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Hippmann Architekten BDA
20. 3月 2019
Eingangssituation (Bild: Brigida González)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Zunächst war das Ziel, einen Ort für drei Firmen an bisher drei unterschiedlichen Standorten zu schaffen. Neben dem klassischen Weingroßhandel und einer Weinagentur kam dem vor wenigen Jahren geschaffenen Online-Geschäftszweig die größte Bedeutung in der Planung zu. Während die beiden ersten Geschäftszweige klar und zügig zu definieren waren, war der online-Bereich zunächst für uns Architekten schwer greifbar. Wie kann etwas virtuelles physisch erlebbar gemacht werden und wie erzeugen wir einen Mehrwert für die Kunden und das Unternehmen? Hier waren die Bauherren und wir uns schnell einig, dass wir das Thema sehr früh aus Kundensicht betrachtet müssen. Bereits in der Entwurfsphase zogen wir Martin Grothmaak und das Projekttriangle Design Studio als Co-Kreativ Direktion hinzu. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das sowohl sämtliche Grundanforderungen an die Logistik, Büros und Lagerung für das Unternehmen abbildet als auch mit funktionaler Qualität und Atmosphäre aufwartet.

Straßenansicht (Bild: Brigida González)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Objekt befindet sich an einer großstadttypischen Einfallstraße im sogenannten Schlachthofareal am Gaskessel, umgeben von vielen verschieden-formatigen Gewerbegebäuden, Autohäusern, Kraftwerken und Stadtbahntrassen. Das heterogene Gebiet ist zudem gepaart mit unendlich vielen Werbetafeln und Informationen. Ein Unort oder typische Peripherie, wie man sie von überall kennt: gesichtslos, gleichgültig, nichtssagend... Wir wollten den Ort aber nicht ignorieren, sondern etwas dagegen setzen. Ruhe und Klarheit gegenüber der Umgebung, und dabei alles Überflüssige weglassen! Materialien, Farben, Öffnungen und Bauelemente haben wir auf das Minimum reduziert, um den Fokus auf das Produkt und das Unternehmen zu richten.

Veranstaltungsraum mit Tafel aus Eichenholz (Bild: Brigida González)
Küche mit Travertin Monolith - Blick aus dem Veranstaltungrraum (Bild: Brigida González)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Solch ein Ergebnis ist nur durch einen intensiven Austausch – vom Grundstückskauf bis zur Auswahl der Bilder – mit dem Auftraggeber möglich. Durch den offenen und kritischen Austausch hat uns die Bauherrschaft immer zu erkennen gegeben, ob das Ganze in die richtige Richtung geht. Wohlwissend, dass das Endergebnis überzeugen wird und sie sich damit identifizieren können. Das war schon außergewöhnlich.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Da wir Architekten schon bei der Grundstückssuche beteiligt wurden, haben sich die Abmessungen des Gebäudes nur unwesentlich verändert. Verändert haben sich aber im Laufe des Planungsprozesses die Hülle und die Haltung zur Umgebung. Irgendwann konnten wir mit der Peripherie und den klarer werdenden Inhalten ein individuelles und persönliches Ganzes entwickeln. Zudem ist durch mich und Martin Grothmaak eine besondere Form einer Co-Kreation entstanden, uneitel, disziplinübergreifend, aber immer kritisch. So konnte ein starker Fokus auf ein atmosphärisches Konzept in Bezug auf Raumdramaturgie, Poesie, besondere Sichtachsen, Konzeption in Materialität, Farbe und künstlerische Funktionen und highlights gelegt werden. Das ist einzigartig!

Büro mit Blick auf die Galerie in der ersten Etage (Bild: Brigida González)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die Lagerung von Wein erfordert zum einen ein gewisses Temperaturfenster, zum anderen dürfen die Schwankungen nur langsam verlaufen um die Qualität des Produktes nicht zu gefährden. Dennoch wollten die Auftraggeber und wir Architekten aufgrund des enormen Energieeinsatzes auf eine technische Kühlung verzichten. Möglich wurde dies nur durch eine sehr große Fläche von Betonoberflächen und Wanddicken, welche sehr träge auf schnelle Temperaturschwankungen reagieren. Deshalb konnten wir sehr früh in der Planung und Konzeption uns mit dem Thema Beton-Fertigteilsysteme befassen und daraus die bereits erwähnte Haltung entwicklen.

Lager (Bild: Brigida González)
Lageplan (Quelle: Hippmann Architekten BDA)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: Hippmann Architekten BDA)
Schnitt (Quelle: Hippmann Architekten BDA)
club traube
2018
Pfarrer-Georgii-Straße 10
70188 Stuttgart
 
Nutzung
Veranstaltungsraum, Büro, Lager, Logistik
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Grundstücksgemeinschaft Sabine Harms und Oliver Schmid , Stuttgart
 
Architektur
Hippmann Architekten BDA . Stuttgart
Projektleitung: Christian Daniel Schmid, Maren Pipplies (stv.)
MitarbeiterInnen: Lonni Görlach, PraktikantInnen: Rita Teixeira, Azita Honarmandi

Fachplaner
Innenarchitektur: Hippmann Architekten BDA und Projekttriangle Design Studio. Stuttgart
Signaletik: Projekttriangle Design Studio . Stuttgart
Tragwerksplanung: DSH Ingenieure, Diepolder Seger Himmel, Kempten 
HLS-Planung: Bauphysik: ebök Planung und Entwicklung GmbH, Tübingen
Akustik: Bauphysik Killinger, Stuttgart
Außenanlagen: Hippmann Architekten BDA
 
Kunst am Bau
Martin Grothmaak
Installation „katzen pisse“, Goldener Schriftzug club traube
 
Ausführende Firmen
Rohbau und Betonfertigteile: Franz Traub GmbH & Co. KG, Aalen-Ebnat
 
Bruttogeschossfläche
1.110 m²
 
Gebäudevolumen
7.801 m³ 
 
Kubikmeterpreis
166 €/m³ netto
 
Gebäudekosten KG 300/400
1.300.000 € netto

Gesamtkosten
1.700.000 € netto

Fotos
Brigida González, Stuttgart

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