Bildungszentrum als Campus

Kersten Kopp Architekten
11. 12月 2019
Rudolf-Steiner-Bildungszentrum, Berlin, Eurythmie- und Musiksaal (Foto: Werner Huthmacher)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Im Jahr 2013 gewannen wir den städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Bau eines Rudolf Steiner-Bildungszentrums. Dieser umfasste Bildungsangebote von Kitaplätzen bis hin zur Erwachsenenbildung auf einem Campus. Das Rudolf Steiner-Bildungszentrum bietet Weiterbildungsangebote in sozialpädagogischen sowie betriebswirtschaftlichen Fachrichtungen an.
Die Idee eines Waldorf-Campus ist in der anthroposophischen Bildungslandschaft einmalig. Die Errichtung dieses Campus auf einem ehemaligen Schulgrundstück schafft ein attraktives Bildungsangebot in einem lebendigen urbanen Kiez mitten auf der Roten Insel in Berlin-Schöneberg. 

Rudolf-Steiner-Bildungszentrum, Berlin, Flur, 2 Obergeschoss (Foto: Werner Huthmacher)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir wollten einen Ort zu schaffen, der vielen Menschen unterschiedlichen Alters ein angenehmes und inspirierendes Lern- und Lebensumfeld bietet. Weiter sollte dieser Ort ein lebendiger Teil der Roten Insel in Schöneberg werden und sich mit seinen Angeboten – dem Café, den Veranstaltungsräumen, den Spiel- und Sportangeboten, usw. – für die Bewohner des Stadtteils öffnen.

Die Gestaltung der Innen- und Aussenräume sollte diese Ansprüche umsetzen und einen angemessenen räumlichen Rahmen für die vielseitige Bildungsarbeit schaffen. Wichtig war uns, unterschiedliche Teilbereiche zu gestalten, die den Bedürfnissen der SchülerInnen Raum geben. Gleichzeitig sollte über eine durchgängige Gestaltung unter Verwendung der Materialien Holz und Sichtbeton eine Identifizierung der Gemeinsamkeit des Campus erfolgen.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der Campus liegt im Innenbereich eines gründerzeitlichen Wohnblocks zwischen Kreuzberg und Schöneberg und wird lediglich durch eine Stichstraße und querende Fuß- und Radwege erschlossen. Die Gebäude des Campus gruppieren sich um den Platz und schirmen ihn akustisch von der umgebenden Wohnbebauung ab. Im Außenraum befinden sich Spielbereiche für die Kindergarten- und Schulkinder, Flächen für den Schulgarten und für den Werkunterricht im Freien, Ballspielflächen und Pausenbereiche für die Berufsschüler.

Rudolf-Steiner-Bildungszentrum, Berlin, Ostfassade, Haupteingang (Foto: Werner Huthmacher)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Vertreter der Emil Molt-Akademie und der Freien Fachschule für Sozialpädagogik, die gemeinsam das Rudolf Steiner-Bildungszentrum gegründet haben, waren in allen Planungsphasen – von der Fördermittelbeschaffung bis zur Baufertigstellung – aktive und inspirierende Planungspartner. In einem partizipativen Prozess wurden viele Entscheidungen gemeinsam mit Arbeitsgruppen getroffen.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die Entwicklung einer intelligenten, nachhaltigen, konstruktiven und gebäudeenergetischen Lösung ist für uns bei jedem Projekt gleichermaßen Ansporn, der sinnvolle und sparsame Einsatz aller Ressourcen ist eine Selbstverständlichkeit.

Die Campusgebäude gehören zu den ersten dreigeschossigen Schulgebäuden in konstruktiver Holzbauweise in Deutschland. Die Verwendung von oberflächenfertigen Massivholzfertigteilen für Decken und Wände vereinfacht und beschleunigt den Bauablauf und schafft angenehme warme Raumoberflächen. Recycelte Zellulose-Einblasdämmung im Holzrahmenbau der Außenfassade schafft einen hervorragenden U-Wert der Gebäudehülle, eine mineralische Schüttung auf den Geschossdecken verbessert den Schallschutz und vergrößert die Speichermasse des Holzbaus. Ein im Keller des Schulgebäudes errichtetes BHKW versorgt den ganzen Campus ökologisch und wirtschaftlich mit Nahwärme. 

Rudolf-Steiner-Bildungszentrum, Berlin, Westfassade, Hintereingang (Foto: Werner Huthmacher)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die zweiachsige Tragwirkung der massiven fünflagigen Brettsperrholz-Elemente der Innenwände ermöglichte über alle Geschosse die Lastabtragung bei einem schlanken Wandquerschnitt (16cm). Gleichzeitig konnten so die großzügigen Öffnungen für die Innenverglasungen zwischen Flur und Klassenräumen sturzlos überspannt werden.

Lageplan (Zeichnung: Kersten Kopp Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Kersten Kopp Architekten)
Schnitte (Zeichnung: Kersten Kopp Architekten)
Rudolf-Steiner-Bildungszentrum
2018
Monumentenstraße 13b
10829 Berlin
 
Nutzung
Schul- und Bildungsbauten
 
Auftragsart
Der Auftrag ging aus dem Wettbewerb vom Waldorf Campus Berlin als zweiten Bauabschnitt hervor
 
Bauherrschaft
Rudolf-Steiner-Bildungszentrum gGmbH, Monumentenstraße 13b, 10829 Berlin
 
Architektur
Kersten Kopp Architekten GmbH, Berlin
Verantwortlicher Geschäftsführer: Andreas Kopp
Projektleitung gesamt: Andreas Kopp
Projektleitung Entwurf: Minka Kersten
Entwurf/Ausführungsplanung: Torsten Suschke, Katharina Cielobazki
Ausschreibung und Bauüberwachung: Alexander Kaiser
 
Fachplaner
Freiraumplanung: Gruppe F, Berlin
Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker, Beratende Ingenieure PartG mbB, Berlin
TGA: ZWP Ingenieur-AG, Berlin
Elektro: RBS Elektro GmbH, Berlin
Bauphysik: Ingenieurbüro für Bauphysik und Baukonstruktion GmbH Dipl.-Ingenieur Andreas Wilke, Berlin
Brandschutz: Eberl-Pacan Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

Ausführende Firmen
Rohbau: Zimmermeister Karsten Jantzen GmbH, Sievershagen
Seesing Bau (ANES ), Berlin
Fassade: Schmidt & Block GmbH, Groß Kiesow
Tischler: Ole Langebartels, Berlin; Fa. Ohning + Co. GmbH, Dresden; Schmidt & Block GmbH, Groß Kiesow
Bodenbelag: Stockhorst & Söhne GmbH, Berlin
Fliesen: T.F.G. Treptower Fliesenverlegung GmbH, Berlin
Maler: Malerfachbetrieb Letz GmbH, Wiesenburg
Elektro: RBS Elektroinstallation GmbH, Niedergörsdorf 
Lüftung: GBG GmbH - Guido Bars Gebäudetechnik, Guido Bars, Berlin
Sanitär: Butzke Sanitär – Heizung, Berlin
Holzbau: Zimmermeister Karsten Jantzen GmbH, Sievershagen

Energiestandard
EnEV 2014

Bruttogeschossfläche
3.395, 76 m²
 
Gebäudevolumen
12.617,30 m³

Gesamtkosten
6.980.000 €

Fotos
Werner Huthmacher

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