diesen ursprünglichen Fluchtlinien. Ebenfalls nicht angetastet wurde bei der Transformation das bestehende Bürohochhaus an der Berliner Allee. In Anlehnung an die Horten-Kachel, welche von Helmut Rhode entwickelt wurde, entstand die vorgehängte leichte Metallfassade. Denn die Formgebung der unteren Geschosse mit den ablesbaren Dreiecken in einem markanten, schimmernden Kupferton erinnert an die Dreiecksform des alten Horten-Steins. Gleichzeitig erklärt sich dadurch auch die Assoziation mit der namensgebenden Krone. Hinter dieser Hauptfassade verbirgt sich übrigens auch das Parkhaus, weshalb 30% der Flächen mit einem Gitter geöffnet und natürlich belüftet sind. Darauf aufgesetzt und sichtbar durch eine Fuge abgetrennt, befindet sich der zweigeschossige gläserne Baukörper für das Hotel.

Eine markante, kupferfarbene Fassade sorgt für natürliche Belüftung und eine leuchtende Außenwirkung – die entfernt auch an die alte Wabenfassade erinnert. (Foto: Marcus Pietrek)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Das Thema der Kooperation spielte eine sehr große Rolle im Planungsprozess. So legten Bauherr und Architekt von Anfang an Wert auf eine persönliche, direkte, partnerschaftliche Kommunikation. Aber nicht nur zwischen Architekt und Bauherr, sondern vor allem auch im integralen Planungsteam war das Thema mitentscheidend für den gelungenen Planungsprozess. Als Mittel wählten wir Workshop-Verfahren mit den Fachplanern, Baubesprechungen mit den ausführenden Firmen und Schnittstellen-Listen für alle Beteiligten. Nicht zu vergessen ist der rege Austausch mit den Anrainern und Interessenverbänden. Dieser spielte vor allem in der Umbauzeit eine große Rolle – Lärm­ und Staubbelästigung wären hier ein Stichwort. Es gab eine enge Zusammenarbeit mit dem Umweltamt und einen Ansprechpartner für Beschwerden bei der ausführenden Bau­ARGE, der vor allem den Kontakt mit den Anwohnern hielt.

Zusammen mit Interstore und Schweitzer Project wurde eine Erlebniswelt geschaffen – auf zwei Etagen. (Foto: Marcus Pietrek)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Im ersten Entwurf gab es noch viele kleinere Mieter und damit eine inhomogene Nutzerstruktur. Mit der Zusage von Zurheide Feine Kost, die 12.000 m² Verkaufsfläche komplett zu übernehmen, änderte sich natürlich auch unser Konzept. Es ging um einen Supermarkt der Superlative und darum, wie man diesen Gourmettempel mit seinen Spezialitäten- und Live-Cooking-Ecken und einer Markthalle gleich gestalten kann. Einer Markthalle, die zum Schlendern, Entdecken und Genießen einlädt.

Was uns besonders freut, das sind die vielen Preise, welche das Projekt mittlerweile erhalten hat. Vor allem der polis award 2018 in der Kategorie „Reaktivierte Zentren“ und die Worte, welche Baudezernentin und Jurymitglied Cornelia Zuschke wählte, blieben in Erinnerung:

„Das Projekt Crown ist wie ein multifunktionaler Baustein aus einer Quartiersschnittstelle wiederauferstanden – und das mit besonderer Qualität. Die Jury ist überzeugt, dass Crown ein Projekt von enormer städtebaulicher Bedeutung für Düsseldorf ist.“

Die technischen Herausforderungen waren vor allem auch aufgrund der Größe, der innerstädtischen Lage des Gebäudes und der vorhandenen Bausubstanz wie zum Beispiel der Betondecken äußerst komplex. (Foto: Marcus Pietrek)
Bestand vor dem teilweisen Rückbau und anschließendem Wiederaufbau (Foto: Marcus Pietrek)
Lageplan (Zeichnung: RKW Architektur +)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: RKW Architektur +)
Crown – Umbau Kaufhof Berliner Allee in Düsseldorf
2018
Berliner Allee 52
40212 Düsseldorf

Nutzung
Handel, Hotel, Büro, Parken
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Dr. Koerfer GmbH & Co. KG, Köln
 
Architektur
RKW Architektur +, Düsseldorf
Projektteam: Dieter Schmoll (verantwortlicher Gesellschafter), Jürgen Resch (Projektleitung), Hülya Caliskan, Oscar Calvo Barriga, Thomas Beeck, Natalia Vergara Forero, Martin Inglis, Heike Kerlen (Generalplanung), Karsten Kus, Klaus Mones, Ciara Noell, Gabriele Nölker, Stephan Ostau, Irina Rabenhorst, Beate Risse, Jochen Schulz, Philipp Schmoll (Entwurf Fassade), Sven Schnitzler, Kerstin Strobel, Jabra Soliman, Birge Uyan, Jose Valenzuela
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: KSP Kuys + Spitzhorn Ingenieurgesellschaft mbH, Wiesbaden
Haustechnik: Deerns Deutschland GmbH, Köln
Brandschutz: Halfkann + Kirchner Beratende Ingenieure für Brandschutz PartG mbB, Erkelenz
Vermessung: Vermessungsbüro Neuenhausen, Neuss
Bauphysik: TOHR Bauphysik GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Landschaftsarchitektur: GFSL clausen landschaftsarchitekten gruen fuer stadt + leben gmbh, Leipzig
 
Ausführende Firmen
Arbeitsgemeinschaft Bau (ARGE)
Friedrich Wassermann, Bauunternehmung für Hoch- & Tiefbauten GmbH & Co. KG, Köln
Bauunternehmung Hans Lamers GmbH & Co. KG, Jülich
Fassade Parkhaus: Ebener GmbH, Bad Marienberg
Stahl-/Metallbau: Füllbier GmbH & Co. KG, Essen
Fassade/Dach: Uwe Weirich GmbH, Essen
Fahrtreppen: Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH, Neuss
Einrichtungsplanung Zurheide: Schweitzer Project AG, I-Naturns
 
Bruttogeschossfläche
64.300 m²
 
Gesamtkosten
k.A.
 
Auszeichnung
2019 - Europäischer Innovationspreis GCSC, 3. Platz für das Projekt Crown
2018 - polis Award 2018, 1. Preis in der Kategorie „Reaktivierte Zentren“ für das Projekt Crown
2018 - Fachmarkt Star für das Projekt Crown
2018 - FIABCI Prix d’Excellence (Official Selection) für das Projekt Crown
2018 - German Design Award „Special Mention” für das Projekt Crown
2018 -  Europäischer Innovationspreis GCSC (unter den Top 3) für das Projekt Crown
 
Fotos
Marcus Pietrek

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