Gegen die Sommerhitze

Manuel Pestalozzi
19. mai 2020
Einer der drei Teilpläne der „Fachplanung Hitzeminderung“ betrifft das Kaltluftsystem. Bauwerke sollen die Ströme kühler Luft künftig nicht mehr behindern. (Plan: Stadt Zürich)

Im Sommer 2018 stieg das Quecksilber in Zürich so hoch wie selten. Der Hitzesommer hat den voranschreitenden Klimawandel unübersehbar gemacht und eindrücklich ins Bewusstsein gerufen. Für die Zukunft ist in der Stadt mit einem weiteren Anwachsen der Zahl der Hitzetage und Tropennächte stark zu rechnen. Die nun vorgelegte „Fachplanung Hitzeminderung“ verfolgt daher drei Ziele: erstens die Hitzeminderung in der ganzen Stadt, zweitens die Entlastung besonders betroffener Gebiete und schließlich drittens den Erhalt des sogenannten Kaltluftsystems. Dazu sind drei Teilpläne erarbeitet worden.

Der Teilplan „Kaltluftsystem“ soll sicherstellen, dass der Zustrom kühler Luft nicht durch Bauten unterbrochen wird. Er geht auf die Topographie des Stadtgebietes ein – und zu dieser gehören auch die Bauwerke. Diese sollen Kaltluftströme, die von den diversen Hangflanken ins Limmat-, Furt- und Glatttal verlaufen, nicht behindern. „Nicht nur bei Planungswerkzeugen wie dem kommunalen Richtplan, sondern auch bei konkreten Bauvorhaben konnten wir die entsprechenden Erkenntnisse aus der Fachplanung bereits berücksichtigen“, sagte dazu Hochbauvorsteher André Odermatt an der Präsentation. Als Beispiel nannte er den Wettbewerb für das neue Schulhaus Borrweg unterhalb des Uetlibergs, bei dem die Erfüllung der stadtklimatischen Anforderungen ein wichtiges Kriterium war.

Der Teilplan „Hitzeminderung“ geht auf den Beitrag von Vegetation, Wasserflächen und Verschattungselementen ein. Er befasst sich mit diversen spezifischen Bebauungsstrukturen und enthält Vorschläge für deren Außenräume. Im Teilplan „Entlastungssystem“ schließlich geht es um die Erreichbarkeit von kühlenden Freiräumen im Stadtgefüge. Sie sollen für alle in der Nähe sein oder auf klimatisch angenehmen Wegen erschlossen. Der Teilplan weist sogenannte Hotspots für den Tag und die Nacht aus. Diese sind recht ausgedehnte Flächen, etwa in den Stadtkreisen im Talboden, das Quartier Höngg am rechtsufrigen Hang hingegen wird hier völlig ausgeblendet. In den Hotspots ist ein „Entlastungssystem“ angedacht, das die genannten Eigenschaften sicherstellt. Viele Grünanlagen, Plätze und Wege erfüllen in den Augen des Stadtrats bereits die „stadtklimatischen Anforderungen“, andere müssen optimiert oder möglicherweise neu gebaut werden.

Der Stadtrat hat überdies einen konkreten Maßnahmenkatalog für die nächsten vier Jahre erstellt. Der aktuelle kommunale Richtplan enthält die Ansätze zur Hitzeminderung. Die Stadt sammelt jetzt Erfahrungen mit Pilotprojekten. Für private Bauherrschaften entfaltet die Fachplanung keine Rechtswirkung. Auf ihrer Basis werden jedoch Informations- und Beratungsangebote entwickelt und auch Fördermaßnahmen für Beiträge zur Hitzeminderung (zum Beispiel Baumpflanzung auf Privatgrund) geprüft. Die drei sehr detaillierten Teilpläne lassen sich von der Website der Stadt herunterladen.

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