Offene Schule Waldau

C.F. Møller
27. octobre 2021
Blick auf den Eingang (Visualisierung: C.F. Møller)
Die „Offene Schule Waldau“ in Kassel soll einen Neubau erhalten, der den innovativen pädagogischen Ansätzen der sechszügigen Gesamtschule entspricht. Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?

Wir haben in dem ambitiösen und vielfältigen Programm die Chance gesehen, eine offene und zukunftsfähige Lernumgebung zu entwerfen, die durch starke Bezüge von Innen- und Außenräumen geprägt ist. Gleichzeitig soll der Schulbau eine zentrale Begegnungsstätte im Stadtteil Waldau ausmachen, und von Anwohnern innerhalb und außerhalb der Schulzeiten flexibel genutzt werden.

Dass brachte uns dazu, den Entwurf entlang eines inneren „Straßenzuges“ zu organisieren, um und an dem dann die verschiedenen Teilnutzungen liegen, immer mit Bezug zu den umgebenden Freiräumen und mit der Möglichkeit einzelne Bereiche unabhängig von den anderen zu öffnen oder zu schließen. Das Ganze soll einen einladenden und informellen Charakter haben, der den Bau und die Landschaftsräume einfach zu einem anziehenden Ort macht, der auch die umliegenden Stadtteile anspricht. 

Lageplan (Zeichnung: C.F. Møller)
Wie kamen Sie zum vorgeschlagenen Baukörper?

Sowohl die innere Organisation, mit nach obenhin abtreppenden Flächen als Respons auf altersangepasste Lernumgebungen, als auch der Bezug zu der Landschaft, insbesondere der flankierende Grünzug entlang des Wahlenbachs, haben hier Einfluss gehabt. Im Erdgeschoss liegen alle die Funktionen, die auch extern genutzt werden können, und bilden ein Sockelgeschoss, auf dem dann im 1. und 2. Obergeschoss die Unterrichtscluster liegen – so entstehen auf jedem Niveau Schulterrassen zum Spielen und Lernen, verbunden durch Aussentreppen als grüne „Shortcuts“. Gleichzeitig kann der Baukörper sich dann sensibel zum Wahlenbach hin abtreppen, und der natürliche Grünzug in einer grünen Dachlandschaft fortgesetzt werden. 

Im inneren bildet ein durchgehendes Atrium mit einer großen Sitztreppe ein natürliches Forum, und zieht Tageslicht in den zentralen Bereich des inneren „Straßenzuges“, und Verschiebungen in der Geometrie des Gebäudes schaffen viele Ecken mit optimalen Tageslichtbedingungen und sorgen für eine vergrößerte Fassadenlänge, die Tageslicht für alle tageslichtintensiven Funktionen sichert.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: C.F. Møller)
Wie organisieren Sie die Offene Schule?

Die Idee ist eine klare Kontinuität von Innen und Aussen zu schaffen, durch die Durchwegung des Erdgeschosses, und den einzelnen Clustern und Funktionsbereichen wie zum Beispiel Bibliothek oder Jugendzentrum als autonome Einheiten mit eigenen inneren Treffpunkten möglichst viel Flexibilität in der Nutzung zu bieten. Dasselbe gilt für die Unterrichtscluster, wo von Anfang an unterschiedliche Szenarien auch für zukünftige pädagogische Ansprüche mit angedacht werden. Daher sind die einzelnen Cluster vor allem als offene Flächen gestaltet, wo Kinder, Eltern und Lehrer alle mitbestimmen können, wie die Schule genutzt wird und sich an die Balance zwischen Unterricht in großen und kleinen Gruppen anpassen. 

Konkret basiert die räumliche Organisation der Schule auf der Idee, dass die Klassenräume die Verteilungsbereiche als erweiterte Unterrichtsplattform einbeziehen können, die mit ausreichend Platz und Flexibilität für Aktivitäten geschaffen werden, die teambasiertes Arbeiten unterschiedlicher Größe sowohl als Gruppe unterstützen, um sich parallel zum traditionelleren Unterricht in den einzelnen Klassenräumen zu entfalten.

