Golden im Bestand

KRESINGS
21. 7月 2021
Eine Etage wurde auf das Dach gesetzt, sodass weitere Wohnfläche generiert wurde, ohne die denkmalgeschützte Struktur zu verändern. Dieses Staffelgeschoss grenzt sich klar vom Bestand ab – in Formensprache und vor allem Materialität. (Foto: Jette Golz)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Alte Gemäuer haben immer eine besondere Ausstrahlung und Kraft. Auch die letzten Überreste des Standortes Hagedorn, einer ehemaligen Chemiefabrik wo früher Lenkergriffe und Tischtennisbälle hergestellt wurden, versprühten dieses Potential. 

An dieser Stelle im Ensembleschutz eine Digitalagentur für Kundenzentrierung sowie modernes Wohnen zu implementieren hat uns in den Fingern gejuckt. Ziel war es von Anfang an, den industriellen Charakter zu bewahren und gleichzeitig eine zeitgemäße und inspirierende markante Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Die Bar Centrale bietet an schweren Kaffeehaustischen und stilechten Sitzgelegenheiten einen öffentlich anmutenden, anregenden Arbeitsrahmen. (Foto: Roman Mensing)
Auf den Arbeitsebenen schirmen industrietypische gläserne Sprossenwände die ruhigen Büroflächen von offenen Bereichen ab. Für den tiefen Blick hinein in jede Etage wurden Zwischenwände beseitigt. (Foto: Jette  Golz)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Weniger die Nutzung als die durchaus schillernde Bauherrenschaft. Das Duo Jens Bormann und Elmar Grimm ist nicht nur äußerlich eine Erscheinung, sondern auch in dem Willen etwas Besonderes zu schaffen heute sicherlich eine positive Ausnahme.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Grundsätzlich eigentlich wenig, die Anbauten und die neuen Öffnungen sowie Auskragungen sind geradezu glatt durchgelaufen. Hinzu kamen im Laufe der Zeit Details, wie die goldene Rolltreppe im Entrée, welche als Idee bei einem gemeinsamen workshop Mallorca entstand. 

Einige Komponenten der Ausstattung und Möblierung, Details wie Handgriffe sind im Verlauf des Planungsprozesses entstanden, da viele Ideen und Inspirationen – auch von gemeinsamen Learning Journeys – eingeflossen sind. Zwei Jahre intensiver Abstimmung und Planung sind in diese Innenausstattung gegangen. Das überzeugende Ergebnis kann man auf jeder Etage und im Eingangsbereich sehen. Die Inneneinrichtung und die verschiedenen Themenwelten variieren von skandinavisch minimalistisch über Disco und 60er-Jahre-Bar bis zu den open Space Arbeitswelten im Industriellen Charme. 

Disco in knalligen Orangetönen (Foto: Jette  Golz)
Die goldene Rolltreppe bringt Gäste und Mitarbeiter vom Empfang direkt in die Bar Centrale im ersten Obergeschoss. (Foto: Jette Golz)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Der vorhandene Verblender hatte in Kombination mit der tragenden Konstruktion zu wenig Raum für eine nachhaltige Mineral-Dämmung. Außerdem war die Fassade in sehr schlechtem Zustand. Also haben wir diesen originalgetreu (nach dem Bestand von 1897) wiederhergestellt und die Farbe von weiß auf schwarz gewechselt, um die notwendige Abstraktion zu schaffen. Eigens für diesen Bau entwickelte Ziegel aus einer Manufaktur geben der Fassade die edle Wertigkeit.

Das hybride Zusammenspiel der dunklen Ziegelfassade, der goldenen Blechverkleidung und der großen transparenten Öffnung an der Ostfassade bestimmen den Entwurf und das zeitgemäße Auftreten einer digitalen Firma.

Foto: Roman Mensing
Im ehemaligen Pförtnerhaus befindet sich der große Besprechungsbereich, der mit der Neonleuchtreklame „lasst Blumen sprechen“ unter der Decke überrascht. (Foto: Roman Mensing)
Das Pförtnerhäuschen korrespondiert mit der großen Fassadenöffnung im Fabrikgebäude, die die gewünschte Transparenz herstellt. Mit rund zehn Metern Breite und über 13 Metern Höhe überspannt dieses Fensterelement immerhin vier Geschosse an der Ostfassade. (Foto: Roman Mensing) 
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Neben der neuen Klinkerfassade hat das durchgefärbte Gold der Blecharbeiten das Projekt im Inneren wie im Äußeren haptisch, optisch und kompositorisch extrem gehoben.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: KRESINGS)
Grundriss 1. Obergeschoss (Zeichnung: KRESINGS)
Hageloft - Wohn- und Bürogebäude / MUUUH! Group
2020
Lotter Straße 48
49078 Osnabrück

Auftragsart
Wettbewerb
 
Bauherrschaft
Hageloft GmbH, Osnabrück
 
Architektur
KRESINGS, Münster
Team: Kilian Kresing, Stefan Fuchs (Projektleiter), Hans-Georg Zündorf, Julian Hoffschlag, Raúl Zinni-Gerk, Ralf Tielke, Enzo Augello, André Pannenbäcker, Kai Binnewies, Quang-Dao Lê, Carina Bürger

Fachplaner
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Ludwig Strathmann, Telgte 
Bauphysik: Ingenieurbüro Michael Beffart, Greven 
TGA: Eversmann beratende Ingenieure, Münster 
Brandschutz: nees Ingenieure GmbH
 
Ausführende Firmen
Brüggemann Holzbau GmbH & Co. KG; Neuenkirchen
OTIS GmbH & Co KG
M&S Maler und Spezialausbau Conrad Niemann GmbH & Co KG, Georgsmarienhütte
Köhne Floorsystems, Ratingen
Rüschenschmidt & Tüllmann GmbH & Co., Münster
Fliesen Barlag, Tecklenburg
Apke Malerbetrieb, Berge
Klute & Söhne, Osnabrück
Overkamp Bauschlosserei Metallbau, Dülmen

Hersteller
Ziegel: Original Wasserstrich MSZ-NF-14/7 | Ziegelmanufaktur JANINHOFF GmbH & Co.KG, Münster
Goldenes Blech: TecuGold | KME
Holzfenster: HERA

Energiestandard 
KW 70
 
Primärenergiebedarf
Ist Wert 
BT A, Büro / Modernisierung: 70,1
BT B, Wohnen: 22,7
BT C, Neubau: 82,8
 
Bruttogeschossfläche
6.120 m²

Gebäudevolumen BRI
23.340 m³
 
Gesamtkosten
k.A.

Fotos
Roman Mensing
Jette Golz
tammen.de

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