Energetisches Leuchtturmprojekt am Kloster

ppp architekten + stadtplaner
21. 12月 2022
Besonders in der Einfachheit – ein Beispiel sind die vereinten Gaubenpaare (Foto: D.Sumesgutner)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Wettbewerbsaufgabe forderte einen Entwurf für einen modernen Bürobau als energetisches Leuchtturmprojekt für die Region in einem sensiblen historischen und denkmalgeschützten Kontext, zum Teil mit Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert. Als Baufeld war die frei werdende Fläche der nicht mehr sanierungsfähigen und daher abzureißenden Amtsviehscheune festgelegt worden.

Die Form der Scheune wurde gehalten, jedoch gänzlich neu interpretiert. (Foto: Stephan Baumann)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir hatten uns in die damals noch stehende alte Amtsviehscheune auf dem historischen Klostergelände am Schaalsee „verguckt“. Gerne hätten wir die alte Scheune saniert, diese war aber leider nicht mehr zu retten. Zumindest hatten wir somit unsere Inspiration für den Entwurf, ohne jedoch ein Replikat errichten zu wollen. Der Entwurf sollte respektvoll und selbstbewusst zugleich sein.

Der Neubau wurde auf dem Fußabdruck der ehemaligen Amtsviehscheune errichtet. (Foto: Stephan Baumann)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das Ziel, ein Nahezu-Nullernergiehaus umzusetzen, forderte eine Geothermieanlage verbunden mit PV-Modulen auf dem Dach. Die Denkmalpflege akzeptierte zu Recht keine reflektierenden Oberflächen an einem Neubau in diesem historischen Kontext. Hierfür brauchten wir eine Lösung.

Wir entschieden uns, den First abzuschneiden. Hier konnten wir dann transluzente Photovoltaik-Module platzieren. So erhält das Haus nicht nur den notwendigen Strom für die Wärmepumpen, sondern auch zusätzlichen Sonneneintrag in das Dachgeschoss.

Fassadenmaterial, Fenster- und Gaubenpaare sorgen fur die eigene Identität des Gebäudes. (Foto: D.Sumesgutner)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die Gebäudekubatur orientiert sich am abzureißenden Original. Nicht oft kommt man als Architekt in die Verlegenheit, ein Krüppelwalmdach zu entwerfen.

Der Bau erhält seine Eigenständigkeit durch die Materialität und den strengen Rhythmus der Gauben- und Fensterpaare, die bauhistorisch unkorrekt sind.

Der Verbund zweier Gauben Richtung Schaalsee ist eine Besonderheit und ermöglicht einen herrlichen Ausblick aus dem Dachgeschoss auf den See. Ebenso attraktiv ist die verglaste Gebäudefassade im Eingangsbereich, hier haben die wartenden Besucher des Bürgerbüros einen freien Blick auf die Pfarrkirche und das Zisterzienserkloster.

Zwei vereinte Gaubenpaare gewähren einen freien Blick auf den Schaalsee. (Foto: Stephan Baumann)
Von Augen nicht sichtbare transluzente PV-Module sorgen fir die notwendige Stromerzeugungund fur Tageslicht im Dachgeschoss. (Foto: Stephan Baumann)
Blick aus dem Foyer des Bürgerbüros auf die Pfarrkirche und das Kloster. (Foto: Stephan Baumann)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die vorgehängte Fassade aus Ziegelplatten zieht sich über die Dachflächen bis hin zum First und fügt sich dadurch trotz der formalen Transformation behutsam in den Kontext ein. Der Ziegelbau ist zeitgenössisch und fügt sich zugleich in den Bestand ein.

Lageplan (Zeichnung: ppp architekten + stadtplaner)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: ppp architekten + stadtplaner)
 Grundriss Dachgeschoss (Zeichnung: ppp architekten + stadtplaner)
Querschnitt (Zeichnung: ppp architekten + stadtplaner)
Ost- und Nordansicht (Zeichnung: ppp architekten + stadtplaner)
Neubau Amtsscheune Zarrentin
2021
Kirchplatz 4
19246 Zarrentin am Schaalsee
 
Nutzung
Verwaltungsgebäude
 
Auftragsart
Realisierungswettbewerb | LP 1 – 9
 
Bauherrschaft
Amt Zarrentin
 
Architektur
ppp achitekten + stadtplaner, Lübeck | Hamburg
Projektbetreuender Architekt: Nils Dethlefs
Mitarbeiter: U. Leupold, S. Cuppone, M. Sperling, A. Drexler, L. Madsen, A.S. Woll
ppp architekten + stadtplaner gmbh Geschäftsführer:
Klaus-H. Petersen, Andreas Christian Hühn, Markus Kaupert, Nils Dethlefs, Gordon Boy
 
Fachplaner
Tragwerk: Schreyer Ingenieure, Bad Oldesloe TGA: Planungsgruppe KMO, Eutin
Energie: MNP Ingenieure, Lübeck Bauüberwachung: Sirius, Berkenthin
 
Ausführende Firmen
Erdarbeiten: MUT Umwelttechnik GmbH, Ludwigslust
Tiefgründungsarbeiten: Grabower Tief- und Straßenbau Haack & Stewering GmbH, Grabow Rohbauarbeiten: Bauunternehmen JOSL GmbH, Spornitz
Zimmer- u. Holzbauarbeiten: MHT Baugesellschaft mbH, Bülow
Metallbauarbeiten: Geerds Metallbau GmbH, Groß Welzin
Trockenbauarbeiten: Laudan Innenausbau und Akustikbau GmbH, Schwerin Bodenbelagsarbeiten: Metallbau Ramm GmbH, Trollenhagen
Naturwerksteinarbeiten: Peter Antonioli Terrazzo GmbH, Granzin
Bautischlerarbeiten: Tischlerei Timm GmbH, Kröpelin
Bautischlerarbeiten: Tischlerei Dittmer GmbH, Neuhaus/Elbe
Metallbauarbeiten: Metallbau Ramm GmbH, Trollenhagen
Maler- u. Lackierarbeiten: Malerbetrieb Lindemann GmbH, Dorf Mecklenburg OT Karow Landschaftsbauarbeiten: Jolitz und Söhne, Tempzin
 
Hersteller
Ziegelfassade: Petersen Tegl
Außenwand- und Dachdämmung: Ursa; Gutex
Dachabdichtung: Siga
Betonwerkstein: Euval
Innentüren: Holzhandwerk www.holzhandwerk-dittmer.de
Stahltüren: www.hoermann.de
Stahl-Glas-Türen: www.hoermann.de
Fenster + Fassaden: www.schueco.com
Rauchabzug: www.kleenlux.de
bauwerksintegrierte PV-Anlage (BIPV): www.schueco.com textiler Bodenbelag: www.fabromont.ch
Aufzug: www.haushahn.de
Leuchten: www.louispoulsen.com Terrazzo: https://terrazzo-antonioli.de/
 
Energiestandard
Nahezu-Nullenergie-Haus
 
Bruttogeschossfläche
1.196 m²
 
Gesamtkosten
4.400.000 €
 
Auszeichnung
Landesbaupreis Mecklenburg Vorpommern 2022 (doppelt ausgezeichnet)
1. Preis in der Kategorie Architektur
1. Preis in der Kategorie Technische Gebäudeausrüstung
 
Fotos
Daniel Sumesgutner, Hamburg
Stephan Baumann, Karlsruhe

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