Werkstattverfahren für Media City Babelsberg

Manuel Pestalozzi
5. septiembre 2022
Seit der ersten Präsentation hat sich am Projekt für den Bürokomplex nichts bedeutendes verändert.

Vor rund einem Jahr wurde erstmals bekannt, dass KW Development am Randesdes Filmparks ein Büro-Projekt mit dem Studio Libeskind realisieren möchte. Es steht im Zusammenhang mit einem angestrebten  MediaTech Hub (MTH). Gegen das Vorhaben gibt es Bedenken. German Architects berichtete darüber. Der erste von zwei über die Stadt organisierten Workshopterminen hatte das Ziel, dass sich die Interessierten zunächst über die Rahmenbedingungen und Zielsetzungen für die Grundstücksentwicklung verständigen – im Kontext der Umgebung wie der Perspektiven eines MTH für Potsdam insgesamt. Im Beratungsgremium, das die Stadt zusammenstellte, waren neben dem Grundstückseigentümer*innen und Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung der Landeshauptstadt Potsdam unter anderem der Gestaltungsrat, der Beteiligungsrat und die Bürgerinitiative Medienstadt sowie Akteur*innen aus dem Medienbereich vertreten. Der Anlass fand am 26. August im Restaurant „Prinz Eisenherz“ im Filmpark statt und wurde auch per Livestream im Internet übertragen.

In der „Werkstatt“ wurden primär Positionsbezüge ausgetauscht, wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) mitteilen. Daniel Libeskind und seine Frau Nina sahen sich bemüßigt, ihre Pläne für die bis zu 66 Meter hohe Media City zu verteidigen. Er wolle ökologisch hochwertig bauen und so, dass das höchste der geplanten Gebäude von der Großbeeren- und der August-Bebel-Straße faktisch nicht zu sehen sei, sagte Libeskind gemäß PNN. Die Präsentation des aktuellen Planungsstandes liess keine größeren Neuerungen zur ersten öffentlichen Präsentation im November 2021 erkennen. Zu sehen bekam das Publikum ein bisher nicht veröffentlichter „digital animierter Rundflug durch die Media City in Skizzenform“. Er habe verdeutlicht, wie geschwungen die Bauten werden sollen, schreibt der PNN-Berichterstatter. Nina Libeskind bekräftigte die Nachhaltigkeitskompetenz des Büros: „Wir haben das schon an anderer Stelle gut gemacht und wissen, wie das geht.“

Bedenken zum Projekt äußerten Stadtverordnete der Linken und der Grünen. Kritisiert wurden die Architektur – „man verliert darin die Orientierung und fühlt sich verloren“ –, die Verkehrserschließung und die Höhe. Auch der Gestaltungsrat, der die Stadt in Architekturfragen berät, meldete sich mit kritischen Voten. Seine Vorsitzende, Städtebauprofessorin Sophie Wolfrum, sagte, leider habe man immer noch keine Visualisierung gesehen die zeige, wie sich das Vorhaben in das Viertel einfügt. Zudem müsse der Rahmenplan für den gesamten Standort überdacht werden – es müsse geprüft werden, ob zum Beispiel geplanter Wohnungsbau in der Nähe noch sinnvoll sei. Gefragt wurde außerdem, warum in den bisherigen Visualisierungen keine Grünflächen zu sehen sind und warum angesichts der Klimakrise so viel Boden versiegelt werden soll.

Die SPD-Stadtverordnete Babette Reimers meinte, die öffentliche Zugänglichkeit der Media City stehe im Widerspruch mit den eigentlichen Filmproduktionsstätten, die naturgemäß abgeschottet seien. Peter Effenberg vom Potsdamer Media Tech Hub-Netzwerk betonte, die Belange des Filmstudios müssten bei den Planungen zentral berücksichtigt werden – sonst bestehe die Gefahr, dass es irgendwann kein Studio mehr gebe. Mehrere Voten gaben der Hoffnung Ausdruck, dass sich Potsdam zum bedeutenden „Digitalstandort“ entwickelt, der auch Unternehmen aus dem boomenden Gaming-Sektor anzieht. In diesem Kontext könnte die Media City eine wichtige Rolle spielen.

Insgesamt überzeugte der erste Workshop manche nicht. Neben der Werbekampagne der Initiator*innen und Positionsbezügen der Gegner*innen entwickelte sich keine Stimmung des konstruktiven Austauschs. Am 25. November ist der zweite Werkstatttermin vorgesehen. Das Resultat dieses Verfahrens soll es Potsdams Stadtverordneten erlauben, beim Vorschlag der Änderung des Bebauungsplans für die  Media City gut informiert ein ausgewogenes Votum abzugeben.

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