Zuzug am Rhein in Bonn

Katinka Corts
15. février 2022
Foto: BBR / Nicole Compère

Der Erweiterungsbau entstand ab Ende 2016 nach Plänen von Stefan Lippert. Der Berliner Architekt konnte sich 2013 mit seinem Entwurf in einem Realisierungswettbewerb durchsetzen, auch weil dank des kleinen Fußabdrucks des Baus viel Grünraum erhalten werden konnte. 

Auf einer Grundfläche von etwa 20 mal 30 Metern umfasst der Neubau zwanzig Geschosse, drei davon unterirdisch. Die rund 8400 Quadratmeter Nutzfläche werden für Büros, Archive und einen Konferenzraum genutzt. In der Bonner Rheinsilhouette ist der 68-Meter-Bau einer der Mittelgroßen – gleich nebenan befinden sich der 162 Meter hohe Post-Tower (Bauzeit 2000–2002, Murphy und Jahn / Werner Sobek) und der 115 Meter hohe Lange Eugen (Bauzeit 1966–1969, Egon Eiermann), in dem sich bis 1999 die Büros der Mitglieder des Deutschen Bundestages befanden und der seit 2006 zum UN-Campus gehört.

Der Neubau soll als Pilotprojekt den Goldstandard im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) erreichen. Daher spielten Kriterien der Nachhaltigkeit bereits während des Wettbewerbsverfahrens und in der anschließenden Planungsphase eine bedeutende Rolle, wie es in der Pressemitteilung heißt. So sorgt ein geothermischer Brunnen für die nachhaltige Wärme- und Kälteversorgung des Neubaus, für die energieeffiziente Lüftung des Gebäudes sind ein Luft-Erd-Register sowie hocheffiziente Wärmerückgewinnungssysteme verbaut.

 

Foto: BBR / Nicole Compère
Foto: BBR / Nicole Compère

Komplett gläsern zieht sich die Doppelfassade mit integriertem Sonnenschutz über das Gebäude, durchbrochen wird diese flächige Erscheinung nur von den horizontalen Fugen vor den Geschossdecken. Da die Lüftungsflügel versetzt angeordnet sind, ergibt sich ein geschossweise verspringendes Muster. Mehrere doppelgeschossige Wintergärten, die sich auf unterschiedlichen Höhen an den Gebäudeecken befinden, sorgen für optische Abwechslung und sollen dem Aufenthalt und der Kommunikation außerhalb der Arbeitsbereiche dienen.

Während das Gebäudeäußere anmutig daherkommt, ist das Innere sehr funktional gehalten: Hellgrüne Spannteppiche ziehen sich über den Boden der Gänge und Räume (sowie über die Füße der Sichtbetonstützen und alle Wandanschlüsse als Putzkante), die Gestaltung der abgehängten Technikdecke mit allen benötigten Installationen engt den Raum unglücklich ein. Die Begrünung der Orangerie im Erdgeschoss und in mehreren Wintergärten soll dafür der Aufenthaltsqualität zuträglich sein – und nicht zuletzt dürfen sich die Mitarbeiter*innen ja auch über einen phänomenalen Blick weit über das Rheinufer und in die grüne Landschaft hinaus freuen. 

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