Lerndorf

dichter Architektur
6. mayo 2020
Blick auf die Schulerweiterung der IGS Süd in Langenhagen (Visualisierung: dichterarchitektur)
Im niedersächsischen Langenhagen soll die 2014 gegründete Gesamtschule IGS Süd erweitert werden. Welche Ausgangs-Situation haben Sie vorgefunden?

Bei der Besichtigung der derzeitigen Schulanlage im Zuge des Kolloquiums, wurde der Widerspruch zwischen der ambitionierten Zielsetzung des Wettbewerbs und dem gebauten Bestand deutlich. Die Adresse des Schulzentrums ist durch alternative, wenig attraktive Zuwegungen geschwächt. Ein paar wenige Einfamilienhäuser verhindern, einen direkten und repräsentativen Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel. Die gewünschte Verflechtung mit dem öffentlichen Raum, sowie eine Anbindung an den angrenzenden Park, sind derzeit nur bedingt gegeben. Das Haupthaus, ein von 1937 bis 1955 entstandener Gebäudekomplex, wurde als Flurschule entworfen und bietet keine räumliche Grundlage für moderne pädagogische Konzepte. 

Bestand (Foto: dichterarchitektur)
Wie kamen Sie zu dem vorgeschlagenen Baukörper?

Viele zeitgenössische Schulen werden als großmaßstäbliches Bauwerk zugunsten einer kompakten innenräumlichen Verbindung konzipiert. Dies schien uns für die IGS-Süd nicht zielführend zu sein. Die für einen Schulzentrumsbau benötigten, zusammenhängenden Bauflächen stehen nur auf dem neu erworbenen Grundstücksteil und in relativer Entfernung zu den Bestandsbauten zur Verfügung. Wir haben die Aufgabe jedoch so verstanden, dass Alt und Neu eine Einheit bilden sollen. 

Gesamtanlage der IGS Süd in Langenhagen (Skizze: dichterarchitektur)
Wie organisieren Sie die neue Schulerweiterung?

Im Grunde haben wir drei miteinander verbundene Außenräume geschaffen, welche die Adresse an der Angerstraße mit dem Brinker Park verbindet. Jeder dieser drei Freiräume findet seine Widmung durch jeweils einen Schulneubau (Primarstufe, Sekundarstufe I, und Sekundarstufe II) und der dazugehörigen Sporthalle. Im Gelenkpunkt, zwischen den drei Schulhöfen, wurden Mensa und Aula zu einem Forum-Hauptgebäude zusammengefasst. Dessen Erdgeschoss öffnet sich zu den drei Schulhöfen, belebt und nutzt diese. Darüber hinaus dient das Forum als Orientierungshilfe, da es von jeder der Campus-Zuwegungen gleichermaßen wahrnehmbar ist. Verwaltung, Hort und Ganztagsschule verhelfen den Bestandsbauten zu neuem Leben. 

Lageplan (Zeichnung: dichterarchitektur)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: dichterarchitektur)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Wir sind weniger an dem einen Thema als mehr der Vielschichtigkeit einer Bauaufgabe interessiert. Dementsprechend bemühen wir uns um eine ganzheitliche Antwort. Bezug nehmend auf die städtebauliche Anordnung fühlen wir uns insbesondere durch Camillo Sitte inspiriert, der Abkehr von fluchtenden Gebäudefronten zugunsten eines gegliederten Außenraumes mit Platzfolgen, Rückzugsmöglichkeiten und Blickbeziehungen. Die Gebäudehüllen der einzelnen Bauwerke sind ein Ausdruck unseres grundsätzlichen Interesses an echten und würdevoll alternden Materialien, strukturierten Fassaden, einfachen Gebäudeformen, ausformulierten Eingängen und ausdrucksstarken Dachlandschaften. Darüber hinaus bemühen wir uns um eine Erscheinung, die dem Geist des Ortes gerecht wird. 

Ansichten, Schnitte (Zeichnungen: dichterarchitektur)
Schulerweiterung der IGS Süd in Langenhagen
Nichtoffener Realisierungswettbewerb
 
Auslober/Bauherr: Stadt Langenhagen, Langenhagen
Betreuer: scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbh, Dortmund
 
Jury
Mikala Holme Samsøe, Vors. | Ellen Dettinger | Prof. Andreas Fritzen | Hiltrud Maria Lintel | Prof. Carsten Roth

1. Preis
Architekt: dichter Architektur, Berlin
Landschaftsarchitekt: bbz landschaftsarchitekten, Berlin, Freiburg, Bern CH)
 
2. Preis
Architekt, Landschaftsarchitekt: Gerber Architekten GmbH, Dortmund, Hamburg, Berlin, Shanghai (CN), Riad (SA)
 
3. Preis
Architekt: Sinning Architekten, Darmstadt
Landschaftsarchitekt: Sommerlad Haase Kuhli - Landschaftsarchitekten, Gießen

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