Schnitt (Zeichnung: C.F. Møller)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Um der Vision des Programms einer „offenen Schule“ gerecht zu werden, ist neben der öffentlichen Nutzbarkeit der Bereiche im Erdgeschoss vor allem in dem Konzept der traditionelle Schulhof abgeschafft und stattdessen die Außenbereiche mit einer Vielzahl unterschiedlicher Zonen in der Landschaft gestaltet, die sowohl Bewegung als auch Erholungsaufenthalt einladen, aber auch direkt im Zusammenhang mit dem Unterricht genutzt werden können. Auf diese Weise hört das Unterrichtsumfeld der Schule nicht an der Fassade auf, sondern setzt sich in der Landschaft fort und erweitert die Möglichkeiten für die Organisation des Unterrichts im Einklang mit der Natur. Die Architektur ist deshalb bewusst so gestaltet, dass sie Bewegung, Spiel und Erkundung auf allen Ebenen fördert, vom großzügigen Vorplatz über größere und kleinere Aktivitätsnischen auf Straßenniveau, bis hin zu breiten, sozialen Lerntreppen, Hochebenen und Dachgärten mit Gewächshäusern. 

Innenraum (Visualisierung: C.F. Møller)
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Material, auch in Bezug auf Nachhaltigkeit, zeichnen Ihren Vorschlag aus?

Das Projekt basiert auf der Anforderung einer DGNB- Zertifizierung, die auf 6 projektspezifischen Themen basiert und eine Brücke zwischen öffentlichen, nach außen gerichteten Angeboten und einer Schule mit Raum für zukünftige Bedürfnisse und der aktuellen pädagogischen Strategie schlägt. Die 6 Themen sind: Flexibilität, Raumklima, gesundes Leben, optimaler Betrieb / lange Lebensdauer, doppelte Nutzung / hoher Nutzungsgrad und „Design für Disassembly“ um kreislauffähig zu sein.

Dies hat uns dazu inspiriert, ein flexibles und anpassungsfähiges Gebäude vorzuschlagen, das als Holzhybrid gebaut wurde und als offenes Raster mit einem Minimum an tragenden Wänden konzipiert ist. Dieses bringt Vorteile in der CO₂-Bilanz, der Vorfertigung und der Errichtungszeit, und basiert darauf das Sockelgeschoss als Massivbau zu errichten, während die darüberliegenden Geschosse als leichter Holzbau erstellt werden wo die Bauteile bezüglich zukünftiger Wiederverwertung optimiert werden können.

Ansicht West (Zeichnung: C.F. Møller)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Ende 2024 ist hier das Ziel.

Offene Schule Waldau in Kassel
Nicht offener Wettbewerb

Auslobung: Stadt Kassel Immobilien GmbH & Co. KG
Betreuung: Hille Tesch Architekten+Stadtplaner PartGmbB, Mainz
 
Jury
Prof. Tobias Wulf, Vors. | Christof Nolda, Stadtbaurat, Stadt Kassel | Prof. Klaus Anderhalten | Thomas Wirth | Christian Geselle, OB, Stadt Kassel | Manuel Coote, Schulleiter OSW | Peter Ley, Geschäftsführer GWGpro
 
1. Preis
C.F. Møller Architects, Kopenhagen/Berlin
C.F. Møller Landscapearchitects, Kopenhagen
Mitarbeit: Mads Mandrup Hansen, Henrik Drejer, Simon Reseke
 
2. Preis
schneider+schumacher Planungsges. mbH, Frankfurt am Main
Carla Lo Landschaftsarchitektur, Wien
Mitarbeit: Till Schneider, Christian Simons, Max Passgang, Moritz Engel, Carla Lo, Sara Stojakovic
 
3. Preis
h4a Gessert + Randecker Generalplaner GmbH, Stuttgart
Mitarbeit: Peter Arenz, Verena Ilgen, Madlin Maierhofer, Lea Michelfeit, Laura Hoffmann
P-38 Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, München
Mitarbeit: Andreas Fischer, Leslie Sasse, Iven Roos

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