Schlussstein

Riehle+Assoziierte
29. luglio 2020
Blick auf den neuen Wohnraum für Studierende als Abschluss des westlichen Campusrandes (Visualisierung: Riehle+Assoziierte)
In Anbetracht des dringend benötigten Wohnraums für Studierende plant das Studierendenwerk Stuttgart auf dem Campus Stuttgart-Vaihingen am Standort Allmandring V die Errichtung einer studentischen Wohnanlage mit mindestens 300 Wohnheimplätzen mit für die studentische Gemeinschaft notwendigen ergänzenden Nutzungen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Hannes Riehle: Als bedeutendster Standort der Universität Stuttgart stellt der Campus Vaihingen eine der wichtigsten technisch orientierten Hochschulen in Deutschland dar und muss sich inhaltlich wie räumlich stets weiterentwickeln, um im Vergleich mit anderen Hochschulen auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. 

Der damit einhergehende Anstieg an Beschäftigten und Studierenden führt zu einem wachsenden Bedarf an Wohnraum, der mit einem neuen Studentenwohnheim am Standort ‚Allmandring V‘ unmittelbar westlich der kürzlich fertiggestellten Studentenwohnanlage Allmandring IV und nördlich des Stadions des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart geschaffen werden soll. 

Als eines von wenigen unbebauten Grundstücken auf dem Campus Vaihingen stellt der Wettbewerbsstandort somit den Abschluss des westlichen Campusrandes dar. Neben der besonderen Lage als Schlussstein in einer Reihe von bestehenden Studentenwohnheimen kennzeichnet die Situation vor allem der visuelle und räumliche Bezug zum angrenzenden Naturraum des Büsnauer Tals sowie die nach Norden stark abfallende Topografie des Grundstückes. 

Gesamtcampus (Zeichnung: Riehle+Assoziierte)
Städtebau (Piktogramm: Riehle+Assoziierte)
Wie organisieren Sie den neuen Wohnraum für Studierende?

Maximilian Köth: Die spezifische Lage und topografische Situation des Standortes waren sowohl die Herausforderung der Aufgabenstellung wie auch der Ausgangspunkt für die Grundidee des Neubaus: Ein Ensemble von drei Punkthäusern mit identischem Fußabdruck, jedoch unterschiedlicher Höhe werden um einen gemeinsamen Sockel gruppiert. 

Die einfache Idee eines verbindenden, horizontalen Sockels mit darüber aufgehenden, vertikalen Einzelbaukörpern erlaubt, die Anzahl der geforderten Studentenwohnheimzimmer sehr kompakt abzubilden, ohne deren visuellen Bezug zum malerischen Naturraum zu verlieren. Der Sockel wiederum verklammert die Gebäude zu einem Ensemble, gleicht die Topografie wie selbstverständlich aus und ermöglicht mit seiner horizontalen Ausrichtung gemeinschaftliche Abläufe und soziale Begegnungen auf einer Ebene. 

Der horizontale Sockel steht als gemeinsame Mitte symbolisch für Orientierung und Identität des Ensembles und macht den Blick und die Zugänglichkeit in das Büsnauer Tal visuell und physisch erlebbar. Die Punkthäuser, in denen verschiedene Formen studentischen Wohnens angeboten werden, greifen die kleinteilige städtebauliche Körnung am westlichen Campusrand auf. Der Hochpunkt als baulicher Abschluss und städtebaulicher Akzent im Westen steht im Dialog zu anderen Hochhäusern auf dem Campus und kombiniert urbane Dichte mit städtebaulicher Durchlässigkeit bei besten Aussichtslagen der Studentenzimmer über den Campus und den angrenzenden Landschaftsraum. 

Lageplan (Zeichnung: Riehle+Assoziierte)
Schnittansicht (Zeichnung: Riehle+Assoziierte)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

HR: Der städtebaulichen Grundidee folgend, entwickelt sich das Ensemble im gestalterischen Dialog zwischen monolithischem Sichtbeton-Sockel und leicht anmutenden Wohngebäuden in Holz, welche in ihrer Fassadenerscheinung die innere Flexibilität der Gebäudestruktur widerspiegeln.

Innenräumlich sind uns graduelle Übergänge zwischen öffentlichen und privaten Bereichen wichtig. Die Typologie der Grundrisse entwickelt sich daher aus einer sukzessiven Abfolge immer privater werdender Räume. Eine Raum-zu-Raum Erschließung von Treppenhaus, Gemeinschaftsbereich, Vorraum und Zimmer erzeugt eine flexible Raum-Matrix, die auf nicht nutzbare, unkommunikative Flure komplett verzichten kann und eine soziale Durchmischung und besondere Wohnqualität verspricht. 

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Riehle+Assoziierte)
Grundriss Regelgeschoss (Zeichnung: Riehle+Assoziierte)
Was wird die Qualität des neuen Quartiers ausmachen?

MK: In Punkto Qualitäten des neuen Quartiers machen wir uns zu Nutze, was wir vor Ort vorgefunden haben: eine exponierte Lage am westlichen Campusrand, eine enge Nachbarschaft zu bestehenden Wohnheimen, eine spannende Topografie, visuelle und physische Bezüge zum angrenzenden Naturraum. 

In diesem Sinne wollen wir mit einfachen Mitteln und angemessenen Grundideen eher die Potentiale des Ortes wecken als künstlich etwas neu zu erfinden.

Fenster mit Aussicht (Visualisierung: Riehle+Assoziierte)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

HR: Das Studierendenwerk Stuttgart beabsichtigt, den Neubau Allmandring V zum Wintersemester 2024/25 fertigzustellen. 

Wohnraum für Studierende auf dem Campus Stuttgart-Vaihingen am Standort Allmandring V
Nichtoffener Realisierungswettbewerb
 
Auslober/Bauherr: Studierendenwerk Stuttgart, Stuttgart
Betreuer: schreiberplan, Stuttgart
 
Jury
Prof. Zvonko Turkali, Vors. | Kai Bierich | Christof Hilzinger | Martin Hirner | Thomas Hünnebeck | Prof. Dr. Franz Pesch | Stefan Schneider
 
1. Preis
Architekt: Riehle+Assoziierte Architekten und Generalplaner, Stuttgart
Landschaftsarchitekt: Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Tragwerksplaner: Werner Sobek AG, Stuttgart, New York (US), Moscow (RU), Berlin, Hamburg, Bomonti-Şişli/Istanbul (TR), Dubai (AE), Frankfurt am Main

2. Preis
Architekt: karlundp (ehem. Karl + Probst), München
 
3. Preis
Architekt: Kauffmann Theilig & Partner Freie Architekten PartGmbB, Ostfildern/ Kemnat
Brandschutzplaner: LOVT1, Erfurt 

4. Preis
Architekt: Behnisch Architekten Partnerschaft mbB, Stuttgart, München, Boston 
Tragwerksplaner: Knippers Helbig Advanced Engineering, Stuttgart, New York City, Berlin
Energieplaner: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart, München, New York (US), Paris (FR)
Landschaftsarchitekt: Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart 
Brandschutzplaner: Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz, Berlin

Altri articoli in questa categoria