Eine Zukunft für den Niederländischen Pavillon

Manuel Pestalozzi
23. mayo 2023
Der einstige Solitär verwandelt sich durch die abgetreppte, offene Blockrandbebauung in einen Hofbau. (Visualisierung: Macina)

Die Themen von damals sind heute immer noch die gleichen: Nachhaltigkeit, Verdichtung, Schonung der Ressourcen. Sie alle versammelte der Niederländische Pavillon während der Expo 2000 selbstbewusst in einer skulpturalen, siebengeschossigen Struktur, die eine Fläche von einem halben Quadratkilometer bot. Die Ebenen wurden mit für die Niederlande typischen Bodenformationen bepflanzt: Wälder, Blumenfelder, Dünenlandschaften. Auf dem Dach entstand eine künstliche Landschaft mit einem See und Windrädern. Sie pumpten Wasser aufwärts und schufen so einen Kreislauf. Offenbar wurde das Konzept für den Pavillon aber nicht über die Dauer der Expo hinausgedacht, obwohl man ihn stehen ließ. Die Struktur rottete jahrelang auf dem Expogelände vor sich hin. Die Niederländischen Landschaften serbelten, die notwendige Kuration fehlte, Vandalismus erledigte den Rest. Der Pavillon wurde zum Mahnmal missverstandener Nachhaltigkeit. Der Weg vom Leuchtturm zum »Lost Place« war rekordverdächtig kurz.

Die Microapartmens sollen in ihrer Zahl die Wirtschaftlichkeit des Projektes sichern. (Visualisierung: MVRDV)

Die schlechten Zeiten haben jetzt ein Ende. Im September 2017 erwarb der zu der Bremischen Zech-Gruppe gehörende hannoversche Immobilienentwickler Die Wohnkompanie Nord GmbH das Gebäude. Unter dem Namen »HY_live« sollen basierend auf einem Campus-Konzept Co-Working-Spaces, 380 Mikroapartments sowie ein Gastronomieangebot entstehen. Die zukünftigen Bewohner*innen und erwartet ein umfangreiches Service- und Dienstleistungsangebot: von Community Areas wie Lounge, Bibliothek, Fitnessraum, Dachterrasse oder Bar bis hin zu Mobilitätskonzepten wie Car Sharing und E-Bikes. Und auf einer mittleren Ebene des Pavillons ist ein offener Garten geplant, der an die einstigen Expo-Plattformen erinnern wird. Das Umwandlungskonzept stammt wiederum von MVRDV, welche offenbar ihre Sturm und Drang-Phase hinter sich gelassen haben und sich heute nüchtern der Machbarkeit und den Erfordernissen des Marktes stellen. Ihren Experimentalturm umgeben sie mit Neubauten, die einen partiellen Blockrand schaffen. Sie sollen helfen, den ehemaligen Pavillon wirtschaftlich zu betreiben. Und es wird wirklich ernst: Am 11. Mai fand auf dem Expogelände die Grundsteinlegung für das zweite Leben des Pavillons statt. Rund 60 Prozent der Micro-Apartments seien bereits verkauft, meldet die Wohnkompanie. Die Fertigstellung des Umwandlungsprojekts ist für 2025 geplant.

2019 war der Pavillon noch ein eingezäunter Solitär mit ungewisser Zukunft. (Foto: Simon Reinhardt/Wikimedia Commons)

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