In feinem Holzgewand

Arge raumwerk / Spreen Architekten
20. november 2019
Das neue Gymnasium ist ein Identifikationspunkt im Stadtteil (Foto: Brigida González)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Mit dem Gymnasium Frankfurt Nord wurde ein Schulcampus bestehend aus Schulgebäude, Mensa und Dreifeldhalle in vorgefertigter modularer Holzbauweise errichtet. Wichtig war es hierbei einen Ort zu schaffen, dem nichts temporäres anhaftet, sondern an dem man gern gemeinsam lernt, arbeitet und Freizeit verbringt. Zudem sollte er hell und freundlich sein, den Bedürfnissen von Inklusion und Ganztagsangebot Rechnung tragen und als Identifikationspunkt im Stadtteil dienen. Die Besonderheit der Bauaufgabe lag in der Anwendung von drei miteinander verwandten aber unterschiedlichen Holzkonstruktionssystemen für die drei Baukörper: Raumzellen (Schule), Rahmenbau- (Dreifeldhalle) und Tafelbauweise (Mensa). Maßgeblich für die Planung war die Herausforderung, das Schulgebäude und die Mensa in nur fünf Monaten Bauzeit fertigzustellen.

Foyer (Foto: Brigida González) 
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Das Projekt steht in der Tradition der Frankfurter Schulbauten, die sich in den vergangenen Jahren durch eine ganze Reihe innovativer modularer Projekte ausgezeichnet hat. Uns war es wichtig, mittels der Vorfertigung ein besonders hohes Maß an baulicher Qualität und Präzision zu erreichen und die drei Gebäude in ihrem Ensemble-Charakter miteinander in Bezug zu setzen. 

Hierbei spielt die Wahl der sichtbaren Materialien eine wesentliche Rolle. Eloxiertes Aluminiumblech ist neben den vorvergrauten Weißtannenholz das zweite wichtige Fassadenmaterial. Die beiden Materialien werden bei den unterschiedlichen Baukörpern in unterschiedlicher Gewichtung eingesetzt. Ist der Schulbaukörper ganz in einem feinem Holzgewand eingekleidet mit Fensterlaibungen und Fensterprofilen aus Aluminium, kehrt sich die Materialwahl bei der Mensa um – hier sind die primären Fassadenmaterialien die gelochten Profilplatten aus Aluminium und die Holzfenster. Bei der Sporthalle werden beide Materialien fast gleichmäßig verteilt. Im erdgeschossigen Bauteil wird Holz verbaut, die hohen Hallenbauteile haben eine Aluminiumfassade. So gelingt es, ein harmonisches und abwechslungsreiches Ensemble entstehen zu lassen.

Flur (Foto: Brigida González) 
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die zentrale Erschließungsachse des Campus verbindet nicht nur alle Gebäudeteile der Schule, sondern setzt darüber hinaus die beiden benachbarten Quartiere miteinander in Bezug und formuliert so einen Identifikations- und Ankerpunkt für den Stadtteil. Zudem wird durch die versetzte Anordnung des Schulgebäudes auf der Eingangsseite ein Platz für ankommende Schüler, Lehrer und Gäste geschaffen. Der Erhalt eines Großteils der bestehenden Bäume sorgte gefiel den Anwohnern, da somit der grüne Charakter des Standortes beibehalten werden konnte. Dreifeldhalle und Mensa sind so angeordnet, dass sie außerhalb des Schulbetriebes auch von Vereinen separat benutzt werden können.

Ausblick (Foto: Brigida González) 
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Bauherrschaft wünschte die Umsetzung des Raumprogramms innerhalb der vorgegebenen Zeit und die Verwendung des Baustoffes Holz in Verbindung mit einer modularen Bauweise. Bei der Anordnung der Baukörper und der Fassadenmaterialien hatten wir weitestgehend freie Wahl und konnten mit dem Entwurf im VOF-Verfahren und einem vorgeschalteten Gestaltungswettbewerb überzeugen. 

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Die Bauherrschaft hatte von Anfang an ein sehr detailliertes Raumprogramm, dass über den Entwurfs- und Entstehungszeitraum beibehalten wurde. Bislang wurde der dritte Bauabschnitt des Gymnasiums noch nicht realisiert – dies soll aber in naher Zukunft umgesetzt werden. In Zusammenarbeit mit der ausführenden Firma des Schulgebäudes konnte eine innovatives Holz-Beton-Hybrid System ausgeführt werden, dass mittels Bauteilaktivierung zum hervorragenden energetischen und klimatischen Standard beiträgt.

Innenhof (Foto: Brigida González) 
Mensa, Schulhof und Turnhalle (Foto: Brigida González) 
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Ja sehr, Schulbauten in Holz-Modulbauweise können den Bedarf an schnell zu errichtenden Schulgebäuden äußerst zeitnah decken. Trotzdem entsteht ein nachhaltiges Gebäude, welches dauerhaft nutzbar ist. Der Verwendung des Werkstoffes Holz leistet zudem einen wichtigen ökologischen Beitrag für eine umweltgerechte Zukunft. Insbesondere die Kombination der hier gewählten Holz-Stahlbetonhybrid Bauweise erreicht aufgrund der Bauteilaktivierung ein außergewöhnlich gutes innenräumliches Klima.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Maßgebend ist der Werkstoff Holz, beim Schulgebäude im Besonderen die Kombination von Holzkonstruktion und Betondeckenelementen.

Ansicht Turnhalle (Foto: Brigida González)
Turnhalle (Foto: Brigida González) 
Lageplan (Zeichnung: Arge raumwerk / Spreen Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Arge raumwerk / Spreen Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Arge raumwerk / Spreen Architekten)
Gymnasium Frankfurt Nord (Westhausen)
2019
Muckermannstraße 1
60488 Frankfurt am Main 

Auftragsart
Objektplanung, LPH 01-08
 
Bauherrschaft
Stadt Frankfurt am Main, Stadtschulamt

Architektur
raumwerk & Spreen Architekten Arbeitsgemeinschaft

Fachplaner
Landschaftsarchitekt: Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA
Brandschützer: Wagner Zeitter Bauingenieure GmbH 

Bauleitung
BGG Grünzig Ingenieurgesellschaft mbH

Ausführende Firmen
Holzbaufirma Schulbau: Erne AG Holzbau, CH
Holzbaufirma Mensa: Kaufmann Bausysteme, AT
Holzbaufirma Dreifeldhalle: müllerblaustein Holzbau GmbH 
 
Energiestandard 
68kwh/m²a

Bruttogeschossfläche
Schulbau BA 1 5.900 m²
Schulbau BA 2 3.000 m²
Mensa 1.500 m²
Dreifeldturnhalle 2.250 m²
 
Gesamtkosten
25.000.000 €
 
Fotos
Brigida González

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