Mitten im Weg

Ulf Meyer
23. 9月 2019
Blick durch das Ost-Foyer (Visualisierung: gmp Architekten)

Das goldene Bücherschiff am Kulturforum ist nicht nur Hans Scharouns größtes Werk, es ist städtebaulich auch hoch-problematisch. Als Kind der deutschen Teilung hatte Scharoun nicht gezögert, sein grenznahes Großgebäude mitten auf die historisch wichtige Potsdamer Straße, die einst zwei preußische Residenzstädte miteinander verband, zu klatschen. Dass nur 21 Jahre nach Fertigstellung der Mega-Bibliothek die Mauer fallen und das Gebäude dann falschherum und im Weg stehen würde, konnte er kaum ahnen. Um der StaBi, die in Wim Wenders Himmel über Berlin auch cineastisch als Jahrhundertbau gefeiert wurde, eine neue, „zweite“ Vorderseite zu geben, wurde ein Wettbewerb ausgelobt und jüngst entschieden: gmp Architekten sollen es richten.

Grundriss Erdgeschoss (Plan: gmp Architekten)
Grundriss Obergeschoss (Plan: gmp Architekten)

Die Jury unter Vorsitz von Volker Kurrle entschied sich im nicht-offenen Wettbewerb für den Vorschlag der Neuorganisation der öffentlichen Bereiche der StaBi für das wohl-etablierte Schlachtschiff der deutschen zeitgenössischen Architektur. Mit dem 2. Preis wurde David Chipperfield (Berlin) ausgezeichnet. Etwa 11'000 Quadratmeter Fläche sollen barrierefrei umgebaut und das Foyer der Großbibliothek nach Osten zum Potsdamer Platz geöffnet werden – wie einst von Renzo Piano angeregt. Die Wettbewerbsteilnehmer wollen an der Ostseite anstelle eines Großraumbüros ein Café unterbringen, das die Kantine des Hauses ersetzen soll. Das würde Platz schaffen, um die „Wandelhalle“ zu einem öffentlichen Raum zu machen, wenn die Zugangskontrollen aus dem Erdgeschoss bis kurz vor die oberen Lesesaaltreppen verlegt werden würden. Die Architekten von gmp formulieren für die StaBi eine neue Ostseite mit Terrassenlandschaft zwischen den Rückwänden des Musical-Theaters am Marlene-Dietrich-Platz und dem Bücher-Magazin. Auf der Westseite zum Kulturforum hin sehen gmp einen schnöden Laden vor. Die neue Route quer durch die StaBi könnte zur Abkürzung vom Potsdamer Platz und Kulturforum werden. Bis zum Jahr 2024 soll das Haus bei laufendem Betrieb umgebaut werden.

Lageplan: gmp Architekten
Leseterrassen auf der Ostseite (Visualisierung: gmp Architekten)

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