Neues Leben für die Laubfroschoper?

Katinka Corts
26. octobre 2022
Foto: Klaus Englert

Als die kleine Stadt Mettmann, die zwischen Düsseldorf und Wuppertal liegt, im Jahr 1982 eine eigene Stadthalle erhielt, waren damit auf 8000 Quadratmetern große und kleine Räume für Veranstaltungen, eine Bücherei und Gastronomie gewonnen. Die Architektur von Wolfgang Rathke, der auch schon 1976 in Ibbenbüren das kristallförmige Stadttheater baute, war dem Zeitgeist entsprechend äußerst ungewöhnlich: Die Hülle des langgestreckten Baus ist mit grün gestrichenen Platten verkleidet, die Kubatur knickt immer wieder ab und verspringt. Der Kosename Laubfroschoper ließ nicht lange auf sich warten, und das Gebäude wurde über die Jahre zum kulturellen Zentrum der Stadt.

Foto: Klaus Englert

Nach langjähriger Nutzung stimmte der Stadtrat 2019 für den Abriss der Stadthalle. Kurz darauf im Oktober reagierte die Oberste Denkmalbehörde von NRW und Ministerin Ina Scharrenbach ließ verlauten, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt würde, als typische Architektur aus den 1980er-Jahren – wobei sich damals bereits der Landesverband Rheinland, die Stadt und ein externer Denkmalsachverständiger uneins über die Unterschutzstellung waren. Zugleich hieß es aus dem Amt, auch ein Abriss sei nicht undenkbar. Wie das? Gemeint war damit die sogenannte sekundäre Erhaltung des Denkmals, bei der die Stadt das Objekt auf eigene Kosten komplett wissenschaftlich dokumentierten müsse vor Umbau oder Abriss. Bürgermeister Thomas Dinkelmann beschrieb dies als „unnötiges Steine in den Weg legen“, denn die Neandertalhalle sei eine große finanzielle Belastung für die Stadt und für ihren Erhalt würden viele Millionen Euro gebraucht.

Foto: Klaus Englert
„Ich wundere mich, wie sorglos mit der denkmalgeschützten Stadthalle umgegangen wird. [...] Typisch scheint mir die bekannt ablehnende Haltung gegenüber der Beton-Architektur der siebziger und achtziger Jahre, obwohl sich Alt-Mettmanner gerne an Veranstaltungen in der Stadthalle erinnern.“

Klaus Englert

Mittlerweile hat der Mettmanner Stadtrat für den Abriss der denkmalgeschützten Neandertalhalle gestimmt und damit bereitwillig die Vorgaben der Stadtverwaltung übernommen, wie Englert in seiner Petition schreibt. Das „denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren“ zum Abbruch ist eingeleitet, die Stadtverwaltung arbeitet an der städtebaulichen Entwicklung des Areals. Stadtverwaltung und Stadtrat blendeten dabei das architektonische Umnutzungspotential der Neandertalhalle aus, was allein schon aus ökologischen Gesichtspunkten das Hauptanliegen sein müsste. Eine intelligente Umnutzung mit Schaffung interessanter und funktionaler Räume wäre laut Englert eine große Chance für Mettmann, die voll auf nachhaltiges Bauen setzt. „Alles andere ist eine Vergeudung von Ressourcen, eine Vergeudung kreativer architektonischer Phantasie, die nachweislich vorhanden ist“, so Englert.

Foto: Klaus Englert

Sich neu zu erfinden, ist in Mettmann indes nicht neu: Bereits in den 1960er-Jahren war die mittelalterliche Innenstadt großflächig umgebaut worden, damals fielen vor allem Wohnhäuser und Fabrikgebäude größeren Neubauten zum Opfer. Seit 2010 wird die Innenstadt nun erneut umgebaut und saniert, wobei besonders Einkaufsmöglichkeiten sowie Geschäfts- und Wohnhäuser entstehen und die Straßen der Innenstadt zu Spielstraßen umgebaut werden. Geld benötigt die Stadt aktuell auch für die Neuordnung der Schullandschaft. Doch inwieweit die Weiterentwicklung einer Stadt immer zu Lasten bestehender Bauten geschehen muss, sollte weiter diskutiert werden. Vielleicht ist denn auch ein stadtbildprägender Laubfrosch es wert, erhalten und mit neuer Nutzung versehen zu werden, mit der die alte Hülle weiterbestehen darf und zugleich eine Erneuerung in Mettmann möglich wird.

Petition einsehbar auf openpetition.de

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