Stadtquartier am Paketpostareal München

Manuel Pestalozzi
23. 2月 2023
Laut Masterplan soll in der beeindruckenden Bogenhalle aus den 1960er-Jahren das Quartierzentrum untergebracht werden. (Visualisierung: © Herzog & de Meuron/LHM)

Die Paketposthalle, erbaut von 1965 bis 1969, ist eines der Wahrzeichen im Westen des Hauptbahnhofs. Flache Betonfertigteil-Kreissegment-Bögen überwölben 146,8 Meter, 15 Gleise dienten darunter dem Paketumschlag. Als Architekten arbeiteten Rudolf Rosenfeld und Herbert Zettel mit Ulrich Finsterwalder am beeindruckenden Werk, für die ingenieurtechnische Planung zeichnete Helmut Bomhard verantwortlich, für die Tragwerksplanung Paul Gollwitzer. Die denkmalgeschützte Faltbogenhalle steht seit einigen Jahren leer. 2018 verkaufte die Deutsche Post das Gebäude inklusive des umliegenden, etwa 100.000 Quadratmeter großen Grundstücks an die Büschl Unternehmensgruppe. Diese will ein Stadtquartier mit rund 1.100 Wohnungen sowie Büros für 3.000 Arbeitsplätze erstellen.

Das Gelände um die Halle könnte eine Verdichtung ertragen. (Foto: © LHM)

Büschel beauftragte Herzog & de Meuron mit der Entwicklung eines Masterplans. Nach diesem sollen der Paketposthalle zwei Hochhaus-Türme beigegeben werden. Sie zitieren mit ihren konkav gewölbten Seitenfassaden den Bogen der Paketposthalle, die als öffentlicher überdachter Platz Mittelpunkt des neuen Viertels werden soll. Überwiegend sechsgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser, in deren Erdgeschossen Geschäfte und Gastronomie vorgesehen sind, sollen südlich, westlich und nördlich von Türmen und Halle entstehen. Im Oktober 2019 hat Münchens Stadtrats-Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung dem Masterplan für die Bebauung grundsätzlich zugestimmt und eine Überarbeitung beziehungsweise Weiterentwicklung angeregt. Für den weiteren Planungsprozess bildet ein Bürger*innengutachten einen wesentlichen Baustein.

Der Masterplan sieht neben den Zwillingstürmen bei der Westecke auch Zeilenbauten vor, welche autofreie Gassen begrenzen. (Plan: © Herzog & de Meuron/LHM)
Behutsames Vorantasten

Die Stadt München will sich ganz sicher sein, dass die Bevölkerung das Projekt gutheißt. Das offizielle Stadtportal dokumentiert die zahlreichen Aktivitäten rund um das Vorhaben. Am 13. Februar, etwas mehr als vier Jahre nach der ersten öffentlichen Präsentation, fand in der Freizeithalle eine „Erörterungsveranstaltung“ statt, an der gemäß Stadtportal 90 Personen vor Ort und 146 digital teilnahmen. „Große Pläne treffen auf skeptische Anwohner“, titelte hinterher die Süddeutsche Zeitung (SZ). Ihr Reporter konnte feststellen, dass bei den Anwesenden die Skepsis überwog. Insbesondere die Höhe der beiden Türme, die mit 155 Meter beziffert wurde, stoßen auf Ablehnung. Sorge lösen Schattenwürfe, mögliche Fallwinde und ein unattraktiver „ökologischer Fingerabdruck“ aus. Lediglich Hans-Georg Stocker, Chef des benachbarten Kulturzentrums Backstage, habe sich positiv zu den Hochhäusern geäußert, vermerkt der SZ-Bericht.

Beim künftigen Innenleben der Halle herrscht noch Unklarheit. Gisela Karsch-Frank, im Planungsreferat für die Freiflächen und Freiräume zuständig, meinte (frei nach Ludwig Mies van der Rohe), da könne man alles machen und erwähnte Sport, Spiel, Galerien, Konzerte oder Übungsräume. Münchnerinnen und Münchner können sich dazu äußern, auf den 7. März wurde ein Online-Ideenwettbewerb angekündigt. Zwei Monate später ist dann die Stadtgestaltungskommission an der Reihe und kann ihre Meinung zum Projekt abgeben. Derweil wartet der Investor darauf, dass er für das Areal das Baurecht erhält. Die städtische Juristin Hildegard Wich prophezeite, dass er „ohnehin“ einen langen Atem brauchen werde. Der Stadt eilt es offenbar nicht, anscheinend erkennt sie bei dieser vorgeschlagenen Transformation und städtebaulichen Verdichtung keine besondere Dringlichkeit – trotz des fortbestehenden und beklagten Wohnungsmangels in München.

Für die Erschließung der beiden Hochhäuser mit Wohnungen haben die Architekten Schrägaufzüge vorgeschlagen. (Visualisierung: © Herzog & de Meuron/LHM)

関連した記事

おすすめのプロジェクト

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

このカテゴリ内の他の記事