Freiluftunterricht auf dem Sporthallendach

Trapez Architektur
4. 5月 2022
Die Staffelungen der neuen Sporthalle bieten von jeder Seite aus neue Perspektiven. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Schillerschule liegt in Sachsenhausen, einem eng bebauten Stadtteil mitten in Frankfurt. Der Schulhof im Blockinnenbereich ist dementsprechend begrenzt und bot eigentlich keinen Platz für ein Sporthallengebäude. Wir mussten also eine Lösung finden, die der Schule den dringend benötigten Raum für den Sportunterricht gibt und dennoch den Schulhof erhält.

Für den Neubau musste ein großer Teil des Schulhofs überbaut werden. Das nutzbare Dach bietet neue Möglichkeiten und kompensiert so den Wegfall der Fläche. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Ein begehbares Gebäude ist ein Kindheitstraum. Es wurde bereits bei historischen Gebäuden wie z.B. beim Dresdner Zwinger umgesetzt. 

Das Gebäude windet sich über Treppen und Rampen nach oben. Trotz des großen Volumens wirkt es leicht und harmonisch auf dem Schulhof. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Dach nutzbar zu machen ermöglichte es uns erst, überhaupt an diesem Ort eine Sporthalle zu errichten. Der Entwurf reagiert damit auf die Enge des Grundstücks und bereichert die Fläche. Die Dachfläche mit der Treppen- und Rampenanlage bietet den Schüler*innen abwechslungsreiche Räume und vergrößert die Oberfläche des Schulhofes noch ein wenig. Zudem kommt einem das Gebäude auf dem Schulhof sehr nahe. Daher wünschte sich die Schule eine behagliche Atmosphäre. Wir haben aus diesem Grund goldfarbene Kupferschindeln eingesetzt, die einen warmen Farbton haben und diesen auch im Alterungsprozess behalten. 

Treppen, Rampen, Flächen und Sitznischen ergeben vielfältige Möglichkeiten der Nutzung – die Schüler*innen können sich bewegen, sich treffen oder zurückziehen. Zusätzlich kann es als Freiluftklassenzimmer genutzt werden. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die damalige Schulleitung, der wir 2009 den ersten Entwurf der halb eingegrabenen Sporthalle vorgestellt haben, war sehr offen für unseren ungewöhnlichen Vorschlag und begeistert von der Idee des nutzbaren Dachs. Das bestärkte uns darin, die Planung so fortzusetzen.

Die Galerie liegt auf Erdgeschossniveau und ist barrierefrei zu erreichen. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Die umlaufenden Fensterbänder bringen viel Tageslicht in die Halle und gewähren Einblicke vom Schulhof aus. Das verbindet Außen und Innen. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Zunächst haben wir die Variante einer komplett eingegrabenen Sporthalle geprüft. Das hin und wieder auftretende Mainhochwasser hätte jedoch zu stark auf das Gebäude eingewirkt, sodass wir diese verwerfen mussten. Die halbeingegrabene Sporthalle war konstruktiv in den Griff zu kriegen. Zudem ergeben sich vielfältigere Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder in den Pausen. 

Es gab außerdem eine Planungspause von einigen Jahren zwischen der Beauftragung und der Umsetzung. Währenddessen änderten sich die Wünsche an die Barrierefreiheit und wir mussten den Entwurf dementsprechend anpassen. So kam der markante Aufzug hinzu, welcher die Ebenen Sporthalle, Foyer und Dachfläche verbindet.

Die warmen Farbtöne der goldfarbene Kupferschindeln und des Holzes schaffen eine behagliche Atmosphäre auf dem Dach und dem Schulhof. (Foto: Meike Hansen, Archimage)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das Besondere ist der Betondachbelag im Zusammenhang mit der Anforderung an ein Passivhaus. Die Dachdämmung muss hier stärker sein als z.B. bei Parkdecks, auf denen üblicherweise ein Betondachbelag eingesetzt wird. Gleichzeitig ist die Dach- und Rampenfläche um 6–10% geneigt. Wir mussten daher die Dachfläche durch die Dämmung hindurch gegen das Verrutschen sichern. Das erforderte eine spezielle Lösung und war eine große Herausforderung in der Planung. Auf der Dachfläche ist für den Freiluftunterricht ein Teil der Fläche abgesenkt und formt einen bankartigen Rand. Diese Dachausformung zeigt sich im Inneren der Sporthalle an der Decke.

Die Sporthalle ist in die Schulhoffläche halb eingegraben. Sie wird bei einem möglichen Jahrhunderthochwasser des Mains geflutet. Deshalb wurde eine weiße Wanne ausgebildet. Zusätzlich sichert eine zusätzliche Frischbetonverbundfolie den hochwertigen Sporthallenbau gegen das Eindringen von Wasser durch Haarrisse.

Lageplan (Zeichnung: Trapez Architektur)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Trapez Architektur)
Querschnitt (Zeichnung: Trapez Architektur)
Sporthalle Schillerschule
2021
Morgensternstraße 3
60596 Frankfurt am Main

Nutzung
Sporthalle und Schulhof

Auftragsart
öffentliche Ausschreibung = VgV-Verfahren
 
Bauherrschaft
Stadt Frankfurt am Main, Amt für Bau und Immobilien 
 
Architektur
Trapez Architektur GmbH, Hamburg
Projektleiterin: Verena Zschocke
Mitarbeit: Jarek Rygielski, Johannes Holz u.a.
 
Fachplaner
Tragwerksplanung und Abdichtungskonzept: bub+alcaraz planungsgesellschaft mbH Frankfurt am Main
Brandschutzkonzept: hilla wichert Frankfurt am Main
Bodengutachten und Baugrube: ISK Rodgau
Energetisches Konzept für Passivhausstandard: KAplus Eckernförde
TGA ELT und Aufzug: Planungsgruppe Höfel+Partner Bingen am Rhein
TGA Lüftung und Sanitär: DTF Ingenieure GmbH+Co.KG Velbert
Außenanlagen: Ipach Mayerhofer Neu-Isenburg

Bauleitung
FAAG Technik GmbH; Herr Schneider; Frankfurt am Main
 
Kunst am Bau
Giuliano von Giese, Hamburg
Große abstrakte Waldfotografie als Akustikelement
 
Ausführende Firmen
Baugrube: Mexner GmbH Bischofsheim und Walter Feickert GmbH Weilburg
Abdichtung: adicon Rödemark
Rohbau: Trautmann Bauunternehmung GmbH Sulzbach
Gerüstbau: GSB Bobenheim-Roxheim
Dach: HANS.eatische DACH.technik GmbH Hamburg
Fassade: Kupfer: Sperber Klempner GmbH Unterwellenborn
Pfosten-Riegel: Trimborn Metall GmbH Bad Honnef
Sporthallenausbau: Kneitschel GmbH Colmberg
Sportgeräte: Benz Sport Winnenden
 
Hersteller
Betonoberfläche des Schulhofdaches: streetconParkdachsysteme
Abdichtungssytem Frischbetonverbundfolie von adicon

Energiestandard 
Passivhaus
 
Bruttogeschossfläche
1.965 m²
 
Gebäudevolumen
4.997 m³

Gebäudekosten KG 300 brutto
ca. 4.000.000 €

Gesamtkosten KG 200-800 brutto
ca. 8.300.000 €

Fotos
Meike Hansen, Archimage

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